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# taz.de -- SPD-Wahlkampfveranstaltung in Hessen: Männer über Bord
> Drei führende SPD-Frauen machen Wahlkampf in Hessen auf einem Boot.
> Eingeladen sind explizit Journalistinnen. Einige Männer schäumen vor Wut.
Bild: Wahlplakat von Nancy Faeser in Hessen
The liner, she’s a lady, and‚’er route is cut an’ dried“, dichtete sc…
„Dschungel-Buch“-Autor Rudyard Kipling. Im Englischen sind alle Schiffe
weiblich. Auch wenn der Kahn „Kaiser Wilhelm“ heißt, ist er eine sie. Von
daher passt es, dass die hessische SPD zum Endspurt des Wahlkampfs mit
ihrer [1][Spitzenkandidatin Nancy Faeser] aufs Wasser geht. Mit in See
stechen als Unterstützer*innen drei SPD-Frauen, die es schon als
Ministerpräsidentin geschafft haben. Malu Dreyer aus Rheinland-Pfalz, Anke
Rehlinger von der Saar und [2][Mecklenburg-Vorpommerns Manuela Schwesig]
sind am Samstag neben vielen weiteren geladenen weiblichen Gästen an Bord.
Das ist zumindest aktueller Stand des Seewetterberichts. Da allerdings die
hessische SPD in ihrer Einladung an die Medien keck darum bat, möglichst
Frauen zwecks Berichterstattung zu schicken, brach dann ein Sturm los. Ach
was, ein Orkan! Der Vorsitzende der [3][hessischen] Landespressekonferenz
(LPK) Ewald Hetrodt von der FAZ pustete sich sogar soweit auf, vom
„Anschlag auf die Freiheit der Presse“ zu sprechen.
## Kein Männerverbot geplant
Dabei hatte es in der Einladung bloß geheißen, „mit Blick auf die
ausschließlich weiblichen Gäste der Schifffahrt fänden wir es thematisch
stimmig, wenn auch die Presseplätze mit Frauen besetzt würden“. Es ist auch
gar kein Männerverbot geplant. Männliche Journalist*innen müssen nicht
die Planke laufen, aber die Einlader*innen würden sich „wirklich
freuen“, wenn aus den Redaktionen halt die Frauen anschipperten.
„Das ist nicht lustig“, greinte LPK-Kapitän Hetrodt den Kolleg*innen vom
epd ins Logbuch. Doch, denn einen solchen Sturm im Wasserglas hat Hessen
lange schon nicht mehr gehabt. Nicht lustig ist allerdings das ptolemäische
Weltbild, das die offenbar auch noch aus dem 19. Jahrhundert übrig
gebliebenen männlichen Badewannenkapitän*innen aus der LPK als
Kompass haben. In der LPK sitzen Journalist*innen, die hauptsächlich über
Landespolitik berichten. In Hessen sind das rund 80, drei Viertel davon
Männer. Ein kurzer Blick in die Heuerliste zeigt aber, dass so ziemlich
alle Redaktionen auch Frauen in ihrem LPK-Kahn haben.
„Wie sonst auch, Machos und nicht stubenreine Hunde müssen draußen
bleiben!“, witzelt die Mitbewohnerin. Nein, es bedeutet nicht, dass die
Männer hier tabu sind. „Ist die Pressefreiheit oder die Gleichberechtigung
älter?“, fragt sie noch. Und so sorgen Frauen vor Flusslandschaft immer
noch bei Männern für Verlustängste vor Bötchenfahrt.
Zumal sie in diesem Fall eher weiblicher Natur sein dürfte. In Hessen liegt
die SPD schließlich nicht so dolle. Und wenn es im Gedicht heißt, „her
route ist cut and dried“, also die Sache wäre erfolgreich und klar, kann
davon keine Rede sein. Wir wünschen gute Fahrt und hohe Wellen.
28 Sep 2023
## LINKS
[1] /Verbot-von-rechtsextremen-Gruppen/!5959935
[2] /Manuela-Schwesigs-politischer-Aufstieg/!5795760
[3] /Gruener-Al-Wazir-ueber-Hessen/!5959569
## AUTOREN
Steffen Grimberg
## TAGS
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