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# taz.de -- Cricket wird olympisch: Verabredung mit den Indern
> Mit Cricket bei den Olympischen Spielen sichert sich das IOC indisches
> Interesse. Und das bevölkerungsreichste Land will nun Olympia 2036
> austragen.
Bild: Hohes Cricket-Niveau: Indien (in blau) bei der derzeit laufenden WM gegen…
Berlin taz | Nooruddin Mujadady, Aritharan Vaseekaran und Vijayshankar
Chikkannaiah versuchen, das Beste für Deutschland herauszuholen. Sie
spielen derzeit für den Deutschen Cricket-Bund die Europameisterschaft in
Spanien – und das gar nicht so schlecht. Die Gruppe F haben sie gewonnen,
und wer weiß, vielleicht geht noch mehr. Zu den Olympischen Spielen werden
es die Deutschen aber nicht schaffen.
Laut der Entscheidung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC),
Cricket schon bei den Sommerspielen 2028 in Los Angeles zuzulassen, sind
lediglich sechs Mannschaften startberechtigt. Die Deutschen rangieren in
der Weltrangliste jenseits der Top 30. Das wird also nichts mehr, nicht mal
in der olympischen Cricketvariante Twenty20, die angeblich nur drei
Stunden dauern soll.
Der Autor dieser Zeilen, so viel sei verraten, hat keine Ahnung von
Cricket. Er kann also nicht sagen, worin der Unterschied zwischen der Lang-
und der Kurzversion dieser offensichtlich elegischen Sportart liegt. Nur
dreimal kam er in seiner Schreibkarriere mit Cricket in Kontakt, einmal in
den frühen Nullerjahren, als er für den Berlin-Sport der taz [1][auf der
Suche nach der „randigsten Randsportart“] (Autokorrektur: „ranzigste
Randsportart“) der Hauptstadt war.
Im Vorjahr sah er dann gleich zweimal Spieler um das Wicket (Autokorrektur:
„Ticket“) tänzeln. In Doha, am Rand der Fußball-Weltmeisterschaft,
[2][spielten zwei Dutzend Bangladescher auf einer großen Betonfläche
Cricket]. Die Cricketonis, die zwei Monate vorher auf einer Wiese des
Kölner Grüngürtels spielten, waren ähnlich, nun ja, träge unterwegs. Der
Autor schaute jeweils gut zwanzig Minuten zu und ging dann seiner Wege.
## Olympischer Enthusiasmus
Das IOC hatte natürlich nicht Deutschland im Sinn, als es seine
Entscheidung kürzlich auf der Session in Mumbai traf, sondern Indien, das
mit 1,4 Milliarden Menschen bevölkerungsreichste Land der Welt. Trotz einer
gewissen demokratischen Verfasstheit und einer aufstrebenden Wirtschaft ist
Indien noch nicht auf der ganz großen Sportbühne aufgetreten. Weder
Olympische Spiele noch eine Fußball-WM wurden in dem Riesenland
ausgetragen. Es wird Zeit, die Lücke zu schließen, weshalb Indien nun
bekannt gegeben hat, Olympia im Jahr 2036 ausrichten zu wollen.
Das Land werde bei seinen Bemühungen, die Spiele zu organisieren, jeden
Stein umdrehen, versicherte der 73-jährige Premier Narendra Modi, ein
glühender Hindu-Nationalist. Die Bevölkerung sei sehr enthusiastisch bei
dem Gedanken an Olympia, tönte er. Es schaut so aus, als hätten die Herren
vom Olymp eine Verabredung mit den Indern getroffen.
Cricket ist dort Nationalsport, ähnlich wie Hockey [3][oder Kabaddi], wovon
der Autor dieser Zeilen noch weniger Ahnung hat. Bei den folgenden
Olympischen Spielen könnte sich die nicht indische Cricketwelt einspielen
und das IOC kurz vor den 36er-Spielen in Delhi behaupten, Cricket sei ein
auf allen Kontinenten verwurzelter Sport mit Tausenden Vereinen und
Hunderttausenden von Spielern. Dieses ubiquitäre Auftreten eines Sports
ist erwünscht, aber nicht notwendig, denn wo, bitte schön, rodelt man in
Burundi; wo fährt man in Uruguay Bob?
Aber zurück zu den Cricketeers: Eine olympische Premiere wäre es für sie
nicht. Im Jahr 1900 spielten zwei Teams im Vélodrome de Vincennes den Titel
aus, über zwei Tage: England und Frankreich. England, genauer der Devon &
Somerset Wanderers Cricket Club, gewann gegen mehrheitlich englische
Expats, die für den Gastgeber antraten.
Eine Sache in Indien, die sich nie ändert, ist Cricket, heißt es. Aber hat
der Urheber dieses Zitats, der Cricketspieler MS Dhoni, bedacht, wie sich
der Sport in den Fängen Olympias verformen kann?
19 Oct 2023
## LINKS
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## AUTOREN
Markus Völker
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