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# taz.de -- RTL-Doku über Kai Diekmann: Ein Herz für Kai
> Die Homestory auf RTL über die „geheimen Archive“ des Ex-„Bild“-Chef
> erzählt kaum etwas Neues. Doch auch die Gen Z muss aufgeklärt werden.
Bild: Kai Diekmann lüftet keine Geheimnisse
Was macht eigentlich Kai Diekmann? Der Ex-Bild-Chefredakteur ist da ja nun
schon einige Zeit weg. Weshalb er Zeit hatte, dieses Buch mit dem schönen
Titel „Ich war Bild“ zu schreiben. Das ist insofern lustig, weil dies sein
Nach-Nachfolger Julian Reichelt erst recht von sich behauptet hat. Aber
Reichelt war anders Bild als Diekmann. Damit sich jetzt alle noch mal davon
überzeugen können, gibt es Diekmann seit Ende letzter Woche jetzt auch als
Doku.
Der Mann, der früher so stolz darauf war, als Bild-Chefredakteur nicht ins
TV zu gehen, öffnet nun RTL Tor und Tür für eine Homestory, Gattin und
Garten inklusive. „Die Bild-Geschichte – Die geheimen Archive von Ex-Chef
Kai Diekmann“ (im Stream bei RTL+) haben natürlich so gar nichts Geheimes.
Lady Gaga barfuß zu kalter Jahreszeit auf Redaktionsbesuch, die Interviews
bei Putin, die berühmten Sprachnachrichten von Christian Wulff. Alles schon
erzählt und noch mal für die ewigen publizistischen Jagdgründe
heraufbeschworen. „Genau, weil die Generation Z bitte auch eingelullt und
aufgeklärt werden muss“, meint die Mitbewohnerin. „Bild hat eben ein Herz
für Kinder.“
Das hat durchaus Charme, weil natürlich auch die Aussöhnung mit Günter
Wallraff inszeniert wird. Der arbeitet praktischerweise mit seinem
[1][„Team Wallraff“ auch bei RTL], macht aber bei der ganzen
Aussöhnungskiste nicht wirklich mit. Diekmann habe zwar, „Bild von voll auf
Heroin ins Methadon-Programm“ gebracht. „Trotzdem kommt Bild ohne Feind
nicht klar, vielleicht sollte sich das Blatt in Feindbild umbenennen“, sagt
der Mann, der bei Bild Hans Esser war.
## Von destruktiven und konstruktiven Gegenern
Diekmann erzählt trotzdem ganz freimütig, dass er Wallraff zuliebe schon
damals [2][einen Holger Friedrich gemacht] hat: Ein Mitarbeiter Wallraffs
hatte sich mit dem Großinvestigator verzankt und stand mit angeblich
belastendem Material bei Bild auf der Matte. Was macht Diekmann? Gibt das
Ganze brav bei Wallraff ab und lässt ihn wissen, „da machen wir nix draus“.
Aus dem RTL-Off raunt es: „aus destruktiver Gegnerschaft wurde konstruktive
Gegnerschaft“.
Davon möchte Christian Wulff natürlich nichts wissen. Auf den dubiosen
Hauskredit und die Darstellung in Diekmanns Buch angesprochen, zickt er:
„Daran ist gar nichts dubios. Das Buch und der Autor sind dubios.“ Er hätte
damals besser gar nichts gesagt, so Wulffs Fazit. „Komplett zumachen.
Privat ist privat.“ Klar, Herr Bundespräsident a. D.
Den ehrlichsten Auftritt im Film hat Thomas Gottschalk. Er hat Bild und
Diekmann nie verziehen. Als es darum geht, dass in Potsdam das Auto der
Diekmanns abgefackelt und die Familie bedroht wurde, sagt Gottschalk:
„Vorsicht bei der Berufswahl. Ich war jahrelang beim ZDF, da hat mir keiner
mein Auto angezündet. Da hält sich mein Mitleid in Grenzen, damit richtest
du gegen Bild gar nichts aus.“
6 Jul 2023
## LINKS
[1] /Journalist-Wallraff-ueber-seine-Arbeit/!5932918
[2] /Berliner-Zeitung-und-der-Fall-Reichelt/!5942569
## AUTOREN
Steffen Grimberg
## TAGS
Kolumne Flimmern und Rauschen
Bild-Zeitung
Kai Diekmann
Julian Reichelt
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Die Wahrheit
Benjamin von Stuckrad-Barre
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