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# taz.de -- DFB-Sportdirektor Völler bei Nius: Rudi, mir graut vor dir
> Rudi Völler kritisiert gerne die Berichterstattung über den DFB. Jetzt
> saß er in der Talkshow eines rechten Senders.
Bild: Rudi Völler, DFB-Direktor für die Nationalmannschaften
So, jetzt pass mal auf, lieber Rudi! Ich erklär dir jetzt mal was. Ach ja,
ich rede dich jetzt einfach mal mit Du an. Das bist du ja gewöhnt. Vor
allem einer hat dich immer gnadenlos angeduzt. Du weißt schon, dieser
Waldemar Hartmann, der Sportmoderator, der leider überhaupt nicht so
drollig ist, wie er aussieht. [1][Waldi wird der Mann genannt, als wäre er
ein Schoßhündchen.] Das ist der Mann, den die Süddeutsche Zeitung mal als
Duzmaschine bezeichnet hat, nun wahrlich nicht. Aber dazu später mehr.
Vielleicht ahnst du ja schon, weshalb ich mich an dich wende. Es geht um
dein Gespräch mit Waldemar Hartmann auf Nius.
Nius? Hast du dir mal Gedanken darüber gemacht, was sich hinter diesem
merkwürdigen Namen verbirgt? Bist du vom DFB, bei dem du ja als Direktor
für die Nationalmannschaften einen hohen Posten bekleidest, irgendwie
gebrieft worden, worauf du dich da einlässt? Abgeraten hat dir ja offenbar
niemand im DFB von einem Auftritt bei diesem Onlinemedium, zu dessen
Grundingredienzien eine tägliche Portion Rassimus gehört. Aber vielleicht
hast du ja auch niemanden gefragt. Aufgetreten bist du jedenfalls im
schicken Polohemd mit dem Adler auf der Brust und den vier Sternen für die
vier Weltmeisterschaften, die Deutschland gewonnen hat.
Ich sag dir mal, wie das ausgesehen hat. Wie der Auftritt eines hohen
DFB-Vertreters in offizieller Mission. Und das ausgerechnet bei den
Faktenverdrehern von Nius, wo man noch jede Statistik so hingebogen hat,
dass es ins eigene rechte Narrativ passt. Oder bist gar selber ein rechter
Säger – so wie der ehemalige [2][Bild-Chefredakteur Julian Reichelt, der
bei Nius jeden Tag aufs Neue vor der Zerstörung] des deutschen Vaterlands
durch Robert Habeck oder irgendeinem anderen Grünen warnt? Ehrlich, Rudi,
das mag ich nicht glauben.
Und jetzt komm mir nicht mit der Geschichte von der alten Freundschaft zu
Waldemar Hartmann. Lass mich in Frieden mit der alten Geschichte von deinem
Interview mit ihm nach einem 0:0 der deutschen Nationalmannschaft auf
Island. Du warst damals als Teamchef der Coach der deutschen Auswahl und
hast dich über die Berichterstattung beschwert. „Ich kann diesen Käse nicht
mehr hören nach jedem Spiel, in dem wir kein Tor geschossen haben, dann ist
noch ein tieferer Tiefpunkt. Das ist das Allerletzte. Wechselt den Beruf,
das ist besser.“
Und dann bist du Hartmann persönlich angegangen: „Müssen wir uns denn alles
gefallen lassen? Du sitzt hier locker, bequem auf deinem Stuhl, hast drei
Weizenbier getrunken.“ Was haben wir gelacht damals! [3][Der Weißbier-Waldi
war geboren.] 20 Jahre ist das jetzt her.
Aber, jetzt mal im Ernst, Rudi: Das ist nicht mehr witzig. Der Waldi hat in
den vergangenen Jahren eine weite Reise angetreten. Am Ende hat sie ihn von
der ARD zu Nius geführt. Qualifiziert dafür hat er sich unter anderem durch
ständiges Wettern gegen das Gendern, das er als Vergewaltigung der Sprache
bezeichnet. Wenn du seine Auftritte verfolgt hat, dann wirst du wissen,
dass er bei Nius ganz gut aufgehoben ist. „Waldis dritte Halbzeit“ heißt
seine Fußball-Rubrik, die er da hat, das weißt du ja jetzt, wo du da warst.
Weißt du auch, was er da macht?
Er macht das, was sich gehört bei einem Medium, das sich „Stimme der
Mehrheit“ nennt. Er klopft populistische Sprüche – gegen den Videobeweis
zum Beispiel oder für deutsche Tugenden auf dem Platz. Einmal hat er seine
Frau zitiert. Die habe gefragt, warum sich Jenni Hermoso, die spanische
Weltmeisterin, nicht körperlich gewehrt habe, als ihr der damalige
Verbandschef bei der Siegerehrung einen Kuss auf den Mund aufgezwungen hat.
Ja, Rudi, es geht ziemlich finster zu bei Nius. Gefällt dir das? Ist das
deine Welt? Hast du dem Beißer Waldi das halbstündige Interview gegeben,
weil es dir wichtig war, genau da, bei Nius, zum Thema Spielführerbinde die
Botschaft abzusondern, „dass die deutschen Farben wieder im Vordergrund
stehen“ sollen? Es sieht fast so aus.
Rudi, mir graut vor dir!
22 Nov 2023
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## AUTOREN
Andreas Rüttenauer
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