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# taz.de -- Filmfestspiele von Venedig: Dressierte Hunde, geölte Motoren
> Lidokino 4: Bei den Filmfestspielen von Venedig betreten Penelope Cruz
> und Adam Driver die Bühne. Derweil gibt es Überraschungen bei der
> Berlinale.
Bild: Katya Zvereva (r.) und Caleb Landry Jones, der Hauptdarsteller von Luc Be…
Ein paar Stars aus Hollywood sind also doch auf dem Lido dabei: [1][Adam
Driver, der die Titelrolle in Michael Manns „Ferrari“ spielt], und Caleb
Landry Jones, der Hauptdarsteller von Luc Bessons „Dogman“, erschienen,
nach einigem Hin und Her, zu den Premieren dieser Wettbewerbsfilme auf dem
roten Teppich. Damit läuft der Betrieb bei der 80. Ausgabe der Mostra
einigermaßen normal.
Was man von der Berlinale nicht gerade sagen kann. Nachdem im Frühjahr
bekannt geworden war, dass die Geschäftsführerin Mariette Rissenbeek nach
2024 ausscheidet, und im Juli gemeldet wurde, dass die [2][Berlinale sparen
muss,] weshalb es in Zukunft rund ein Drittel weniger Filme gibt, die
Perspektive Deutsches Kino als eigenständige Sektion aufgelöst und die
„Berlinale Series“ komplett gestrichen wird, kam am Donnerstag die nächste
Überraschung: Auf die [3][Doppelspitze, die vor vier Jahren] für die
Berlinale-Leitung eingeführt wurde, folgt wieder eine Einpersonenlösung.
Gegen Ende der Ära des vorherigen Leiters Dieter Kosslick gab es
ausdrückliche Forderungen nach einer Trennung von Geschäftsführung und
künstlerischer Leitung, jetzt heißt es anscheinend Kommando zurück.
Wie der offiziellen Mitteilung des Festivals zu entnehmen ist, wird der
bisherige künstlerische Leiter Carlo Chatrian diese Aufgabe, bei der alles,
so Kulturstaatsministerin Claudia Roth, „in einer Hand liegen“ soll, nicht
übernehmen.
## Trennen statt vereinen
Manchmal ist es besser, die Aufgaben zu trennen. Manchmal kann dies auch
neue Schwierigkeiten bereiten. Von solchen Komplikationen erzählt
„Ferrari“, in dem man einer handfesten Ehekrise der Firmeninhaber Enzo
(Adam Driver) und Laura Ferrari (Penelope Cruz) beiwohnen kann.
Er nimmt seine ehelichen Pflichten nicht sonderlich ernst, sie setzt ihm
mit finanziellen Forderungen zu. Was ungelegen kommt, da das Unternehmen
Verluste macht und Gefahr läuft pleitezugehen. Besonders die Erfolge des
Konkurrenten Maserati machen dem passionierten ehemaligen Rennfahrer
Ferrari zu schaffen. Man schreibt das Jahr 1957.
Michael Mann schaltet zwei Leidenschaften, die auf Kollisionskurs zu
geraten drohen, gern mit Gegenschnitten nebeneinander: rasende rote
Formel-1-Fahrzeuge auf Teststrecken hier, häusliche Szenen von eigener
Brisanz da.
## Tücken der Buchhaltung
Dramatischer Höhepunkt des Films ist eine Szene, in der Laura Ferrari bei
einem Bankbesuch in den Konten zufällig auf einen ihr bisher unbekannten
Immobilienbesitz stößt und so von einer Geliebten ihres Mannes erfährt, mit
der er einen Sohn hat. Zusätzlich brisant macht die Sache, dass der eigene
Sohn der Ferraris ein Jahr vor Beginn der Handlung an einer Krankheit
starb.
Aus diesen Elementen gestaltet Mann eine Geschichte, die durch Tempo und
gut gezeichnete Hauptfiguren überzeugt. Mit ein paar Abstrichen, da sie
Laura Ferrari etwas stark auf die Rolle der eifersüchtigen Ehefrau
begrenzt.
Und Enzo Ferrari wird zwar als Mann mit Schwächen gezeigt, man gewinnt beim
Drehbuch jedoch den Eindruck, dass so etwas wie Verständnis für die
doppelte Familienführung dieses temperamentvollen Mannes durchscheint.
1 Sep 2023
## LINKS
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[3] /Berlinale-Chefs-zum-Pandemie-Festival/!5772795
## AUTOREN
Tim Caspar Boehme
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