| # taz.de -- Melonis Asylverfahrenslager in Albanien: Zwischenlager nicht vorges… | |
| > Meloni und ihr albanischer Amtskollege Rama einigen sich auf eine | |
| > Zwischenstation für aus dem Mittelmeer Gerettete. Mit EU-Recht ist das | |
| > unvereinbar. | |
| Bild: Italiens Premierministerin Giorgia Meloni Anfang November in Rom | |
| Es ist ein Präzedenzfall: Über 20 Jahre ist es her, dass der damalige | |
| deutsche SPD-Innenminister Otto Schily Asylverfahrenslager in Nordafrika | |
| ins Spiel brachte. Alle Diplomaten, die seither ein EU-Nachbarland dafür | |
| gewinnen wollten, bissen auf Granit. Dass Giorgia Meloni nun Albanien zu | |
| einer Zusage zu bewegen vermochte, ist ein politischer Coup, mit dem die | |
| rechtsextreme Ministerpräsidentin [1][angesichts der rekordverdächtig hohen | |
| Ankunftszahlen] in Italien zweifellos punkten wird. | |
| Für Schutzsuchende bedeutet er eine weitere Entrechtung. [2][Der Deal] ist | |
| umso erstaunlicher, da Albanien als Standort für Asylverfahrenslager schon | |
| länger im Gespräch war. Bereits 2018 hatte die EU angefragt, ob nicht auf | |
| dem Mittelmeer Gerettete in dem Westbalkanstaat für die Dauer des | |
| Asylverfahrens geparkt werden könnten. | |
| Das Land wies das Ansinnen damals empört zurück: Es sei, wie „verzweifelte | |
| Menschen irgendwo abzuladen, wie Giftmüll, den niemand will“, sagte | |
| [3][Ministerpräsident Edi Rama] damals. Dass er es sich anders überlegte, | |
| wird die laufende Debatte über Asylverfahren in Drittstaaten – auch | |
| hierzulande – weiter anfachen. Auf dem Balkan gibt es ja noch andere | |
| Staaten, werden sich einige denken. | |
| Dabei haben sowohl Meloni als auch die deutschen Befürworter der | |
| Verlagerung keine Antwort auf zentrale Fragen. Denn einige der nach | |
| Albanien Verfrachteten wird Italien aufnehmen, einen Teil wird es | |
| abschieben können. Viele der Abgelehnten aber nicht – wegen unklarer | |
| Identität, Staatenlosigkeit, Herkunft aus Kriegsgebieten oder aus anderen | |
| Gründen. Wo sollen sie hin? Deshalb stimmte bisher kein Land einem solchen | |
| Modell zu. Gut möglich, dass Italien dafür bisher auch keine Idee hat und | |
| der Albanien-Deal deshalb noch platzt. | |
| Italien ist fraglos politisch bereit, Rechte der Schutzsuchenden zu | |
| übergehen. Doch das EU-Recht legt genau fest, wo und wie Asylsuchende | |
| untergebracht werden müssen. Sie in irgendwelche anderen Länder zu bringen | |
| und dort festzuhalten, ist nicht vorgesehen. Ob Melonis Deal in Straßburg | |
| Bestand hat, ist höchst zweifelhaft. | |
| 8 Nov 2023 | |
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| Christian Jakob | |
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