# taz.de -- Tempelhofer Feld: MacGyver soll’s wieder richten | |
> Albrecht Broemme, erprobtes Organisations-Multitalent, soll die gesamte | |
> Flüchtlingspolitik des Senats steuern. | |
Bild: Wegner und Kiziltepe setzen auf Albrecht Broemme (l.) als Koordinator fü… | |
BERLIN taz | Berlin hat 3,8 Millionen Menschen, aber wenn’s ernst wird, | |
ruft der Senat, ob SPD- oder CDU-geführt, am Ende immer nur einen: Albrecht | |
Broemme. Der jetzt 70-jährige Ex-Feuerwehrchef, der bereits das | |
Corona-Krankenhaus aufbaute, die Impfzentren plante und die Ankünfte der | |
Ukraine-Flüchtlinge zu bewältigen half, soll jetzt sämtliche | |
[1][Flüchtlingsangelegenheiten im Land koordinieren] und dabei auch | |
Weisungsbefugnis haben. Das gab der Regierende Bürgermeister Kai Wegner | |
(CDU) am Dienstag nach der Senatssitzung bekannt. In der wurde auch | |
beschlossen, das Schutzgesetz für das Tempelhofer Feld zu ändern, um es für | |
Flüchtlinge nutzen zu können. Das letzte Wort dabei hat noch das | |
Abgeordnetenhaus. | |
Albrecht Broemme wirkte auf den ersten Blick gar nicht wie ein agiler | |
MacGyver – der Fernsehheld vergangener Tage, dessen Ideenreichtum | |
sprichwörtlich wurde. Buddhastatuengleich und mit der entsprechenden Ruhe | |
saß Broemme vor den Journalisten, machte kurzzeitig sogar den Eindruck, bei | |
den Ausführungen von Wegner und Sozialsenatorin Cansel Kiziltepe (SPD) | |
wegzunicken. Doch gerade diese Ruhe hob Wegner als entscheidende Qualität | |
heraus: Broemme habe immer wieder bewiesen, „dass er ein Macher ist“ und | |
Menschen mit seiner ruhigen Art zusammenführe. | |
Als Broemme selbst sprach, wirkte er wie die Verkörperung des | |
pragmatischen, von Grundoptimismus getragenen Politikansatzes, für den | |
Wegner genauso wie seine Vorgängerin und jetzige Stellvertreterin Franziska | |
Giffey (SPD) steht. Denn Broemme zitierte zuallererst gleich zwei Mottos: | |
„Erfolg haben heißt, Möglichkeiten zu sehen, wo andere nur Probleme sehen.�… | |
Und: „Suche nicht immer nach Hindernissen, vielleicht ist gar keins da.“ | |
Konkretes wusste Broemme an seinem ersten Tag im neuen Amt allerdings noch | |
nicht zu berichten. Er gab sich hoffnungsvoll, überall in der Berliner | |
Verwaltung Hilfe und fähige Leute für seine Arbeit zu finden. | |
Wegner und Sozialsenatorin Kiziltepe machten erneut klar, dass die auch mit | |
dem Änderungsgesetz zum [2][Tempelhofer Feld] – kurz: THF-Gesetz – | |
ermöglichte [3][Unterbringung von noch mehr Flüchtlingen] an einer Stelle | |
alles andere als erwünscht ist. „Aber Wünschen hilft mir nicht weiter, wir | |
müssen Politik nach den Realitäten machen“, sagte Wegner. Auch bei der | |
Suche nach den viel zitierten „dezentralen Unterkünften“ setzt der | |
Regierungschef auf Broemme: Der kann nach seinem Dafürhalten gegenüber den | |
Bezirken den richtigen Ton treffen. Die wurden aus Wegners Sicht in der | |
Vergangenheit vom Senat manches Mal vor vollendete Tatsachen gestellt. | |
Kiziltepe wehrte sich gegen den Vorwurf, eine Änderung des THF-Gesetzes sei | |
gar nicht nötig. Beim Landesparteitag der Linkspartei am Freitag etwa sah | |
deren Landesspitze darin eine Einfallstür für eine Bebauung des Feldes und | |
argumentierte, eine Flüchtlingsunterbringung wäre auch mit einer Duldung | |
möglich. „Dem ist nicht so“, widersprach Kiziltepe, „wir müssen das | |
THF-Gesetz ändern, um Rechtssicherheit zu schaffen.“ | |
28 Nov 2023 | |
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## AUTOREN | |
Stefan Alberti | |
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