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# taz.de -- Waldemar Hartmann über Journalismus: „Presseclub ist ein Stammti…
> Der von der ARD zwangspensionierte Waldemar Hartmann kritisiert den
> Verfall des Journalismus. Er distanziert sich von der CSU und bringt eine
> Biografie heraus.
Bild: Gibt's nicht mehr: „Waldis Club“.
Sportmoderator Waldemar Hartmann will nach der Trennung von der ARD ein
autobiografisches Werk veröffentlichen. „Ich schreibe an meiner Biografie,
die im kommenden Herbst auf den Markt kommt“, sagte er der sonntaz.
Außerdem spielt er Kabarett („Born to be Waldi“) und sondiert den Markt.
Hartmann, einer der beliebtesten und zugleich umstrittensten
ARD-Moderatoren, hatte eine einjährige Vertragsverlängerung für seinen
Fußball-Stammtisch „Waldis Club“ abgelehnt – er wollte die üblichen zwei
Jahre. Mitte dieser Woche war dann seine vom zuständigen Sender MDR
vorgeschlagene Vertragsverlängerung als Moderator von „Boxen im Ersten“ von
der Konferenz der ARD-Sportchefs mit 1:8 Stimmen abgeschmettert worden.
Zwar wird in der Pressemitteilung von ARD-Sportkoordinator Balkausky auf
Hartmanns kommenden 65. Geburtstag hingewiesen; doch ganz offenbar wollte
man ihn auch loswerden und die Pfründe verteilen. Speziell „Waldis Club“
war bei der EM im Sommer von Kritikern, auch innerhalb der ARD, unter
Beschuss genommen worden („Weißbier-Duz-Sportjournalismus“) – ungeachtet
der hervorragenden Quoten der Sendung.
In einem sonntaz-Gespräch weist Hartmann die Kritik an seiner Arbeit als
„Hochmut“ zurück: „Da wird genau der polternde Haudraufjournalismus selb…
produziert, der kritisiert wird“, sagt er. In einer „Schönschreibecke“
könne man nicht den Mainstream erreichen. Das aber sei für eine solche
Sendung zwingend nötig. Auch der „Presseclub“ der ARD sei ein „Stammtisc…
Generell sei der Journalismus „leider kein Rechercheberuf mehr, sondern ein
Abschreibberuf geworden“.
Er selbst sieht sich als „unterhaltender Journalist“. Die in den letzten
Jahre im Zuge von Trainern wie Finke, Rangnick, Klopp und Tuchel erfolgte
Verfachlichung der Fußballsprache sieht er als
„Pseudoverwissenschaftlichung“. Hartmann: „Raumorientiertes Gegen-den-Ball
spielen und vertikal in die Schnittstelle: Das hat für meinen Geschmack
etwas Oberlehrerhaftes. So möchte ich nicht über Fußball sprechen.“
Hartmann hat sich nicht nur von der ARD, sondern mittlerweile auch von der
CSU entfremdet. Erstens sei er nie bei der CSU gewesen („wieder so ein
Vorurteil“), zweitens sei er inzwischen auch nicht mehr CSU-nah. „Das
konnte man bis vor ein paar Jahren sagen. Dann kam mal der Tag, an dem ich
mir die Politfiguren näher anschaute.“ Was die aktuelle Situation angeht,
so ist es nicht das erste Mal, dass man Hartmann loswerden wollte. Es
klappte nie.
„Vielleicht liegt das an meiner Biografie: Von meinem 18. Geburtstag stand
ich auf eigenen Füßen. Mit 23 habe ich meine erste Kneipe aufgemacht. Ich
musste immer für mich selbst kämpfen.“ Kommt er auch diesmal zurück? „Bei
der ARD glaube ich das nicht“, sagt ein Insider.
Wie Waldemar Hartmann seine Feuilleton-Kritiker, Feminismus, Harald Schmidt
und Mehmet Scholl beurteilt, warum er die Revolution von 1968 verschlafen
hat, ob er zum Frühstück Weißbier trinkt und was auf seinem Grabstein
stehen soll, lesen Sie in der sonntaz, die der Samstagausgabe der taz
beiliegt.
7 Sep 2012
## AUTOREN
Peter Unfried
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ARD trennt sich von Waldemar Hartmann: Eine Frage des Alters
Der Boxmoderator Waldi ist angeblich mit 65 Jahren zu alt für die ARD. Sein
Vertrag mit dem Sender läuft Ende des Jahres aus – und wird nicht
verlängert.
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