# taz.de -- +++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++: Blinken trifft Abbas | |
> Der US-Außenminister versucht weiter zu vermitteln und trifft den | |
> Palästinenserpräsidenten in Ramallah. Israels Militär setzt seinen | |
> Bodeneinsatz fort. | |
Bild: US-Außenminister Antony Blinken und der Palästinenserpräsidenten Abbas… | |
## US-Außenminister trifft Palästinenserpräsident | |
US-Außenminister Antony Blinken hat im Rahmen seiner Vermittlungsbemühungen | |
in Nahost überraschend Palästinenserpräsident Mahmud Abbas in Ramallah | |
getroffen. Die in der Stadt im Westjordanland ansässige | |
Palästinenserbehörde veröffentlichte am Sonntag Bilder des Treffens. | |
Blinken landete am Morgen auf dem Flughafen bei Tel Aviv. Den Berichten | |
zufolge sollte es bei dem Treffen mit Abbas um die Frage gehen, wie eine | |
Zukunft des Gazastreifens nach dem Krieg aussehen könnte. | |
[1][Blinken hat sich dafür ausgesprochen], dass die palästinensische | |
Autonomiebehörde von Abbas wieder die Kontrolle im Gazastreifen übernimmt. | |
Diese ist dazu aber nur im Rahmen einer Zwei-Staaten-Lösung bereit. Sie | |
wird aber von den meisten Mitgliedern der gegenwärtigen Regierung in Israel | |
als Gefahr für den jüdischen Staat angesehen und daher abgelehnt. Es gibt | |
auch rechtsextreme Minister, die eine Annexion des Westjordanland und sogar | |
des Gazastreifens anstreben. | |
Mehrere arabische Staaten und die Palästinensische Befreiungsorganisation | |
(PLO) hatten am Samstag angesichts der schlimmen humanitären Lage und der | |
hohen Zahl der Toten nach einem [2][Treffen mit Blinken] einen „sofortigen | |
Waffenstillstand in Gaza“ gefordert. Blinken setzte sich erneut für eine | |
vorübergehende humanitäre Feuerpause ein, lehnte aber einen | |
Waffenstillstand ab. (dpa/afp) | |
## Große Pro-Palästinenser-Demo in Washington | |
Bei einer Großdemonstration in der US-Hauptstadt Washington haben | |
Zehntausende Teilnehmer „Freiheit für Palästina“ gefordert. Sie verlangten | |
am Samstag unter anderem einen Waffenstillstand in den Kämpfen zwischen | |
Israel und der Hamas und dass die USA Hilfszahlungen an Israel einstellen. | |
Die Veranstalter sprachen von der größten propalästinensischen | |
Demonstration in der US-Geschichte, an der 300.000 Menschen teilgenommen | |
hätten. Auch Prominente wie Schauspielerin Susan Sarandon und der Sänger | |
Macklemore waren mit dabei. Offizielle Schätzungen der Polizei zur Zahl der | |
Teilnehmer gab es zunächst nicht. | |
Nach einer Kundgebung am Nachmittag (Ortszeit) zogen viele Demonstrierende | |
in einem Protestzug vor das Weiße Haus. Er war von Bürgerrechts- und | |
Anti-Kriegs-Organisationen initiiert worden. Unter den weitestgehend | |
friedlich Demonstrierenden machten auch einige mit [3][aggressiveren | |
Parolen] auf sich aufmerksam. Unter anderem wurde auf Plakaten US-Präsident | |
Joe Biden wegen seiner Unterstützung für Israel als „Genozid-Joe“ | |
verunglimpft. Ein Redner stachelte die Teilnehmer dazu auf, mit ihm zu | |
skandieren: „It is right to rebel! Israel can go to hell!“ | |
Die [4][US-Regierung weist ebenso wie Israel Forderungen] nach einer | |
Waffenruhe zurück, weil damit der radikal-islamischen Palästinenser-Gruppe | |
Hamas die Möglichkeit gegeben werde, sich neu zu formieren. Sie hat bislang | |
vergeblich versucht, Israel zu örtlich begrenzten Feuerpausen zu bewegen, | |
um humanitäre Hilfe für die Zivilbevölkerung zu ermöglichen. (dpa/rtr) | |
## Israelischer Militäreinsatz geht weiter | |
Die [5][israelische Armee hat ihren Militäreinsatz] gegen die | |
radikal-islamische Hamas im Gazastreifen fortgesetzt. Das von der Hamas | |
geleitete Gesundheitsministerium meldete in der Nacht zum Sonntag | |
mindestens 30 Tote bei einem von der israelischen Armee zunächst nicht | |
bestätigten Angriff auf ein Flüchtlingslager. Israels Verteidigungsminister | |
Joaw Galant sprach derweil von „schweren Kämpfen“, Truppen seien in | |
Wohngebiete eingedrungen. | |
Die Hamas erklärte, die Mehrheit der Opfer des Angriffs auf das | |
Flüchtlingslager Al-Maghasi seien Frauen und Kinder. Ein israelischer | |
Militärsprecher sagte, es werde geprüft, ob die israelische Armee zu dem | |
Zeitpunkt in dem Gebiet im Einsatz war. | |
Die Hamas setzte derweil die Evakuierung von Ausländern und Menschen mit | |
