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# taz.de -- Serie „Bodies“ auf Netflix: Und jahrzehntlich grüßt die Leiche
> Die Netflix-Serie „Bodies“ nutzt tote Körper als Bindeglied zwischen
> verschiedenen Zeitebenen. Das ist überzeugend und packend inszeniert.
Bild: Amaka Okafor als DS Hasan in „Bodies“
Zwischen Zeitreisen, Multiversen und Co [1][wird dieser Tage so viel mit
Erzählchronologie und Realitätsebenen gespielt], dass man oft gar nicht
mehr genau weiß, wo man sich eigentlich befindet. Nach [2][„Dark“] oder
„Outlander“ fällt nun auch „Bodies“ von Drehbuchautor Paul Tomalin in …
Kategorie.
Die Körper oder vielmehr die Leichen, die der Serie ihren Titel geben, sind
das Bindeglied zwischen den Handlungssträngen verschiedener Jahrzehnte.
Oder sind es womöglich gar nicht die Leichen, sondern immer dieselbe
Leiche? Das ist nur eine von vielen Fragen, die sich hier aufdrängen.
Zunächst ist es DS Hasan (Amaka Okafor), die 2023 in London während eines
rechtsnationalen Aufmarschs in einer Gasse den nackten Körper eines Mannes
entdeckt, dem offenkundig direkt ins Auge geschossen wurde. Die Spur eines
jungen Verdächtigen verliert sich während der Verfolgung, doch es dauert
nicht lange, bis sich der Fall als deutlich komplexer als vermutet
entpuppt. Schon allein deswegen, weil sich im Schädel des Toten keine
Geschossteile finden lassen.
Was Hasan da noch nicht weiß: Den vermeintlich exakt gleichen Leichenfund
an gleicher Stelle machte bereits im Jahre 1890 DI Hillinghead (Kyle
Soller). Auch 1941 liegt, mitten während der deutschen Luftangriffe, eine
nackte Männerleiche in jener Gasse, derer sich – unter vollkommen anderen
Vorzeichen allerdings – DS Whiteman (Jacob Fortune Lloyd) annehmen muss.
Außerdem ist da noch DC Maplewood (Shira Haas), die 2053 mit ihrer Rolle
als Ordnungshüterin, als auch sie in besagter Gasse einen am Boden
liegenden, nackten Mann findet. Doch der ist womöglich noch gar nicht tot.
30 Jahre zuvor, das ahnt man schnell, hat sich eine schreckliche
Katastrophe ereignet, die eine massive Umgestaltung der Gesellschaft nach
sich zog, in der nun ein gewisser Elias Mannix (Stephen Graham) das Sagen
hat.
## Spannend anzusehen
Unabhängig von der noch offenen Frage, ob sich die Auflösung am Ende als
komplexes, sich über die Dekaden erstreckendes Thriller-Rästel oder doch
als hanebüchener Sci-Fi-Humbug entpuppt: Spannend anzusehen ist das
allemal. Der deutsche Regisseur Marco Kreuzpaintner inszeniert die erste
Serienhälfte (bevor Haolu Wang übernimmt) überzeugend, straff und packend
und kann sogar vergessen machen, dass die Budgets bei [3][Netflix] längst
nicht mehr das sind, was sie mal waren.
Die Hauptdarsteller*innen im Zentrum der Geschichte(n) tun ihr
Übriges. Zwar bürdet das Drehbuch den Ermittler*innen arg viele
persönliche Päckchen auf, die sie mit herumtragen müssen: Hasan ist
alleinerziehende Mutter und Muslima, Hillinghead muss sich in der
Zusammenarbeit mit einem heimlich schwulen Reporter mit der eigenen
sexuellen Identität auseinandersetzen, Whiteman fürchtet als Jude nicht nur
die Konsequenzen des Weltkriegs und Maplewood kann überhaupt nur laufen,
weil teuerste Technologie ihr zerstörtes Rückgrat ersetzt. Doch für die
Schauspieler*innen ist genau das natürlich dankbares Futter, das sie
durch die Bank zu nutzen wissen. Langweilig wird es in „Bodies“ also, auch
dank der erkennbar hoch gehängten Ambitionen, zu keinem Zeitpunkt.
19 Oct 2023
## LINKS
[1] /Klimawandel-und-das-Multiversum/!5850530
[2] /Finale-der-Netflix-Serie-Dark/!5693084
[3] /Netflix/!t5008117
## AUTOREN
Patrick Heidmann
## TAGS
Netflix
TV-Krimi
TV-Serien
Leichen
Körper
Tatort
Wochenendkrimi
Polizeiruf 110
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