| # taz.de -- Kämpfe in Bergkarabach beunruhigen UN: Aserbaidschan schießt weit… | |
| > Aserbaidschan solle die Offensive sofort beenden, fordern mehrere Länder | |
| > bei der UN-Generalversammlung. Doch Baku will nur verhandeln, wenn | |
| > Armenien kapituliert. | |
| Bild: Versteckt vor dem Beschuss der Stadt Stepanakert/Chankendi in Bergkarabac… | |
| Eriwan afp/rtr | Aserbaidschan setzt seinen Militäreinsatz in der | |
| Konfliktregion Bergkarabach trotz internationaler Appelle zur Einstellung | |
| der Kampfhandlungen fort. Die am Dienstag begonnenen militärischen | |
| Maßnahmen gingen erfolgreich weiter, teilte Aserbaidschans | |
| Verteidigungsministerium am Mittwoch mit. Kampfstellungen, | |
| Militärfahrzeuge, Artillerie- und Flugabwehrraketenanlagen sowie andere | |
| militärische Ausrüstung seien „neutralisiert“ worden. | |
| Der groß angelegte Militäreinsatz Aserbaidschans in Bergkarabach mit | |
| mindestens 27 Toten ist von der internationalen Gemeinschaft mit Besorgnis | |
| aufgenommen und auch am Rande der UN-Generaldebatte in New York | |
| thematisiert worden. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) rief am Dienstagabend | |
| (Ortszeit) erneut zu einem Ende der Gewalt auf. Frankreich forderte | |
| angesichts des Militäreinsatzes eine „Dringlichkeitssitzung“ des | |
| UN-Sicherheitsrats. Rom bot Armenien und Aserbaidschan seine Vermittlung | |
| an. Auch Moskau erklärte, das „Blutvergießen“ müsse aufhören. | |
| Nach monatelanger Eskalation im Konflikt um Bergkarabach hatte | |
| [1][Aserbaidschan am Dienstag einen groß angelegten Militäreinsatz] in der | |
| umstrittenen Kaukasusregion gestartet. Die Regionalhauptstadt | |
| Stepanakert/Chankendi sowie weitere Städte standen nach Angaben der | |
| Vertretung Bergkarabachs in Armenien unter „intensivem Beschuss“. | |
| Pro-armenische Kräfte meldeten mindestens 27 Todesopfer, darunter zwei | |
| Zivilisten. Über 7.000 Bewohner wurden demnach aus 16 Ortschaften | |
| evakuiert. Vertreter westlicher Staaten forderten ein sofortiges Ende der | |
| Kämpfe. | |
| ## Aserbaidschan fordert Kapitulation | |
| „Die erneuten militärischen Aktivitäten, davon bin ich überzeugt, führen … | |
| die Sackgasse“, sagte Scholz bei der UN-Generaldebatte in New York. „Sie | |
| müssen enden.“ Zuvor hatte er bereits erklärt, es gehe darum, „wieder | |
| zurückzukehren zum Pfad der Diplomatie“. | |
| Frankreich erklärte gegenüber der Nachrichtenangentur AFP, eine | |
| Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats zu der „illegalen“ und „nicht | |
| zu rechtfertigenden“ Offensive Bakus in Bergkarabach könne „in den nächst… | |
| Tagen“ stattfinden, möglicherweise am Donnerstag. | |
| Italiens Außenminister Antonio Tajani forderte Aserbaidschan auf, „seine | |
| Militäraktion“ in [2][Bergkarabach] „sofort zu beenden“, nachdem er sich… | |
| Dienstag am Rande der UN-Generalversammlung mit seinen armenischen und | |
| aserbaidschanischen Kollegen getroffen hatte. Er habe dem armenischen | |
| Außenminister Ararat Mirsojan sowie dem aserbaidschanischen Kollegen Jejun | |
| Bayramow seine Vermittlung in dem Konflikt angeboten, erklärte sein Büro. | |
| Auch das russische Außenministerium rief am Mittwochmorgen dazu auf, „das | |
| Blutvergießen sofort zu beenden, die Feindseligkeiten einzustellen und das | |
| Töten von Zivilisten zu beenden“. | |
| Die armenischen Behörden der umstrittenen Region verlangten einen | |
| sofortigen Waffenstillstand und Verhandlungen. Die aserbaidschanische | |
| Regierung erklärte sich grundsätzlich zu Verhandlungen bereit, forderte | |
| aber als Voraussetzung die Kapitulation der armenischen Separatisten. Sie | |
| müssten ihre Waffen abgeben, das „illegale Regime“ müsse sich auflösen. | |
| Sollte dies nicht geschehen, würde die Offensive „[3][bis zum bitteren | |
| Ende] fortgesetzt“. | |
| Im Fall einer Kapitulation schlug Baku Gespräche „mit Vertretern der | |
| armenischen Bevölkerung Karabachs“ in der aserbaidschanischen Stadt Jewlach | |
| vor. | |
| ## Stepanakert/Chankendi weiter unter Beschuss | |
| Die aserbaidschanischen Streitkräfte versuchten am Dienstag, tief in das | |
| Gebiet von Bergkarabach vorzudringen, erklärten die pro-armenischen Kräfte. | |
| Demnach setzten die aserbaidschanischen Streitkräfte Artillerie, Raketen | |
| und Kampfdrohnen ein. | |
| Bergkarabachs Hauptstadt Stepanakert/Chankendi stand nach Angaben eines | |
| AFP-Reporters am Dienstagabend weiter unter Beschuss. Gleichzeitig gab Baku | |
| bekannt, 60 armenische Stellungen erobert zu haben. | |
| Die aserbaidschanische Regierung sprach von „örtlich begrenzten | |
| Anti-Terror-Einsätzen“ in Bergkarabach. Diese zielten auf armenische | |
| Militärpositionen und von „Separatisten“ genutzte Einrichtungen. Laut dem | |
| Verteidigungsministerium in Baku wurden humanitäre Korridore zur | |
| Evakuierung von Zivilisten eingerichtet. | |
| Der armenische Regierungschef Nikol Paschinjan sprach hingegen im Fernsehen | |
| von einem aserbaidschanischen „Einsatz von Bodentruppen“ mit [4][dem Ziel | |
| einer „ethnische Säuberung“ der armenischen Bevölkerung in der Enklave]. … | |
| Armeniens Hauptstadt Eriwan demonstrierten derweil hunderte Menschen gegen | |
| Paschinjan. Sie warfen ihm Versagen bei der Verteidigung Bergkarabachs vor | |
| und forderten seinen Rücktritt. | |
| Bergkarabach gehört völkerrechtlich zu Aserbaidschan, in dem Gebiet leben | |
| aber überwiegend Armenier. Aserbaidschan und Armenien streiten seit dem | |
| Zerfall der Sowjetunion um die Enklave und lieferten sich deshalb bereits | |
| zwei Kriege, zuletzt im Jahr 2020. Damals hatte Russland nach sechswöchigen | |
| Kämpfen mit mehr als 6500 Toten ein Waffenstillstandsabkommen vermittelt, | |
| das Armenien zur Aufgabe großer Gebiete zwang. | |
| In den vergangenen Monaten hatten die Spannungen um das stark verminte | |
| Bergkarabach wieder deutlich zugenommen. | |
| 20 Sep 2023 | |
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