doppelter Staatsbürgerschaft aus dem Gazastreifen nach Ägypten aus. Grund | |
sei die Weigerung Israels, verletzte Palästinenser in ägyptische | |
Krankenhäuser bringen zu lassen, sagte ein Vertreter der | |
Grenzübergangsverwaltung der Nachrichtenagentur AFP. | |
„Kein ausländischer Passinhaber darf den Gazastreifen verlassen, bevor die | |
Verletzten, die aus den Krankenhäusern im nördlichen Gazastreifen evakuiert | |
werden müssen, zum Rafah-Terminal transportiert werden können“, sagte der | |
Beamte, der nicht namentlich genannt werden wollte. Nach US-Angaben hatte | |
die Hamas versucht, über den zeitweise geöffneten Grenzübergang Rafah | |
eigene Kämpfer aus dem Gazastreifen auszuschleusen. | |
Insgesamt hatten seit Mittwoch hunderte Menschen den Gazastreifen über den | |
Übergang Rafah verlassen. Ägypten kündigte am Donnerstag an, bei der | |
Evakuierung von „etwa 7.000“ Ausländern und Menschen mit doppelter | |
Staatsbürgerschaft aus dem Palästinensergebiet zu helfen. | |
Der israelische Verteidigungsminister Galant kündigte unterdessen an, den | |
Hamas-Chef Yahya Sinwar im Gazastreifen aufspüren und töten zu wollen. | |
Sinwar gilt als einer der Drahtzieher des Großangriffs auf Israel am 7. | |
Oktober. Der 61-Jährige ist seit 2017 der politische Anführer der im | |
Gazastreifen herrschenden Hamas. Nach Angaben aus Sicherheitskreisen | |
verstecken sich Sinwar und der militärische Hamas-Anführer Mohammed Deif im | |
Tunnelsystem im Gazastreifen. (afp) | |
## Neues Zeitfenster für Flucht in den Süden | |
Die israelische Armee hat den Zivilisten im Gazastreifen für Sonntag erneut | |
ein Zeitfenster für die Flucht in den Süden des Küstengebiets genannt. Die | |
israelischen Streitkräfte würden zwischen 10.00 Uhr und 14.00 Uhr Ortszeit | |
(11.00 und 15.00 Uhr MEZ) Verkehr auf einer Straße in Richtung Süden | |
zulassen, schrieb ein israelischer Armeesprecher am Samstagabend auf der | |
Plattform X (vormals Twitter). Die Armee veröffentlichte auch eine Karte | |
mit der ausgewiesenen Straße. Der Sprecher rief die Menschen auf, zu ihrer | |
eigenen Sicherheit die nächste Gelegenheit zu nutzen, nach Süden zu gehen. | |
Am vergangenen Wochenende hatte das Militär eine neue Phase im Krieg gegen | |
die im Gazastreifen herrschende Hamas eingeläutet und seine Einsätze am | |
Boden ausgeweitet. Israels Armee hatte die Menschen im Norden bereits | |
mehrfach aufgefordert, in den Süden des abgeriegelten Küstenstreifens zu | |
fliehen. Dies haben nach Militärangaben bereits mindestens rund 700.000 | |
Menschen getan. Die Vereinten Nationen sprechen sogar von 1,4 Millionen | |
Binnenflüchtlingen. Insgesamt leben im dicht besiedelten Gazastreifen mehr | |
als 2,2 Millionen Menschen. | |
Das Militär bekämpft derzeit vor allem im Norden die Einrichtungen der | |
islamistischen Hamas. Doch auch im Süden kam es bereits zu israelischen | |
Luftangriffen. Nach Darstellung der Armee gibt es dort in den für die | |
Zivilbevölkerung ausgewiesenen Gebieten ausschließlich gezielte Attacken | |
auf Führer der Hamas. Der Bereich sei keine „sichere Zone“, aber sichererer | |
„als jeder andere Ort in Gaza“. (dpa) | |
## Demonstration in Tel Aviv fordert Freilassung der Hamas-Geiseln | |
Tausende Menschen haben sich am Samstag in Tel Aviv einer von Familien der | |
rund 240 in den Gazastreifen verschleppten Geiseln der | |
militant-sialmistischen Hamas angeschlossen. „Jetzt!“, riefen die | |
Demonstranten immer wieder, um ihrer Forderung nach einer unverzüglichen | |
Befreiung der Menschen Ausdruck zu verleihen, die sich seit fast einem | |
Monat in der Gewalt der Extremisten befinden. Viele hielten Bilder von | |
Geiseln in die Höhe, unter denen auch Kinder und ältere Menschen sind. | |
Hadas Kalderon aus dem Kibbuz Nir Os, dessen Kinder im Alter von zwölf und | |
16 Jahren verschleppt wurden, forderte einen Waffenstillstand im Gegenzug | |
für die Freilassung der Geiseln, deren Schicksal seit dem 7. Oktober das | |
Land in Atem hält. Die 23-jährige Ella Ben-Ami, deren Eltern entführt | |
wurden, sagte, sie mache Ministerpräsident Benjamin Netanjahu | |
verantwortlich. Sie forderte eine Einstellung aller humanitären Hilfen für | |
den Gazastreifen, bis die Geiseln befreit sind. (ap) | |
5 Nov 2023 | |
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