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# taz.de -- Was tun mit 700 Millionen Euro: Goldenes Windrad als Stinkefinger
> 700 Millionen Euro bekam das Umweltministerium für den Verkauf der
> Offshore-Flächen. Ein Vorschlag, wie das Geld zu verwenden wäre.
Bild: Offshore-Anlage in der Nordsee
BERLIN taz | Immer wenn ich an diesem Kiosk vorbeikomme, wirbt da ein
Schild fürs Lottospielen: „22 Millionen im Jackpot!“ Und immer denke ich:
Was würde ich mit 22 Millionen Euro tun? Mir ein ordentliches Fahrrad
leisten? Alle Wohnungen in unserem Haus kaufen und Freunde einziehen
lassen? 44.000 Genossenschaftsanteile an der taz kaufen?
Vor diesem Problem steht jetzt Steffi Lemke. Plötzlich hat sie den Jackpot
geknackt: Fast 700 Millionen Euro bekommt das Bundesumweltministerium
zusätzlich aus der [1][Versteigerung der Offshore-Flächen in der Nordsee].
Klingt viel und ist auch viel: Zwanzigmal so viel wie derzeit für
Meeresschutz eingeplant.
Was tun mit so viel Geld? Steffi Lemke wird es natürlich brav dafür
ausgeben, Rastplätze für die Säbelschnäbler anzulegen, Seegraswiesen zu
mähen oder Schweinswale artgerecht zu halten. Hier ist eine bessere Idee:
Ein nationales Symbol schaffen, um der Welt zu zeigen: Das Heimatland von
Energiewende, Atomausstieg und Klimaschutz kann sich was leisten!
## Wie die Freiheitsstatue ein Golden Wheel
Wie wäre es, wenn wir mit dem unerwarteten Geldsegen in der Elbmündung eine
goldene Windkraftanlage bauen? So wie die Freiheitsstatue in New York die
Schiffe begrüßt, sollte The Golden Wheel den Containerdampfern,
Kreuzfahrtburgen und LNG-Frachtern signalisieren: Gegenwind für Fossile!
Bisher liefern ja vor allem die autoritären Fossilregimes der Welt die
Symbole: Dubai hat den höchsten Wolkenkratzer, Texas die größten
LNG-Terminals der Welt und in China gibt es sowieso immer bei allem das
Größte und Dickste.
Im Land der Ingenieure sind wir beim Klotzen eher kleinlaut geworden:
Männer und Frauen versagen gleichberechtigt beim Fußball, deutsche Autos
werden zu fossilen Fossilien, beim Militär funktionieren weder Panzer noch
Regierungsflieger, die Bratwurst wird vegan. Da wäre unser Goldrad ein
luxuriöses Öko-Ausrufezeichen an alle, die daran verdienen, die Welt in
Brand zu stecken: Wir vertrauen so sehr auf die dekarbonisierte Zukunft,
wir leisten uns goldene Windräder! Wir sind stinkend reich und werden mit
den Erneuerbaren noch reicher!
## Auch Solaranlagen eignen sich als goldene Stinkefinger
Statt auf Degrowth würden wir auf Bling-Bling setzen. Erst wenn die Saudis,
Texaner und russischen Oligarchen vor Neid platzen, werden sie sehen, dass
man Mineralöl nicht trinken kann.
Kleingeister wenden jetzt ein: Für 700 Millionen Euro bekommt man keine
vollgoldene Vestas V150 mit 160 Metern Nabenhöhe. Stimmt, dafür bräuchte
man 10 Milliarden. Aber hat damals jemand gefragt, was der Eiffelturm
kostet? Wenn das Golden Wheel sich erst mal vor Cuxhaven dreht, sollten wir
noch ein paar andere goldene Stinkefinger danebenstellen: Auch
Solaranlagen, Biogaskraftwerke, Geothermie-Bohrtürme und
Wasserstoff-Elektrolyseure lassen sich wunderbar vergolden.
8 Sep 2023
## LINKS
[1] /Windkraft-wird-zum-lukrativen-Geschaeft/!5945033
## AUTOREN
Bernhard Pötter
## TAGS
Wir retten die Welt
Windräder
Bundesumweltministerium
Energiewende
Erneuerbare Energien
Bundesamt für Naturschutz
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