| # taz.de -- Union fordert mehr Ausbürgerungen: Deutsch auf Abruf | |
| > Die Regierung macht Tempo bei Abschiebe- und | |
| > Einbürgerungs-Verschärfungen. In der Debatte zeigt die Union, wie wenig | |
| > ihr der deutsche Pass wert ist. | |
| Bild: „Die deutsche Staatsbürgerschaft darf nicht entzogen werden“, heißt… | |
| Plötzlich soll alles ganz schnell gehen, sowohl bei der lange verschleppten | |
| Reform des Staatsangehörigkeitsrechts als auch bei den | |
| Abschiebeverschärfungen. [1][Beides soll noch vor Weihnachten beschlossen | |
| werden]. Dabei gibt es an den Gesetzesvorhaben berechtigte Kritik. Beim | |
| Abschiebegesetz sind enorme Grundrechtseinschnitte geplant. Beim | |
| Staatsangehörigkeitsrecht sollen Ausnahmen für jene wegfallen, die | |
| unverschuldet auf Sozialleistungen angewiesen sind. | |
| All das wäre Grund genug, sich diesen Gesetzen mit Sorgfalt zu widmen. Noch | |
| dazu kommen von überall neue Änderungswünsche: Das beginnt bei dem Katalog | |
| an fragwürdigen Maßnahmen gegen Geflüchtete, die die | |
| Ministerpräsidentenkonferenz vereinbart hat. Und es endet bei der Forderung | |
| der Union, Doppelstaatler*innen bei antisemitischer Betätigung die | |
| deutsche Staatsangehörigkeit zu entziehen. | |
| Antisemitismus ist in Deutschland ein riesiges Problem. Der Vorschlag der | |
| Union hat aber wenig zu tun mit echter Sorge um jüdische Menschen. Vielmehr | |
| sieht sie die Chance, abermals zu erklären: Antisemitismus sei vor allem | |
| ein „importiertes“ Problem – das Flugblatt in Hubert Aiwangers Schultasche | |
| lässt grüßen – und die doppelte Staatsbürgerschaft ohnehin ein Fehler. | |
| Natürlich gilt es, genau zu prüfen, wen man einbürgert. Dabei sollten | |
| Antisemitismus und [2][andere Formen von Menschenfeindlichkeit] | |
| Ausschlussgründe sein. Schon jetzt aber können Einbürgerungen bis zu zehn | |
| Jahre lang zurückgenommen werden, wenn über die Voraussetzungen getäuscht | |
| wurde. Danach aber ist und bleibt ein Mensch mit deutschem Pass Deutscher. | |
| Es ist interessant, dass ausgerechnet die Union der deutschen | |
| Staatsbürgerschaft dieses Gewicht nehmen will. Immerhin ist sie es, die der | |
| Ampelkoalition deren „Entwertung“ vorwirft. „Die deutsche | |
| Staatsbürgerschaft darf nicht entzogen werden“, heißt es im Grundgesetz. | |
| Was die Union fordert, heißt aber nichts anderes als: Wer zwei Pässe hat, | |
| soll für immer Deutscher auf Abruf bleiben. | |
| 1 Dec 2023 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Migrationspolitik-im-Bundestag/!5973295 | |
| [2] /Brandanschlag-auf-Gefluechtetenunterkunft/!5973050 | |
| ## AUTOREN | |
| Dinah Riese | |
| ## TAGS | |
| Staatsbürgerschaft | |
| doppelte Staatsbürgerschaft | |
| Migration | |
| Abschiebung | |
| Schwerpunkt Flucht | |
| Saskia Esken | |
| Staatsbürgerschaft | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Migrationspolitik im Bundestag: Grüner Redebedarf bei Abschiebungen | |
| Der Bundestag debattiert über Verschärfungen in der Migrations- und | |
| Lockerungen in der Integrationspolitik. Es ist eine hitzige Diskussion. | |
| SPD-Vorsitzende Saskia Esken: „Migration löst viele Probleme“ | |
| Der Staat muss mehr Verantwortung für bessere Chancen für Kinder | |
| übernehmen, sagt SPD-Vorsitzende Esken. Sie fordert ein Sondervermögen für | |
| Bildung. | |
| Neues Staatsbürgerrecht: Staatsbürgerreform beschlossen | |
| Das Kabinett hat den Entwurf von Innenministerin Faeser gebilligt. Grüne | |
| und Linke kritisieren fehlende Ausnahmen für arme Menschen. |