Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Militärisches Eingreifen in Niger: Gerechtfertigt und doch fatal
> Eine nigerianische Militärintervention in Niger würde bedeuten: Zwei
> Armeen mit historisch schlechtem Ruf führen auf dem Rücken der Menschen
> Krieg.
Bild: Welche Rolle wird Frankreich beim Umgang mit dem Putsch spielen?
Nach allen grundsätzlichen Kriterien ist eine Militärintervention in Niger
voll gerechtfertigt. Der legitime Präsident wird von illegitimen
Putschisten festgehalten und er hat anders als andere weggeputschte
Präsidenten in Westafrika nicht seinen Rücktritt erklärt, [1][sondern die
Welt um Hilfe gebeten]. Afrikas Regionalorganisationen haben Niger Fristen
gesetzt und befolgen den Grundsatz, Putsche grundsätzlich nicht
anzuerkennen. Die Junta in Niamey muss nachgeben, und notfalls muss sie
dazu gezwungen werden.
Aus zunehmender Nähe betrachtet erscheint das alles aber zunehmend
unwirklich. Nigers Putsch ist ein Ergebnis innerer Probleme, die nicht von
außen zu lösen sind, [2][vor allem nicht vom großen Nachbarn Nigeria] mit
seiner eigenen Geschichte von Militärputschen.
Die beiden Länder teilen 1.500 Kilometer Grenze und eine eng miteinander
verflochtene Haussa-Bevölkerung beiderseits dieser Grenze. Niger beherbergt
eine Viertelmillion Flüchtlinge aus Nigeria, in Nigers Hauptstadt Niamey
tummeln sich viele nigerianische Händler. Im Fall einer nigerianischen
Militärintervention in Niger würden zwei Armeen mit historisch schlechtem
Ruf auf dem Rücken all dieser Menschen Krieg führen. Das menschliche Leid
wäre immens, das Risiko nationalistischer Pogrome wäre hoch und könnte sich
sehr schnell auf andere Länder Westafrikas ausbreiten.
## Ausgerechnet Frankreich ruft am lautesten zum Eingreifen
Die Interventionisten haben zwar recht mit der Analyse, dass dieser Putsch
die [3][regionale Sicherheit] gefährdet. Für die Intervention gilt das
allerdings auch. Es gibt auch zu denken, dass ausgerechnet die zunehmend
unbeliebte Exkolonialmacht Frankreich am lautesten zum Eingreifen in Niger
ruft.
Afrikanischen Vermittlern ist es bislang immer gelungen, bei Krisen im
eigenen Hinterhof einen schäbigen Kompromiss zu finden, der allen Akteuren
einen halbwegs gesichtswahrenden Ausweg lässt. Dies dürfte auch in Niger
möglich sein. Vielleicht merken ja beide Seiten, dass es besser wäre,
miteinander auszukommen, statt ihr Land zum Spielball fremder Interessen zu
machen und damit herunterzuwirtschaften.
6 Aug 2023
## LINKS
[1] /Nach-dem-Militaerputsch-in-Niger/!5952361
[2] /Nach-dem-Putsch-in-Niger/!5952483
[3] /Afrika-nach-Staatsstreich-in-Niger/!5944159
## AUTOREN
Dominic Johnson
## TAGS
Niger
Nigeria
Putsch
Westafrika
Krieg
Militärjunta
Niger
Niger
Niger
Nigeria
Niger
Niger
Niger
Niger
## ARTIKEL ZUM THEMA
Nigers Zukunft unter der Militärjunta: Der Putschist will drei Jahre Zeit
Ein „nationaler Dialog“ soll eine Übergangszeit organisieren, sagt Nigers
Militärmachthaber Tchiani. Erstmals hat er die Ecowas empfangen.
Junta ernennt Premierminister: Alter Technokrat für neues Niger
Die Putschisten haben einen Ex-Finanzminister ausgegraben und zum
Premierminister ernannt. Dadurch erhoffen sie sich einen zivilen Anstrich.
Nach dem Putsch in Niger: Die Anspannung bleibt trotzdem
Nach dem Ablauf des Ecowas-Ultimatums keimt Hoffnung, dass Verhandlungen
doch zu einer Lösung führen. Für Donnerstag ist ein Treffen geplant.
Nach Putsch in Niger: Militärjunta schließt Luftraum
Am Sonntagabend lief ein von der Ecowas gestelltes Ultimatum aus. Wegen
„Gefahr einer Intervention“ bleibt der nigrische Luftraum derweil
geschlossen.
Nach dem Putsch in Niger: Nigeria uneins über Eingreifen
Präsident Bola Tinubu spricht von einer Intervention im nördlichen
Nachbarland. Kritiker werten das als Ablenkung von inneren Problemen.
Wirtschaftsgemeinschaft Ecowas: Afrikas unterschätzter Riese
Die Ecowas erntet viel Kritik. Seit sie Nigers Putschisten droht, findet
sie weltweit Gehör. Wofür steht die Westafrikanische
Wirtschaftsgemeinschaft?
Afrika nach Staatsstreich in Niger: Die Putsche sind erst der Anfang
In der Phase der Umwälzungen: Eine neue Generation will ein selbstbewusstes
Afrika entstehen lassen, das sich vom kolonialen Erbe emanzipiert.
Nach dem Putsch in Niger: Zerrbilder und Zerreißprobe
Ist Nigers Putsch eine „Vollendung der Souveränität“, die bejubelt, oder
„ein Putsch zu viel“, der beendet gehört? Westafrika streitet.
Nach dem Militärputsch in Niger: Appell des gestürzten Präsidenten
Nigers entmachteter Präsident Bazoum ruft die Weltgemeinschaft auf, den
Putsch nicht zu akzeptieren. Ecowas ringt vergeblich um eine diplomatische
Lösung.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.