# taz.de -- +++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: Wagner-Gruppe entwaffnet | |
> Präsident Selenskyj hat ein positives Fazit nach dem Nato-Gipfel gezogen. | |
> Die Wagner-Kämpfer müssen ihre Waffen abgeben. Es gab wieder | |
> Drohnen-Angriffe auf Kyjiw. | |
Bild: Joe Biden und Wolodymyr Selenskyj während des Nato-Gipfels in Vilnius, 1… | |
Selenskyj zeigt sich nach Nato-Gipfel versöhnt | |
Die ukrainische Staatsführung hat [1][nach zwischenzeitlicher Verärgerung | |
über die ausgebliebene Einladung in die Nato] ein positives Fazit des | |
Bündnis-Gipfels in Vilnius gezogen. „Es gibt eine gute Verstärkung bei den | |
Waffen. Das sind Flugabwehr, Raketen, gepanzerte Fahrzeuge und Artillerie“, | |
sagte Präsident Wolodymyr Selenskyj am Mittwochabend in seiner täglichen | |
Videoansprache über die Lieferzusagen westlicher Partner. Zudem habe die | |
Ukraine nun feste Sicherheitsgarantien und die klare Perspektive eines | |
Nato-Beitritts erhalten. Russlands Außenminister Sergej Lawrow warf dem | |
Westen vor, mit der Lieferung moderner Kampfjets an die Ukraine eine | |
atomare Bedrohung für Russland zu schaffen. | |
Die Ukraine sei von ihren Unterstützern als Gleicher unter Gleichen | |
behandelt worden, betonte Selenskyj nach der Abreise aus Vilnius in seiner | |
im Zugabteil aufgenommenen Rede. Die Sicherheitsgarantien der G7-Gruppe | |
westlicher Wirtschaftsmächte seien das Fundament für bilaterale Abkommen | |
mit den stärksten Nationen. Zugleich schien er demonstrativ dem Ratschlag | |
des britischen Verteidigungsministers zu folgen, der von ihm weniger Kritik | |
und mehr Dankbarkeit gegenüber westlichen Regierungen für deren Waffenhilfe | |
gefordert hatte. | |
Zuvor hatten die G7-Staaten der Ukraine langfristige militärische und | |
finanzielle Hilfe zugesichert, solange sie noch kein Nato-Mitglied ist. Die | |
USA, Deutschland und die fünf anderen Staaten der G7 stellen der Ukraine | |
unter anderem moderne Ausrüstung für deren Luft- und Seestreitkräfte in | |
Aussicht. Eine entsprechende Erklärung wurde zum Abschluss des Nato-Gipfels | |
am Mittwochnachmittag unterzeichnet. (dpa) | |
## Moskau kritisiert Nato-Gipfel als Rückkehr zum Kalten Krieg | |
Russlands Außenminister Sergej Lawrow schoss sich sogleich auf die | |
westlichen Kampfflugzeuge und insbesondere die [2][geplante Lieferung von | |
F-16-Jets] an die Ukraine ein. „Die USA und ihre Nato-Satelliten schaffen | |
das Risiko einer direkten militärischen Auseinandersetzung mit Russland und | |
das kann katastrophale Folgen haben“, sagte Lawrow dem russischen | |
Internetportal lenta.ru. Man könne nicht ignorieren, dass die | |
F-16-Kampfjets, die der Westen an die Ukraine liefern wolle, potenziell | |
Atomwaffen tragen können, so der russische Chefdiplomat. „Allein den Fakt | |
des Auftauchens solcher Systeme bei den ukrainischen Streitkräften werden | |
wir als atomare Bedrohung vonseiten des Westens betrachten“, sagte Lawrow. | |
Zugleich wies er zurück, dass Russland einen Atomschlag in der Ukraine | |
plane. | |
Lawrows Ministerium warf der Nato die Rückkehr „zu Schemen des Kalten | |
Kriegs“ vor. In einer Mitteilung des Verteidigungsministeriums von | |
Mittwochabend hieß es, dem Westen gehe es um den Schutz seiner Bevölkerung | |
„vor dem Rest der Menschheit“ auf der Grundlage der willkürlichen Teilung | |
der Welt in Demokratien und Autokratien. Um seine globale Hegemonie zu | |
schützen, [3][habe der Westen Russland als Hauptziel seiner aggressiven | |
Politik auserkoren]. „Alles verdrehend wird Moskau der Unterminierung der | |
globalen Energie- und Lebensmittelsicherheit beschuldigt“, so die Kritik. | |
Von der strategischen Niederlage Russlands träumend baue die Nato an den | |
russischen Grenzen offensive Waffensysteme auf und führe Manöver zum | |
Einstudieren von Angriffen durch. Die Ukraine solle dabei als Rammbock | |
dienen, werde deswegen mit leeren Versprechungen und Waffen gefüttert, sei | |
für den Westen jedoch nichts weiter als „Verbrauchsmaterial“, behauptete | |
das russische Außenministerium. (dpa) | |
Verletzte bei russischem Drohnenangriff auf Kyjiw | |
Russland hat die ukrainische Hauptstadt Kyjiw nach Angaben der | |
Stadtverwaltung mit Schahed-Drohnen iranischer Bauart angegriffen. | |
Explosionen waren am Donnerstagmorgen in unterschiedlichen Teilen der Stadt | |
zu hören. | |
