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# taz.de -- Der Unwille, Fußball zu spielen: Darmstadts Erben
> Nicht nur Kinderfußball braucht neue Wettbewerbe. Der Männer-Bundesliga
> täten sie auch sehr gut.
Bild: Festung Darmstadt, Stadion am Böllenfalltor
Die gute Nachricht dieses Spieltags vorab: Vielleicht werden diese Saison
die Männer des FC Bayern München tatsächlich nicht Meister. Sondern die
derzeit berauschend schön spielenden [1][Leverkusener] oder – nein, nicht
Dortmund.
Womöglich aber wird es doch der FC Bayern, obwohl der sich mittlerweile mit
so viel Elan in Ligaspiele schleppt wie andere zum Jobcenter. Denn viele
Optionen gibt es ja nicht in einer Liga, wo nur drei von 18 Teams überhaupt
versuchen, Fußball zu spielen. Vor Jahren nannte man dieses Phänomen mal
[2][Darmstadtisierung]. Etwas unfair, denn in den letzten sechs Jahren
Darmstädter Abstinenz hat sich der Underdogfußball völlig ohne Darmstädter
Zutun bis in die Höhenlagen ausgebreitet.
Frankfurt mauserte sich mit Rennen, Grätschen und Beißen vom
Abstiegskandidaten zum Pokalsieger zum Europapokalsieger. Gladbach spielte
dreimal Champions League, darunter ein Achtelfinale gegen Manchester City;
eine Paarung, die schon zwei Jahre später nach Statistikfehler klingt. Und
Union Berlin hat diesen Fußball zur logischen Konsequenz getrieben. Diese
Klubs eroberten Herzen, aber Spitzenteams waren und wurden sie nie. Wer
guten Fußball sehen will, braucht diese Liga nicht zu gucken.
Das ist längst keine gewagte These mehr, aber große Teile der Branche sind
bekanntlich gegen Veränderung allergisch. Kürzlich gab es einen
[3][Aufschrei], als der DFB verkündete, ab 2024/25 im Kinderfußball die
Tabellenwertung abzuschaffen, Festivals und neue Spielformen einzuführen.
Es werde Kindern das Leistungsprinzip abtrainiert, tobten viele alte
Männer, denen sonst nur das Gendern so viel Angst macht wie eine
(vermeintliche) Abschaffung des Wettbewerbs und der Niederlage.
Geht es um Erwachsenenfußball, reagieren ähnlich auch 99 Prozent der Fans.
Dass durch ungleiche Konkurrenz und Härte mehr Leistung entstehe, ist die
Glaubenssäule dieser Gesellschaft, es ist der Bogen, der von Friedrich Merz
bis Aki Watzke reicht. Dieser Glaube treibt große Mehrheiten in die
[4][Darmstadtisierung]. Rennen statt gestalten und zelebrieren, ängstliches
Reagieren statt Kreativität. Wir zerstören Potenzial, das vorgeblich doch
geweckt werden soll.
Wer im Kinderfußball tätig ist, weiß sehr gut, dass das aktuelle Setting
guten Fußball eher verhindert. Doch warum sprechen wir darüber nicht in der
Männer-Bundesliga? Sind neue Wettbewerbsformen dort wirklich so
unvorstellbar? Aber natürlich geht es der selbst ernannten
Leistungsgesellschaft gar nicht um bessere Leistung. Weder Bayern noch
Darmstadt.
1 Oct 2023
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## AUTOREN
Alina Schwermer
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