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# taz.de -- 18 Monate Krieg in der Ukraine: 315 Quadratkilometer in 80 Tagen
> Wo steht die Gegenoffensive der Ukraine? Und wie groß ist der
> Materialverbrauch? Ein Überblick über die wichtigsten Frontabschnitte.
Bild: Klingt süß, ist aber tödlich: ein Mini-Mehrfachraketen-System an der F…
Berlin taz | Die laufende Gegenoffensive der Ukraine widerspricht allen
bewährten Regeln der Kriegskunst. Ohne Lufthoheit, ohne vorherige
Zerstörung der gegnerischen Artillerie aus der Luft und ohne überlegene
Truppenstärke rennen ukrainische Einheiten seit Anfang Juni gegen gut
befestigte russische Verteidigungsstellungen an, in die Tiefe gestaffelt
und geschützt von [1][riesigen Minenfeldern].
Solange die russischen Linien halten, sind unter diesen Umständen große
Geländegewinne nicht möglich. Die Ukraine setzt darauf, dass sie die
russischen Linien langsam, aber sicher schwächt und dann in die Tiefe
vorstoßen kann. An einigen Stellen wurden die vordersten
Verteidigungslinien bereits überwunden. Die zweiten und dritten sind
vielerorts ausgedünnt, weil Russland schon viel Material und Truppen nach
vorne geworfen hat.
Die Kämpfe sind sehr intensiv und es gibt keine verlässlichen Angaben über
menschliche Verluste. Doch es gibt Daten zum Materialverbrauch, weil die
westlichen Alliierten der Ukraine genau beobachten, wie erfolgreich die
Ukraine das von ihnen gelieferte Kriegsgerät einsetzt.
[2][Laut dem französischen Analysten @escortert], der die vorhandenen Daten
täglich auswertet, liegt beim Einsatz von Artillerie das Verhältnis
Russland–Ukraine bei über 7 zu 1 – Russland schießt mehr als siebenmal so
viel mit schwerem Gerät wie die Ukraine, obwohl es die Ukraine ist, die
sich in der Offensive befindet und daher stärker feuern müsste.
## Zahlenmäßig ist die Ukraine erfolgreicher
Bei Verlusten von Artillerie liegt das Verhältnis hingegen bei 1 zu 3 –
Russland verliert dreimal so viele Geschütze wie die Ukraine, obwohl die
russischen Truppen siebenmal mehr schießen, als sie selbst beschossen
werden. Dies zeugt von einer deutlich höheren Trefferquote der ukrainischen
Seite. Materialverluste insgesamt sind auf russischer Seite etwa ein
Drittel höher als auf ukrainischer.
Sowohl in Ausrüstung als auch in Ausbildung, Organisation und
Kommandostruktur und nicht zuletzt in der Moral ist die Ukraine Russland
überlegen. Russlands Übergewicht besteht allein in der Masse. Es ist ein
Krieg von Qualität gegen Quantität. Das ukrainische Kalkül ist: Qualität
schlägt Quantität – zumal ihre eigene Qualität durch verstärkte westliche
Unterstützung steigt, während die russische Quantität durch ständige
Verluste sinkt.
In 80 Tagen hat die Ukraine rund 315 Quadratkilometer befreit.
## Ein Überblick
Cherson: Ukrainische Einheiten haben an mehreren Stellen den Dnipro-Fluss
überquert und halten kleinere Brückenköpfe. Russische Militärblogger
bezeichneten die Lage jüngst als „total Scheiße“, zumal russische Einheit…
von dort zur Verstärkung anderer Frontabschnitte abgezogen wurden.
Orichiw: Im westlichen Bereich der Südfront laufen ukrainische Angriffe
seit dem 7. Juni. Zuletzt wurde vor wenigen Tagen der Ort Robotyne befreit,
10 Kilometer südlich der ursprünglichen Front. 20 Kilometer weiter liegt
der Ort Tokmak, durch den die einzige durchgehende Ost-West-Eisenbahnlinie
im russisch besetzten Süden der Ukraine verläuft.
Sollte die Ukraine Tokmak befreien und die Kertsch-Brücke zwischen Russland
und der besetzen Krim durch Beschuss dauerhaft unbrauchbar machen, wären
die russischen Einheiten auf der Krim und südlich von Cherson vom Nachschub
abgeschnitten.
Bisher befreites Gebiet: rund 80 Quadratkilometer
Welika Nowosilka: Im östlichen Bereich der Südfront laufen ukrainische
Angriffe seit dem 4. Juni. Zuletzt wurde vor wenigen Tagen der Ort
Uroschajne befreit, 9 Kilometer südlich der ursprünglichen Front. Nur
wenige Kilometer trennen die ukrainischen Truppen noch vom Ort
Staromlyniwka. Dahinter werden die russischen Verteidigungslinien dünner.
Von dort aus könnte die Ukraine entweder nach Südosten Richtung Mariupol
vorstoßen, eine vergangenes Jahr fast komplett von Russland zerstörte
Großstadt mit immenser symbolischer Bedeutung für die Ukraine, oder nach
Süden Richtung des wichtigen Hafens Berdjansk.
Bisher befreites Gebiet: rund 190 Quadratkilometer
Awdijiwka: Seit 2014 liegt die westliche Vorstadt von Donezk an der
Kriegsfront. Im Frühjahr dieses Jahres versuchte Russland, sie zu
umzingeln. Im Sommer hat die Ukraine dies gestoppt.
Bachmut: Die Industriestadt im Donbass war der heißeste Brennpunkt des
Krieges in der ersten Hälfte 2023 bis zur Einnahme durch Russland Ende Mai.
Seit Juni hat die Ukraine nördlich und südlich der Stadt wichtige Anhöhen
zurückerobert.
Bisher befreites Gebiet: rund 45 Quadratkilometer
Kupjansk: Nahe der Grenze im Gebiet Charkiw hat Russland im August
Entlastungsangriffe gestartet.
Bisher erobertes Gebiet: rund 65 Quadratkilometer
24 Aug 2023
## LINKS
[1] /Interview-mit-Militaerexperten-zur-Ukraine/!5950485
[2] https://twitter.com/escortert?s=20
## AUTOREN
Dominic Johnson
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