Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Antisemitismus bei Fridays for Future: Gegenrede reicht nicht mehr
> Fridays for Future verbreitet bei Instagram antisemitische
> Verschwörungserzählungen. Die deutsche Sektion hält zwar dagegen. Doch es
> braucht mehr.
Bild: Fridays for Future 2021 bei einer Demo in Berlin
Am Mittwoch veröffentlichte Fridays for Future (FFF) als Reaktion auf den
Krieg zwischen Israel und der Hamas ein [1][Statement] auf dem
internationalen Instagramkanal der Organisation. Mit Klimaschutz hat der
Inhalt nichts zu tun. Die Bewegung verkündet stattdessen, westliche Medien
würden Gehirnwäsche betreiben, um die Bevölkerung dazu zu bringen, sich mit
Israel zu solidarisieren.
FFF bezeichnet Israel als „Apartheid-System“, den Konflikt als „Genozid�…
Der jüdische Staat wird zum absoluten Bösen erklärt, der Angriff der Hamas
als Reaktion auf Unterdrückung ausgelegt. Diese Täter-Opfer-Umkehr, in der
Israel als Sündenbock dient, verkennt nicht nur die Realität. Sie überträgt
vor allem das antisemitische Narrativ, Jüd*innen seien an ihrer
Verfolgung selbst schuld, das seine krasseste Ausprägung in Bezug auf den
Holocaust findet, auf die staatliche Ebene.
Den „westlichen Medien“ wirft Fridays for Future vor zu lügen und das Leid
der Menschen in Gaza zu verschweigen. Die Medien seien von
imperialistischen Regierungen, die Israel unterstützen, bezahlt und
beeinflusst. Damit knüpft die Klimabewegung an die [2][antisemitische
Verschwörungstheorie] an, Medien würden von jüdischen Eliten gesteuert.
Das aktuelle Statement zeigt zum wiederholten Mal, dass die junge Bewegung
ein Antisemitismusproblem hat. Bereits Anfang 2023 rief Fridays for Future
International, damals noch auf [3][Twitter, zur Intifada gegen den
„Apartheidstaat“ Israel auf]. Als Intifada werden zwei Wellen
palästinensischer Aufstände gegen Israel von 1987 bis 1993 und von 2000 bis
2005 bezeichnet, in denen vor allem israelische Zivilist*innen getötet
wurden. Schon im Herbst 2022 durfte die Gruppe „Palästina Spricht“, die
wegen antisemitischer Äußerungen bekannt ist, bei einer [4][Kundgebung von
FFF Bremen eine Rede halten.]
## „Unsere Herzen sind groß“
Zuletzt machte Greta Thunberg, die bekannteste Aktivistin der Bewegung,
Schlagzeilen, weil sie zur Solidarisierung mit Gaza aufrief. Der
entsprechende Post zeigt vier Aktivistinnen, die „Free Palestine“- oder
„Stand with Gaza“-Schilder in die Kamera halten. Eine von ihnen hat eine
Stoffkrake auf dem Knie, schon unter den Nazis Symbol einer vermeintlichen
jüdischen Weltverschwörung.
Das Bild steht für eine jüdische Elite, die die Welt mit ihren Tentakeln
umschließt. Als Reaktion auf die Kritik sagte die Schwedin, dass ihr diese
Symbolik nicht bekannt gewesen sei. Außerdem hätte sie gedacht, es
„verstehe sich von selbst“, dass sie den Angriff der Hamas verurteile.
[5][Später löschte sie das Foto] und postete eine Version, in der die Krake
nicht mehr vorkommt.
[6][Fridays for Future Deutschland solidarisierte sich noch am Tag] von
Thunbergs Post, ebenfalls per Instagram, mit den Opfern der Hamas und
Jüd*innen weltweit. Die Organisation sehe auch das Leid in Gaza, schreibt
sie weiter. Und: „All das sind keine Widersprüche. Unsere Herzen sind groß
genug, all das gleichzeitig fühlen zu können.“
Wenn die Solidarität mit Jüd*innen ernst gemeint ist, muss auf den
verschwörungsideologischen Post von Fridays for Future International eine
Reaktion folgen. Als Graswurzelbewegung hat Fridays for Future keine
transparente Organisationsstruktur, weder international noch national. Es
gibt dementsprechend kein durch die Basis gewähltes Team für
Öffentlichkeitsarbeit oder Sprecher*innen, die man für den Post zur
Rechenschaft ziehen kann.
