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# taz.de -- Unterstützung für Protest in Bangladesch: Kik und Co für höhere…
> Textilarbeitende in Bangladesch fordern mehr Geld. Was bedeutet das für
> europäische Unternehmen und Verbraucher?
Bild: Zu wenig Lohn bei den gestiegenen Preisen: Proteste in Bangladesch
Ein guter Teil der Textilien, die hiesige Geschäfte verkaufen, kommt aus
Bangladesch. Dort waren in der vergangenen Woche große Demonstrationen und
Streiks im Gange. Daran beteiligten sich auch viele Beschäftigte der
Bekleidungsindustrie, die einen höheren Mindestlohn durchsetzen wollen. Was
sagen Textilhändler wie H&M, Tchibo oder Kik zu dieser Forderung – und wie
würde sie sich bei den Verkaufspreisen hierzulande bemerkbar machen?
In dem etwa 7.000 Kilometer Luftlinie entfernten Land östlich von Indien
herrscht momentan erhebliche Unruhe. Das hat einerseits mit den nationalen
Wahlen zu tun, die im Januar 2024 stattfinden könnten, andererseits mit der
Lohnfrage.
Seit fünf Jahren gilt in Bangladesch ein Mindestlohn für
Textil-Beschäftigte von 8.000 Taka, was umgerechnet momentan 68 Euro sind –
monatlich. Das ist allerdings nur die Untergrenze. Viele Arbeiterinnen und
Arbeiter verdienen mehr, wenn sie beispielsweise Überstunden leisten. Die
Textilarbeitgeber haben kürzlich angeboten, den Mindestlohn auf 10.400 Taka
anzuheben (88 Euro).
Gewerkschafterinnen und Gewerkschaftern in Bangladesch wie Kalpona Akter
und Amirul Haque Amin, die viele Beschäftigte vertreten, reicht das nicht.
Sie argumentieren, der augenblickliche Mindestlohn bilde die starke
Steigerung der Lebenshaltungskosten im Zuge der Coronapandemie nicht
annähernd ab. Deshalb fordern Sie, die Untergrenze auf die nahezu dreifache
Höhe anzuheben – 23.000 Taka pro Monat (195 Euro). Das Bangladesh Institute
for Labor Studies hat das als notwendig berechnet.
## Zuspruch von europäischen Textil-Abnehmern
Europäische Importeure unterstützen die Forderung. In einem Brief ihrer
Organisation Act an den Verband der Textilarbeitgeber in Bangladesch nehmen
sie Bezug auf die 23.000 Taka, ohne die Summe allerdings selbst konkret zu
nennen. „Wir unterstützen einen höheren Mindestlohn“, heißt es in dem
Schreiben.
Die bessere Bezahlung müsse die tatsächlichen Lebenshaltungskosten der
Beschäftigten und ihrer Familien abdecken sowie gewisse Ersparnisse
ermöglichen. Getragen wird das Plädoyer unter anderem von den Unternehmen
C&A, H&M, Inditex, Primark, Tchibo und Zalando, außerdem vom
internationalen Gewerkschaftsbund Industriall.
## Große Unternehmen nicht festgelegt
Das deutsche Textilbündnis, eine Organisation von Bundesregierung, Firmen
und Gewerkschaften, plädiert ebenfalls für die annähernde Verdreifachung
und nennt explizit die Zahl von 23.000 Taka. Diesen Brief haben bisher
jedoch nur die drei kleineren Firmen Snocks, Vaude und Jako unterschrieben.
Darüber beschwert sich nun Gisela Burckhardt von der Frauen- und
Bürgerrechtsorganisation Femnet, die selbst im Textilbündnis mitarbeitet.
Sie fordert, die deutschen und europäischen Handelsketten sollten sich
individuell und deutlich zum höheren Mindestlohn von 23.000 Taka bekennen,
um Druck auf die Arbeitgeber in Bangladesch auszuüben.
Für die europäischen Unternehmen ist entscheidend, dass ein höherer
Mindestlohn für die gesamte Branche gilt. Dann steigen die
Produktionskosten für alle Auftraggeber gleichermaßen, ohne dass ein
Nachteil gegenüber der Konkurrenz entsteht. Die Auswirkungen auf die
Kundschaft wären moderat: Stiege der Mindestlohn in Bangladesch auf das
Dreifache, würde der Preis pro Kleidungsstück hier vielleicht um 50 Cent
bis einen Euro zulegen.
6 Nov 2023
## AUTOREN
Hannes Koch
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Kleidung
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