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# taz.de -- Merz hat Zahnneid, Edeka kickt Kellogg's: Vorsicht, Mundgeruch
> Edeka will keine Kellogg's-Zuckerschleudern mehr verkaufen. Das entlastet
> Zahnärzte eher als Merz, der Geflüchtete für ihren Zahnersatz
> diskreditiert.
Bild: Was Friedrich Merz hier wohl trinkt: Hoffentlich schadet es seinen Zähne…
taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht vergangene Woche?
Friedrich Küppersbusch: [1][Der US-Kongress] blockt die Gelder für den
Ukrainekrieg.
Und was wird besser in dieser?
Jetzt ist zumindest wirklich klar, worum es geht.
[2][Ein 14-Punkte-Plan gegen Wohnungsnot] soll bezahlbaren Wohnraum
schaffen. Wann merken wir was davon?
Wenn wir nichts merken. Steuervorteile, [3][Klimabonus], Sanierungen mögen
etwas Bewegung bringen – es sind jedoch die Schrauben, an denen früher
schon fruchtlos gedreht wurde. Kanzler Scholz setzt auf „serielles Bauen“:
einmal genehmigt, überall möglich. Das mag Bürokratie mindern und Bauherren
Geld sparen. Die nächsten Schritte wären staatlicher Wohnungsbau – und noch
obendrauf Schlichtbauweise. Manchen gruselt’s da, doch wer Klimastandards
senken kann, könnte vorher an anderen Bauvorschriften schleifen.
Laut ARD-Bayerntrend zur Landtagswahl am 8. Oktober liegt die CSU vorne,
ein Bündnis mit den Freien Wählern ist wahrscheinlich. Interessiert Sie
noch was an dieser Wahl?
Sortiert man CSU, AfD und Freie Wähler als Rechtsparteien ein, dröhnt
Bayern auf deren Zweidrittelmehrheit zu. Dabei dankt sich die Zunahme den
radikaleren Parteien. Aiwangers umjubelte Unfallflucht und das allgemeine
Einschwenken auf Migrationsthemen funktionieren wie erwartet. Interessant
scheint mir also, wie oft Söder noch vor die gleiche Wand fahren möchte.
Merz sagt über Geflüchtete: „Die sitzen beim Arzt und lassen sich die Zähne
neu machen, und die deutschen Bürger nebendran kriegen keine Termine.“ Wie
lange war der Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion selbst nicht mehr
beim Zahnarzt?
Nicht lange her, die Betäubung scheint noch anzuhalten. Merz sprach von
„300.000 abgelehnten Asylbewerbern“, tatsächlich sind weniger als die
Hälfte „ausreisepflichtig“. Um überhaupt mehr als Notfall- und
Schmerzbehandlung zu bekommen, müssen sie mindestens 18 Monate hier sein.
Merz’ Polemik ist also ein ziemlich kariöses Stummelchen, und offenbar
raten seine Ärzte zu schicken AfD-Implantaten. Die CDU als AfD für
Privatpatienten ist eine mehrfach gescheiterte Strategie; doch mit
Weisheitszähnen ist bei Friedrich Merz auch nicht mehr zu rechnen.
Der AfD-Kandidat hat die Oberbürgermeisterwahl in Nordhausen gegen den
parteilosen Amtsinhaber verloren, nachdem die Zivilgesellschaft lautstark
gegen die AfD mobilisiert hatte. Ein Vorbild demokratischen Zusammenhalts?
Und zugleich die AfD-Lieblingserzählung von den unterschiedslosen
„Altparteien“: Das ist Wasser auf die Mühle. Die Wahlbeteiligung in beiden
Wahlgängen lag jeweils unter 60 Prozent. Auf den ersten Blick erschütternd,
auf den zweiten eine Chance: Das Kaninchen guckt auf die Schlange an der
Wahlurne. Der schlaue Fuchs auf die, die nicht da sind.
Bis zu 10.200 Euro sollten Fahrer:innen von Elektroautos für ihre private
Ladeinfrastruktur erhalten. Doch nach nicht mal 24 Stunden war der
KfW-Fördertopf aufgebraucht. Zu kurz gedacht oder volle Absicht?
Eigenheimbesitzer mit E-Auto und 30.000 Euro Spielgeld auf dem Konto: Das
klingt wie eine umständliche Beschreibung von „FDP-Wähler“, und die waren
offenbar auch alle bei der KfW in der Leitung. Auf sie ist das Paket
exklusiv zugeschnitten. Mieter, Firmen oder Ökos, die auf eigene Faust
losgelegt hatten, gehen stattdessen leer aus. Aber man kann ja dann zum
Nachbarn gehen und statt einer Tasse Zucker einen Eimer Strom schnorren.
Ist ja auch nicht schlimm, wenn der Verkehrsminister seine Klientel
agitiert; Wissing ist Macht.
Bei Edeka wird es bald keine Kellogg ’s mehr geben, weil der
Supermarktkonzern die Preise der Cornflakesmarke für zu hoch hält. Betrifft
Sie das in ihren Frühstücksgewohnheiten?
Ja. Beziehungsweise ja! – oder Gut & Günstig, so heißt meine Milch. Diese
Billigmarken von Rewe und Edeka wurden übers Inflationsjahr 2022 um fast 29
Prozent teurer. Kundschaft, die teure Markenprodukte meiden wollte, lief
den Handelskonzernen also ahnungslos ins Messer. So wuchs der Umsatzanteil
der No-Name-Produkte auf stattliche 42 Prozent. Wenn ich Kellogg’s wäre,
würde ich auch sagen: Hey, Einzelhändler, wenn ihr schon eure Kunden
verarscht, warum unsere nicht gleich mit? Es ist also ein Gerangel um
Margen und Marktanteile – bei identischen Produkten. Wenn am
Cornflakesfließband genug Kellogg’s gebacken ist, kommt der Rest in
Gut-&-Günstig-Pappe, fertig. Ist mir doch Regal.
Und was machen die Borussen?
Bescheuert Punkte verschenken und mit Dusel welche gewinnen. Spannend!
Fragen: Anna Hollandt, Franziska Mayr, Vivien Mirzai
1 Oct 2023
## LINKS
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## AUTOREN
Friedrich Küppersbusch
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