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# taz.de -- Prozess nach Massenselbstmord in Kenia: Sektenführer droht mit Hun…
> Ein Sektenführer in Kenia predigte den Hungertod als Weg, Jesus zu
> treffen. Über 400 Menschen starben. Vor Gericht inszeniert er sich als
> Opfer.
Bild: Opfer eines christlichen Sektenkults: Ein exhumierter Körper wird im Jun…
Kampala taz | Es sind dramatische Szenen, die sich derzeit in einem
Gerichtssaal in Kenias Küstenstadt Mombasa abspielen. Dort wird derzeit der
[1][grausamste Massenselbstmord in der jüngeren Geschichte des Kontinents]
behandelt.
Mehr als 400 Menschen, darunter zahlreiche Kinder, haben sich auf Geheiß
ihres Sektenführers in einem abgelegenen Waldgebiet entlang der Küste zu
Tode gefastet. Paul Mackenzie, Vorsteher der „Good News
International“-Freikirche, hatte ihnen gepredigt, dass die Welt untergehen
werde und nur diejenigen von Gott erlöst würden, die sich zu Tode hungern.
Im April hatten Kenias Polizeieinheiten auf einen Tipp aus der lokalen
Bevölkerung hin das undurchdringliche [2][Waldgebiet] namens „Shakahola“
gestürmt und dort Hunderte Leichen sowie zahlreiche abgemagerte Menschen
entdeckt. Sektenführer Mackenzie und 27 weitere Mitstreiter wurden
festgenommen und sitzen seitdem in Untersuchungshaft.
Diese Woche wurde der charismatische Prediger nun erneut dem Haftrichter
vorgeführt. Eine Anklage konnte noch nicht erhoben werden, weil die
polizeilichen Ermittlungen noch immer nicht abgeschlossen sind. Der Grund:
Die Forensiker graben immer noch weitere Leichen aus. Im Juli wurde sogar
bekannt, dass zahlreiche gerade erst Verstorbene entdeckt wurden. Sprich:
Einige von Mackenzies Mitstreitern sind noch immer auf freiem Fuß und
praktizieren den Kult weiter.
## Nicht der erste Hungerstreick
Im Vorfeld der Haftprüfung hat Mackenzie Beschwerde eingelegt. Er
kritisierte die Haftbedingungen: „Ich werde in einer dunklen Zelle
festgehalten und alle meine Forderungen nach mindestens einer Stunde
Ausgang im Sonnenlicht wurden verwehrt“, so Mackenzie.
In rosafarbenem Poloshirt gekleidet steht der Sektenführer im Gerichtssaal
und droht mit Konsequenzen: „Meine Mitstreiter und ich haben entschieden,
dass wir dazu bereit sind, zum Yala-Fluss gebracht zu werden“, wetterte er.
Der Yala-Fluss ist einer von Kenias längsten Flüssen. Übersetzt bedeutet
„Yala“: „Du wirst wiederauferstehen.“ Es sei bereits der zweite Tag, an
welchem er alle Nahrung verweigere, erklärt er und wettert gegen den
Ankläger: „Wir werden alle sterben, und Sie, Herr Staatsanwalt, werden auch
eines Tages sterben – es gibt keinen Ort, an den jemand fliehen kann, um
dem Tod zu entkommen.“
Bereits im Juni hatten Mackenzie und seine 27 Mitgefangenen aus Protest
gegen die Haft [3][jegliche Nahrung verweigert], dabei war ein
Sektenmitglied gestorben. Das Gericht hatte daraufhin die Zwangsernährung
angeordnet und Mackenzie in Einzelhaft gesperrt, damit er seine Anhänger
nicht weiter manipulieren könne.
10 Aug 2023
## LINKS
[1] /Leichenfunde-in-Kenia/!5928581
[2] /Kenias-Rodungsverbot-auf-der-Kippe/!5941829
[3] /Hungerstreik-gegen-Terror-Paragraf-129/!5931051
## AUTOREN
Simone Schlindwein
## TAGS
Kenia
Sekte
Fundamentalismus
Christentum
Hungerstreik
Kolumne Fernsicht
Kenia
Sekte
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