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# taz.de -- Sanftes Licht im Altonaer Volkspark: Es muss halt nur richtig leuch…
> Abends im Altonaer Volkspark joggen? 48 Laternen laden dazu regelrecht
> ein. Bis ihr Licht jetzt angeknipst wurde, dauerte es allerdings
> monatelang.
Bild: Laufen in einem milden Licht
Hamburg taz | Kurz nachdem die Sonne untergeht, gehen die 48 Laternen an.
Werfen sanft gelbliche Lichtkegel auf den laubbedeckten Weg, auf dem Leute
laufend und spazierend ihre Runde ziehen. Wie eine lang gezogene
Stadionrunde (einmal rum rund 1,2 Kilometer) umschließt der Weg die ovale
Große Spielwiese im Altonaer Volkspark.
Das ist Hamburgs größter öffentlicher Park, er liegt im Westen der Stadt,
grenzt an das Volksparkstadion des HSV, die Trabrennbahn, Wohnstraßen mit
Einfamilienhäusern aus Backstein, und er birgt schöne Dinge wie Europas
ältesten Dahliengarten mit mehr als 40.000 Pflanzen. Seit 2002 steht der
Kernbereich des Parks unter Denkmalschutz.
Grüne Lichtkringel flitzen vom baumgesäumten Weg Richtung Wiesenmitte und
zurück. Immer hin und her. Hunde mit leuchtenden Halsbändern, die Bällen
nachjagen, die die Herrchen vom Weg aus auf die Wiese pfeffern. Einer hat
sogar einen grün leuchtenden Ball dabei, dem sein Hund nachhetzt. Die Farbe
erinnert an die der atomverseuchten Stange, die Homer Simpson aus seinem
Shirt pult.
## Monatelang außer Betrieb
Die 48 Laternen beleuchten die Strecke erst seit der Zeitumstellung Ende
Oktober, 400.000 Euro hat das Ganze gekostet. Nicht der Rede wert? Stimmt
schon, aber es lohnt sich dennoch, diesen Laternen, die nummeriert um die
Spielweise herum platziert sind, doch mal einen Jogging-Besuch abzustatten.
Allein schon wegen der schieren Zeit, die es dauerte, bis sie endlich
leuchteten. Die Laternen stehen da seit Februar 2022, leuchten sollten sie
seit September vergangenes Jahr.
Doch es hatte sich niemand drum gekümmert, dass dafür Stromkabel verlegt
und sie auch angeschlossen werden müssen. Darum klebten an den hübsch
mattgrauen Laternen, die ihr Licht nur nach unten abgeben und nicht die
Nacht verschmutzen, monatelang Aufkleber mit der Aufschrift: „Leuchte nicht
in Betrieb“. Der Bezirk formulierte es so: Der Grund für die Verzögerung
waren „behördeninterne Abstimmungsprozesse zu naturschutzfachlichen,
denkmalrechtlichen sowie wegerechtlichen Aspekten“.
Neben der Stromversorgung war da noch das Problem mit den Insekten und dem
Brut- und Flugverhalten der Fledermäuse. Die Leuchten sind nun durch
Verwendung eines bestimmten Lichtspektrums insektenfreundlich und werden,
weil zum Beispiel die Großen Langohrfledermäuse noch bis etwa Anfang
Dezember aktiv sind, mindestens bis dahin jeweils ab 22 Uhr langsam
heruntergedimmt und acht Minuten später abgeschaltet.
Wenn schon neue Lampen, dann solche. Die nicht stören. Denn in der Stadt
ist es ohnehin zu hell. In Hamburg allein schon wegen des Hafens. Je mehr
Wolken den Himmel verhängen, desto heller ist es, und vor allem im nassen
Herbst fällt einem ständig der diffus leuchtende und zum Anfassen tief
hängende Himmel auf den Kopf. Von unten leuchten dazu noch Werbetafeln und
eine unüberschaubare Anzahl an Lichtern und Lampen auf privaten Geländen
und an Fassaden – privat kann ja jeder so viel und so hell herumleuchten,
wie ihr oder ihm es gefällt.
## Grelles Flutlicht zum Vergleich
Auf der direkt an die Laufstrecke angrenzenden Trabrennbahn ist an diesem
Sonntagabend richtig was los. Grell leuchtet Flutlicht durch die Baumreihen
bis auf die Joggingstrecke. Problemlos kann man über einen Zaun auf die
Rennbahn schauen, auf die vorbeiziehenden Sulkys und die Pferdeställe, in
denen reger Betrieb herrscht, sonst sehen diese Stallungen immer aus, als
wäre da seit Jahren niemand drin gewesen. Direkt gegenüber: das hell
erleuchtete Hauptgebäude mit den Wetträumen und den Plätzen für die
Zuschauer. Dort ist auch der Zieleinlauf.
Um dort hinzugelangen, muss man sich auf nicht beleuchtete Pfade begeben
und um die Trabrennbahn herumlaufen. Der Volkspark ist in weiten Teilen
Wald, hügelig bisweilen und durchzogen von Wegen. Zum Glück hängt der
Novemberhimmel mal wieder tief und leuchtet diffus vor sich hin, das
verringert die Stolpergefahr.
Und gruselig ist es auch nicht, weil die nahegelegene Straße rauscht und
die Stimme des Stadionsprechers blechern aus den Lautsprechern hallt. Der
Eintritt auf die Trabrennbahn ist frei, ein paar Dutzend Leute sind noch
da, schauen das letzte Rennen des Tages und zerstreuen sich in den
nieseligen Abend.
Das letzte Stück um die Trabrennbahn herum führt an einer Straße entlang,
der Gehweg ist schmal, Autoscheinwerfer blenden, Straßenlaternen sind grell
und das Licht bricht sich in den Pfützen. Zurück auf der beleuchteten
Joggingstrecke wird klar, wie gut diese Laternen hier geraten sind. Sanftes
Licht, blendet nicht, strahlt nicht unnütz nach oben, alles fein.
13 Nov 2023
## AUTOREN
Ilka Kreutzträger
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