## Delegitimation der Bewegung
Gerade deshalb stellt sich für FFF Deutschland die Frage, ob man als
Ableger einer Bewegung, die immer wieder durch Antisemitismus auffällt,
wirklich solidarisch mit Jüd*innen sein kann. Darauf muss die Bewegung
Antworten finden, die dem Ernst der Situation und der Kontinuität von
antisemitischen Parolen in FFF-Strukturen gerecht werden.
Den Hass gegen Jüd*innen, der aktuell nicht selten in Gewalt ausartet, hat
Fridays for Future mit seinem Instagramauftritt jedenfalls befeuert. Das
gefährdet Menschenleben. Und es delegitimiert eine Bewegung, die so viele
junge Menschen hinter sich vereinen konnte wie keine andere. Angesichts der
zunehmend eskalierenden Klimakrise ist auch das fatal.
26 Oct 2023
## LINKS
[1] https://www.instagram.com/p/Cy1R6XAu9Bn/?igshid=MzRlODBiNWFlZA==
[2] /Debatte-Trumps-Rhetorik-und-Pittsburgh/!5546664
[3] https://twitter.com/Fridays4future/status/1617589176655814656
[4] /Klimaktivistinnen-loesen-Gruppe-auf/!5941889
[5] /Nach-umstrittenem-Post-auf-X/!5967826
[6] https://www.instagram.com/p/CyoR1rdLym9/?igshid=MzRlODBiNWFlZA==
## AUTOREN
Elisa Pfleger
## TAGS
Schwerpunkt Fridays For Future
Antisemitismus
Instagram
Schwerpunkt Klimawandel
Schwerpunkt Nahost-Konflikt
Gaza
Hamas
GNS
Schwerpunkt Fridays For Future
Schwerpunkt Fridays For Future
Antisemitismus
Greta Thunberg
Schwerpunkt Fridays For Future
Greta Thunberg
Schwerpunkt Fridays For Future
## ARTIKEL ZUM THEMA
Nach Antisemitismus-Vorfällen: Klimabewegung auf der Suche
Luisa Neubauer distanziert sich von Greta Thunberg. Neben Fridays for
Future debattieren auch andere Klimagruppen über das Thema.
Antisemitismus in der Klimabewegung: Fridays im Kreuzfeuer
Deutsche Aktivist*innen distanzieren sich von israelfeindlichen
Statements der internationalen Bewegung.
Fridays for Future zum Gazakrieg: Antisemitismus pur
Bei Fridays for Future arbeiten offenbar Judenhasser an wichtiger Stelle.
Es wäre jetzt erst einmal gut, ihnen die kalte Schulter zu zeigen.
Antisemitismus bei Fridays for Future: Luisa Neubauer distanziert sich
Die Klimaaktivistin nimmt Abstand von internationalen
Fridays-for-Future-Kanälen, auf denen antisemitische Inhalte geteilt
wurden. Nun legt Greta Thunberg nach.
Nach umstrittenem Post auf X: Greta Thunberg reagiert auf Kritik
Die schwedische Klimaschutzaktivistin stellt in einem Post klar, dass sie
die Hamas verurteilt. Auch Fridays for Future Deutschland nimmt Stellung.
Thunberg unterstützt Palästinenser: Kritik an Klimaaktivistin
Greta Thunberg ruft zu „Solidarität mit Gaza“ auf – und unterstützt dab…
auch hamasfreundliche Gruppen. Das sorgt für heftigen Protest im Netz.
Fridays for Future: Wo seid ihr jetzt alle?
Nach 5 Jahren Klimastreik: 6 Aktivist:innen erzählen, warum sie noch an
FFF glauben, neu dazukommen – oder nicht mehr dabei sind.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.