| # taz.de -- Kinoempfehlungen für Berlin: Fabelhafte Filme | |
| > Das Babylon Mitte würdigt François Ozon, das Kino Arsenal Claire Simon. | |
| > Und das Zeughauskino zeigt einen Pionier des farbigen Unterwasserfilms. | |
| Bild: „8 Frauen“, Regie: François Ozon (FRA, ITA 2002) | |
| Ehe Anfang Juli François Ozons neuer Film, die Krimikomödie „Mein | |
| fabelhaftes Verbrechen“, in unsere Kinos kommt, ergibt sich im Babylon | |
| Mitte die Möglichkeit, [1][im Rahmen einer 21 Filme umfassenden | |
| Retrospektive] auch einen großen Teil seines bisherigen Werkes zu | |
| entdecken. | |
| Bekannt ist Ozon für Filme mit queeren und ansatzweise feministischen | |
| Themen, aber auch für boulevardeske Farcen wie die starbesetzte Musik- und | |
| Krimikomödie „8 Frauen“ (2002), in dem der vermeintliche Mord an einem | |
| Geschäftsmann die egoistischen Ränke der ihn umgebenden Frauen bloßlegt. | |
| Die Schauspielerinnen (darunter Catherine Deneuve, Isabelle Huppert, Fanny | |
| Ardant und Emanuelle Béart) gewannen für ihre Leistungen als Ensemble | |
| seinerzeit nicht nur einen Silbernen Bären bei der Berlinale, sondern auch | |
| den Europäischen Filmpreis (20. 6., 17.45 Uhr, 21. 6., 19.30 Uhr, Babylon | |
| Mitte). | |
| Der Naturfilm hat durch seine massenhafte Verbreitung im Fernsehen über die | |
| Jahre so viel von seiner ursprünglichen Faszination verloren, dass es uns | |
| heute schwerfällt, uns vorzustellen, welche ungeheure Wirkung die ersten | |
| Kinofilme dieser Gattung seinerzeit beim Publikum erzielten. | |
| Denn farbige Unterwasserfilme gab es erst ab den 1950er Jahren, als sowohl | |
| die Tauchgeräte als auch die Farbfilmtechnik es erstmals zuließen, dass | |
| Pioniere wie der Franzose Jacques-Yves Cousteau und der Österreicher Hans | |
| Hass von ihren Forschungsschiffen aus Aufnahmen der faszinierenden Welten | |
| in den Meeren machten. | |
| Der erste Film dieser Art war „Unternehmen Xarifa“, 1954 von Hans Hass als | |
| Dokumentarfilm mit kleinen Spiel- und Spannungsszenen gedreht. Hass hatte | |
| als Vorbereitung einen Hollywood-Abenteuerfilm analysiert, um seine | |
| Erkenntnisse über den Szenen- und Spannungsaufbau dann auch auf seinen | |
| eigenen Film anzuwenden. | |
| In den Mittelpunkt stellte der Forscher deshalb seine attraktive Gattin | |
| Lotte in kleinen Gefahrenmomenten, was heute möglicherweise ein wenig naiv | |
| wirkt – doch die tollen Unterwasseraufnahmen beeindrucken in ihrer | |
| prächtigen Farbigkeit auch heute noch (16. 6., 19 Uhr, [2][Zeughauskino]). | |
| Eine kleine Filmreihe hat das Z-inema (in der Z Bar) in diesem Monat dem | |
| Erfinder des Splatterfilms gewidmet: Herschel Gordon Lewis drehte seit 1963 | |
| Filme, in denen vorzugsweise attraktive Frauen zersägt und geschlitzt | |
| wurden. Beim Publikum kam diese Art von Exploitationkino gut an, die | |
| Kritiker überzeugte Lewis mit seinen Werken voller extrem kruder Storys und | |
| amateurhafter Darsteller:innen hingegen eher selten. | |
| Bei „Color Me Blood Red“ (1965) kann man sich selbst überzeugen: Ein Maler | |
| entdeckt die inspirierende Farbigkeit von Blut für sich und benötigt schon | |
| bald mehr von dem roten Lebenssaft, um seine Bilder zu gestalten … Ein | |
| Grund, warum sich der Besuch eines Lewis-Films immer lohnt, sind übrigens | |
| die tollen Soundtracks der Filme, für die er oft genug die Musik selbst | |
| komponierte (20. 6., 20 Uhr, [3][Z-inema]). | |
| Kürzlich noch auf der Berlinale, jetzt mit ihrem Dokumentarfilm „Notre | |
| corps“ und einer Retrospektive im Kino Arsenal: Die französische | |
| Filmemacherin Claire Simon stellt ihren Film über die Patientinnen einer | |
| gynäkologischen Praxis in Paris und deren unterschiedliche Probleme in | |
| einem Gespräch mit Birgit Kohler höchstselbst vor [4][(16. 6., 19.30 Uhr, | |
| Arsenal).] | |
| 15 Jun 2023 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://babylonberlin.eu/programm/festivals/fran%C3%A7ois-ozon-obsz%C3%B6n | |
| [2] https://www.dhm.de/zeughauskino/vorfuehrung/unternehmen-xarifa-9785/ | |
| [3] https://zbarberlin.com/kino-z-inema/ | |
| [4] https://www.arsenal-berlin.de/kino/filmreihe/formen-des-realen-filme-von-cl… | |
| ## AUTOREN | |
| Lars Penning | |
| ## TAGS | |
| taz Plan | |
| Kolumne Frisch gesichtet | |
| Filmkritik | |
| taz Plan | |
| taz Plan | |
| Spielfilm | |
| taz Plan | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Filmtipps für Berlin: Lauf über Hürden | |
| Diese Woche: Ein Künstler, der seinen kindlichen Blick bewahrt, ein | |
| Spielplatz auf Trümmern und ein Coming of Age-Klassiker aus psychologischer | |
| Sicht. | |
| Kinotipp der Woche: Warten auf ein Happy End | |
| Das Filmfest "Jewcy Movies" zeigt jüdisches Leben quer durch die Genres, | |
| darunter verbotene Liebe jenseits des Kitschs und harte | |
| Familiengeschichten. | |
| Kinofilm „Mavka“ aus der Ukraine: Belaubter Widerstand | |
| Der im Krieg produzierte ukrainische Animationsfilm „Mavka – Hüterin des | |
| Waldes“ bricht Zuschauerrekorde. Er erzählt vom Kampf Gut gegen Böse. | |
| Kinoempfehlungen für Berlin: Die subjektive Kraft | |
| Ari Folmans „Waltz with Bashir“ erzählt vom Libanonkrieg 1982, ein Festival | |
| feiert das japanische Animationskino und das Arsenal die Filmarchive. |