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# taz.de -- Mindestlohn für Ferienjobs: Nicht alle kriegen Vitamin B
> Kevin Kühnert will den Mindestlohn ausdehnen – auch auf Minderjährige in
> Ferienjobs. Besonders Ärmeren und Arbeiterkindern würde das helfen.
Bild: Beliebter Ort für Ferienjobs von Schüler:innen: Die Eisdiele
Eine „nicht begründbare Verzerrung“ nennt Kevin Kühnert (SPD) die geltende
Ausnahmeregelung beim gesetzlichen Mindestlohn für Minderjährige. Bisher
können Unternehmen Jugendliche unter 18 Jahren für weniger als 12 Euro die
Stunde beschäftigen. Kühnert fordert die Abschaffung dieser Ausnahme.
Mehr Gerechtigkeit und Respekt für [1][Ferienjobbende]: In den Ohren derer,
die nicht Teil dieser Gruppe sind, klingt die Forderung vielleicht banal.
Doch Ferienjobbende, das sind junge Menschen, die sich sonst wenig leisten
können. Die in ihrer Freizeit in Kneipen, am Band oder auf einem Feld
jobben, während viele ihrer finanziell besser gestellten
Klassenkamerad*innen auf Sprachreise sind oder am Strand liegen.
Bisher, so kritisierte der SPD-Politiker, würden Saisonannoncen explizit
für unter-18-Jährige ausgeschrieben, „weil man sie für 9 oder 10 Euro die
Stunde arbeiten lassen kann“. Wer sich auf solche Ausschreibungen bewirbt,
hat nicht die Kontakte, um sich beim Onkel im Betrieb was dazuzuverdienen,
der im besten Fall einen Lohn mit Vitamin-B-Bonus zahlt. Von einem
Ferienjobber-Mindestlohn würden also junge Menschen ohne Privilegien
profitieren – die Ärmeren und die [2][Arbeiterkinder].
Laut einer Studie der Bertelsmann-Stiftung aus dem Januar 2023 ist mehr als
jedes fünfte Kind in Deutschland von Armut bedroht. Kühnerts Forderung ist
ein Schritt in Richtung mehr soziale Gerechtigkeit. Je früher junge Leute
die Chance bekommen, sich finanziell abzusichern, desto besser.
[3][Bundestagspräsidentin Bärbel Bas] forderte Bund, Länder und Kommunen
gerade zu einem gemeinsamen Kraftakt für mehr Bildungsgerechtigkeit auf.
Die Einführung des Mindestlohns für Ferienjobs wäre ein Schritt auf
diesem Weg. Denn immer noch bestimmt der sozioökonomische Hintergrund die
Bildungschancen junger Menschen. Wer die Möglichkeit hat, durch
Ferienarbeit etwas anzusparen, könnte sich dadurch sicherer und ermutigt
fühlen, später auch ein Studium zu stemmen.
25 Jul 2023
## LINKS
[1] /Studierende-aus-Usbekistan-in-Bremen/!5944582
[2] /Expertin-ueber-soziale-Ungleichheit/!5927075
[3] /Bundestagspraesidentin-Baerbel-Bas/!5904353
## AUTOREN
Klaudia Lagozinski
## TAGS
Soziale Gerechtigkeit
Chancengleichheit
Minderjährige
Mindestlohn
Schwerpunkt Armut
IG
Ferien
Kolumne Postprolet
Die Linke
Wilder Streik
FDP
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