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# taz.de -- Messerangriff in Lyon: Jüdin vor ihrer Wohnung verletzt
> Ein Unbekannter greift eine Frau in Frankreich mit einem Messer an. Die
> Behörden erwägen Antisemitismus als Motiv – aktuell ist der weit
> verbreitet.
Bild: In Paris wurden Ende Oktober diverse Hauswände mit blauen Davidsterne be…
Paris taz | Eine 30-Jährige ist in Lyon von einem Mann mit einem Messer am
Bauch verletzt worden. Er griff sie an, als sie ihre Wohnungstür öffnete.
Der Täter konnte fliehen, bis zum Redaktionsschluss wurde er nicht
identifiziert. Die Polizei gab gegenüber der Zeitung Le Figaro an, die Frau
sei eher oberflächlich verletzt. Die Frau schwebe nicht in Lebensgefahr,
musste aber ins Krankenhaus gebracht werden. Dort machte sie erste Angaben
zum Ablauf der Tat.
Nach dem Angriff habe der Täter mit derselben Messer ein etwa zehn
Zentimeter langes Hakenkreuz auf die Tür geritzt. Am Türrahmen sei ein
Mesusa – ein kleines, aber gut sichtbaren Kästchen mit einer religiösen
Schrift – angebracht gewesen, wie es bei vielen jüdischen Familien Brauch
ist.
Dass es sich beim Opfer um eine Jüdin handelt, ist vor dem Kontext der
aktuellen antisemitischen Aggressionen, Bedrohungen und Schmierereien in
Frankreich sowie konfessioneller Spannungen wegen des Nahostkonflikts
relevant. [1][Seit dem 7. Oktober] gab es in Frankreich laut Innenminister
Gérald Darmanin mehr als 850 antisemitische Schmierereien und Drohungen –
doppelt so viele wie im ganzen Vorjahr. 425 identifizierte Täter müssten
sich aktuell vor der Justiz verantworten.
Die Staatsanwaltschaft erwägt antijüdische Hassgefühle als mögliches Motiv
für die Tat am Sonntag. Deshalb habe sie eine Untersuchung wegen
„versuchter Tötung mit dem erschwerenden Umstand eines antisemitischen
Motivs“ eingeleitet. Andere Motive schließen die Behörden nicht aus. Bisher
können sie sich nur auf die Aussagen des Opfers stützen. Es fanden sich
keine Zeugen; das Quartier Montluc, in Lyons Zentrum, ist nicht mit
Überwachungskameras ausgerüstet. Aber laut Polizei ließ der Täter seine
Waffe am Tatort zurück.
## Opfer meldet sich per Facebook
Der Anwalt des Opfers, Stéphane Drai, zweifelt kaum am antisemitischen
Motiv. Im Fernsehsender BFM erklärte er, es sei im Quartier bekannt, dass
an dieser Adresse eine jüdische Familie wohne. Seine Klientin habe am
Sonntag das Krankenhaus wieder verlassen.
Auf Facebook teilte sie inzwischen mit, es gehe ihr so weit gut. Im
Vergleich zu „Tausenden von Brüdern und Schwestern, die (in Israel) unter
dem Terrorismus leiden und dagegen kämpfen“, könne sie sich „nicht zu
beklagen“.
Aber auch in Frankreich hat man die antisemitischen Verbrechen der letzten
Jahre, namentlich die Entführung und Ermordung von [2][Ilan Halimi 2006],
die [3][Morde an Sarah Halimi 2017] und [4][Mireille Knoll 2018] und vor
allem die antijüdischen Attentate islamistischer Terroristen von 2012 in
einer Schule von Toulouse und 2015 im Geschäft HyperCasher in Paris nicht
vergessen.
Welche Beweggründe hinter den antisemitischen Taten in Frankreich stecken,
ist nicht immer klar. In Paris wurden Ende Oktober auf [5][diverse
Hauswände blaue Davidsterne gesprayt]. Ein Paar wurde mit Farbe und
Schablonen erwischt und verhaftet. Der 33-jährige Mann und die 28-jährige
Frau sollen aus Moldau kommen. Sie erklärten bei der Festnahme, sie hätten
im Auftrag einer Person „in Russland“ gehandelt.
5 Nov 2023
## LINKS
[1] /Schwerpunkt-Nahost-Konflikt/!t5007999
[2] /Antisemitischer-Mord-in-Frankreich/!5163868
[3] /Mord-an-juedischer-Rentnerin-in-Paris/!5768701
[4] /Mord-an-der-Juedin-Mireille-Knoll/!5492951
[5] /Antisemitismus-in-Frankreich/!5967057
## AUTOREN
Rudolf Balmer
## TAGS
Antisemitismus
Schwerpunkt Nahost-Konflikt
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