| # taz.de -- Nach dem Putsch in Niger: Die Anspannung bleibt trotzdem | |
| > Nach dem Ablauf des Ecowas-Ultimatums keimt Hoffnung, dass Verhandlungen | |
| > doch zu einer Lösung führen. Für Donnerstag ist ein Treffen geplant. | |
| Bild: Die nigrische Militärjunta feierte die „Nichtintervention“ der Ecowa… | |
| Cotonou taz | Die [1][Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft (Ecowas)] | |
| schweigt zunächst zur weiteren Entwicklung in Niger. In der Nacht zu Montag | |
| ist ihr Ultimatum für Nigers Junta verstrichen. Nach dem Putsch am 26. Juli | |
| hatte Ecowas angekündigt, dass das Land innerhalb einer Woche seine | |
| „verfassungsgemäße Ordnung“ herstellen und den abgesetzten Mohamed Bazoum | |
| wieder als Präsidenten einsetzen müsse. Ansonsten drohe eine militärische | |
| Intervention. | |
| Dass tatsächlich umgehend Truppen der übrigen Mitgliedsstaaten unter | |
| Federführung Nigerias aktiv werden, damit hatte vor Ort ohnehin niemand | |
| gerechnet. Ecowas hat am Montagnachmittag bestätigt, dass es am Donnerstag | |
| ein neues Treffen der Staatschefs in Abuja, der Hauptstadt von Nigeria, | |
| geben wird. | |
| Nigers Junta, der Nationalrat zur Rettung des Vaterlandes (CNSP), dessen | |
| Präsident General Abdourahamane Tchiani ist, hat die „Nichtintervention“ | |
| bereits am Sonntagabend wie einen Sieg feiern lassen. Ein deutliches | |
| Zeichen setzte sie im Stadion Général Seyni Kountché im Zentrum der | |
| nigrischen Hauptstadt Niamey. | |
| Medienberichten zufolge nahmen an der Unterstützerfeier knapp 30.000 | |
| Menschen teil. Fotos zeigen nigrische wie russische Flaggen sowie einen | |
| geopferten Hahn, der als ein Nationalsymbol von [2][Frankreich, der | |
| einstigen Kolonialmacht], gilt. Auch gegen sie richtet sich der Zorn. Wie | |
| viel Rückhalt das Militär aber tatsächlich im Land hat, lässt sich nicht | |
| sagen. Es gibt keine verlässlichen Informationen darüber, wie der CNSP | |
| beispielsweise in entlegenen ländlichen Regionen bewertet wird. | |
| Gleichwohl bleibt die Anspannung. Nach dem Ablauf des Ultimatums hatte die | |
| Militärjunta den Luftraum über Niger „angesichts der Gefahr einer | |
| bewaffneten Intervention“ sperren lassen. Sie kündigte außerdem an, jeden | |
| Versuch, den Luftraum zu verletzen, umgehend und energisch zu beantworten. | |
| ## Mali und Burkina Faso unterstützen Nigers Militärjunta | |
| Unterstützung für sie gab es am Montag erneut aus den Nachbarländern Mali | |
| und Burkina Faso, in denen ebenfalls Militärs an der Macht sind. Die | |
| malischen Streitkräfte kündigten im Kurznachrichtendienst X an, eine | |
| Delegation in die nigrische Hauptstadt Niamey zu senden, um ihre | |
| Solidarität zu zeigen. Vergangene Woche hatten beide Länder bereits | |
| erklärt, ein militärisches Eingreifen als „Kriegserklärung“ zu werten. | |
| Frankreich hat mittlerweile auch für Burkina Faso seine Budget- und | |
| Entwicklungshilfe ausgesetzt. | |
| Dennoch lässt das Zeit für weitere Gespräche, die möglicherweise doch noch | |
| eine friedliche Lösung bringen, so wird vielerorts gehofft. Italiens | |
| Außenminister Antonio Tajani sagte [3][in der italienischen Tageszeitung La | |
| Stampa], der einzige Weg sei ein diplomatischer. Auch heißt es, dass die | |
| USA eine Vermittlungsmission in die Hauptstadt Niamey senden wollen. | |
| Weiter zu verhandeln, das gilt auch innerhalb der Region als die bevorzugte | |
| Strategie. Bereits Ende vergangener Woche betonte Benins Regierungssprecher | |
| Wilfried Léandre Houngbédji, die militärische Option sei die „allerletzte | |
| Möglichkeit“. Auch hatte Nigerias Präsident und Ecowas-Vorsitzender Bola | |
| Tinubu viel Kritik für die geplante Militärintervention erhalten. | |
| Allerdings ist mittlerweile auch bekannt: die von der Ecowas entsandte | |
| Vermittlungsmission musste vergangene Woche abreisen, ohne dass es zum | |
| Treffen mit Tchiani kam. | |
| Die Bundesregierung warnte am Montagmittag, dass die Putschisten mit | |
| scharfen persönlichen Konsequenzen rechnen müssen, sollte dem demokratisch | |
| gewählten Präsidenten Bazoum und seiner Familie etwas zustoßen, so ein | |
| Sprecher des Auswärtigen Amtes. Er ist weiterhin von den Putschisten | |
| festgesetzt. | |
| 7 Aug 2023 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Wirtschaftsgemeinschaft-Ecowas/!5949067 | |
| [2] /Putsch-in-Niger/!5947934 | |
| [3] https://www.lastampa.it/esteri/2023/08/07/news/intervista_tajani_niger_guer… | |
| ## AUTOREN | |
| Katrin Gänsler | |
| ## TAGS | |
| Niger | |
| Nigeria | |
| Putsch | |
| Militärputsch | |
| Westafrika | |
| Niger | |
| Niger | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Nach Putsch in Niger: Militärjunta schließt Luftraum | |
| Am Sonntagabend lief ein von der Ecowas gestelltes Ultimatum aus. Wegen | |
| „Gefahr einer Intervention“ bleibt der nigrische Luftraum derweil | |
| geschlossen. | |
| Militärisches Eingreifen in Niger: Gerechtfertigt und doch fatal | |
| Eine nigerianische Militärintervention in Niger würde bedeuten: Zwei Armeen | |
| mit historisch schlechtem Ruf führen auf dem Rücken der Menschen Krieg. |