Insgesamt habe Russland [4][20 Drohnen losgeschickt, vorwiegend in die | |
Region Kyjiw]. Alle seien abgeschossen worden, teilte die ukrainische | |
Luftwaffe mit. Das ukrainische Militär fing den Angaben zufolge auch zwei | |
Marschflugkörper ab. Eine Rakete sei nicht abgefangen worden, hieß es. | |
Welche Schäden sie verursachte, wurde in der Mitteilung nicht ausgeführt. | |
Mindestens zwei Menschen wurden mit Splitterverletzungen im Krankenhaus | |
aufgenommen. | |
Die Verwaltung in der westukrainischen Region Chmelnyzkyj meldete, es sei | |
ein Marschflugkörper über der Region abgefangen worden. Über Opfer dort | |
wurde zunächst nichts bekannt. „Wir schätzen die sorgfältige Arbeit der | |
Luftverteidigungskräfte der Ukraine“, schrieb die Regionalverwaltung bei | |
Telegram. (ap) | |
Moskau feuert am Krieg beteiligten Armeegeneral nach Kritik | |
Russlands Militärführung hat den Oberbefehlshaber der im Süden der Ukraine | |
stationierten russischen 58. Armee, Iwan Popow, dessen Angaben zufolge | |
entlassen. Popow wandte sich in einer am Mittwoch auf dem Telegram-Kanal | |
des Duma-Abgeordneten Andrej Guruljow verbreiteten Sprachnachricht an die | |
Soldaten und erklärte, er sei wegen seiner Kritik an der ineffizienten | |
Kriegsführung seines Postens enthoben worden. „Ich habe die Aufmerksamkeit | |
auf die größte Tragödie des modernen Kriegs gelenkt – auf das Fehlen der | |
Artillerieaufklärung und -bekämpfung und die vielfachen Toten und | |
Verletzten durch die feindliche Artillerie.“ Danach habe sich das | |
Verteidigungsministerium seiner entledigt. | |
Die Entlassung und Kritik Popows fügt sich in das Bild, das Militärexperten | |
von der russischen Armee gut 16 Monate nach Beginn des von Kremlchef | |
Wladimir Putin befohlenen Angriffskriegs gegen die Ukraine zeichnen. | |
Demnach herrscht in großen Teilen der russischen Streitkräfte | |
Unzufriedenheit mit der eigenen Militärführung und deren geschönten | |
Lageberichten. Auch der am Ende missglückte Aufstand der lange für Moskau | |
kämpfenden Privatarmee Wagner richtete sich explizit gegen | |
Verteidigungsminister Sergej Schoigu, [5][dem Söldnerchef Jewgeni | |
Prigoschin Korruption und Unfähigkeit vorwarf]. (dpa) | |
## Wagner-Kämpfer werden entwaffnet | |
Nach der Revolte der Söldnertruppe Wagner sind deren Soldaten offenbar | |
dabei, ihre Waffen an das russische Militär zu übergeben. Das meldete das | |
Verteidigungsministerium in Moskau am Mittwoch. Unter den bislang | |
ausgehändigten Waffen befanden sich demnach mehr als 2000 | |
Ausrüstungsgegenstände wie Panzer, Raketenwerfer, schwere Artillerie und | |
Luftabwehrsysteme, über 2500 Tonnen Munition und mehr als 20 000 | |
Schusswaffen. Die Entwaffnung der Truppe scheint [6][das Ende der | |
Wagner-Operationen] auf den Schlachtfeldern in der Ukraine einzuläuten. | |
Das Schicksal von Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin war weiterhin ungewiss. | |
Der Kreml hatte am Montag bestätigt, dass Prigoschin und 34 seiner | |
Spitzenoffiziere am 29. Juni, fünf Tage nach dem Aufstand, mit Präsident | |
Wladimir Putin zusammengetroffen waren. Putin habe in dem dreistündigen | |
Gespräch eine „Einschätzung“ der Aktionen der Wagner-Truppe in der Ukraine | |
und während der Revolte gegeben und sich Erklärungen von | |
Wagner-Kommandeuren angehört, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow. Peskow | |
sagte weiterhin, die Wagner-Kommandeure hätten ihre Version der | |
Geschehnisse erläutert und versichert, dass sie treue Anhänger und Soldaten | |
des Präsidenten und Oberbefehlshabers seien. Sie seien bereit, weiter für | |
ihr Heimatland zu kämpfen. | |
Die Söldnertruppe Wagner kämpft an der Seite der regulären russischen Armee | |
in der Ukraine. Prigoschin hatte die Militärführung immer wieder harsch | |
kritisiert. Am 24. Juni warf er ihr vor, einen Angriff auf seine Truppe | |
befohlen zu haben und schickte seine Kämpfer nach Russland. [7][Prigoschin | |
brach den Marsch seiner Söldner auf Moskau jedoch ab] und willigte ein, | |
gemeinsam mit seinen Kämpfern nach Belarus ins Exil zu gehen. Im Gegenzug | |
sollten sie nicht strafrechtlich verfolgt werden. (ap) | |
13 Jul 2023 | |
## LINKS | |
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[6] /Nach-dem-Wagner-Aufstand/!5941458 | |
[7] /Wagner-Aufstand-in-Russland/!5942784 | |
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