| # taz.de -- Gewalt in Uganda: Zwei unterschiedliche Gegner | |
| > Seit 2007 bekämpfen Dschihadisten Uganda. Ein queerenfeindliches Gesetz | |
| > beschert Präsident Museveni einen weiteren Gegner: die USA. | |
| Bild: Beerdigung nach dem Anschlag auf ein Internat in Nyabugando, bei dem 42 K… | |
| Seit Uganda 2007 eine afrikanische Militärintervention in Somalia anführte, | |
| die somalische Staatlichkeit wiederherstellte und die islamistischen | |
| al-Shabaab aus Mogadischu und anderen Landesteilen vertrieb, ist es zur | |
| Zielscheibe von Dschihadisten weltweit geworden. Diese sehen in Uganda | |
| einen Statthalter der USA am Horn von Afrika. 2010 töteten | |
| [1][Shabaab]-Selbstmordattentäter fast 100 Menschen, die in Ugandas | |
| Hauptstadt Kampala das Fußball-WM-Finale verfolgten. Das Bestreben, Uganda | |
| und seinen Präsidenten Yoweri Museveni zu bestrafen, hat nie nachgelassen. | |
| Sechzehn Jahre sind eine lange Zeit. Heute sind die Beziehungen zwischen | |
| Uganda und den USA angespannt wegen des neuen ugandischen Gesetzes, [2][das | |
| gleichgeschlechtliche Beziehungen kriminalisiert]. Die USA haben gedroht, | |
| ihre Uganda-Hilfen in Höhe von einer Milliarde US-Dollar im Jahr – die | |
| Hälfte davon fließt in die Behandlung der 1,2 Millionen HIV-Kranken in | |
| Uganda – auszusetzen. Präsident Joe Biden hat sich persönlich zu Wort | |
| gemeldet, das US-Außenministerium hat eine Reisewarnung ausgesprochen, und | |
| US-Aktivistengruppen warnen vor Tourismus in Uganda und sagen, das Land sei | |
| nicht sicher. | |
| Zugleich haben die Dschihadisten tödliche Schläge gegen Uganda ausgeführt. | |
| Sie überrannten 120 Kilometer südlich von Mogadischu eine ugandische | |
| Armeebasis und behaupteten, 137 Soldaten getötet und viele andere gefangen | |
| genommen zu haben; Uganda spricht von 54 Toten. | |
| ## Angriffe der ADF | |
| Noch schockierender war vor einer Woche [3][der Angriff auf ein Internat im | |
| Westen Ugandas nahe der kongolesischen Grenze], wo die dschihadistische | |
| Gruppe ADF (Allied Democratic Forces) seit drei Jahrzehnten Ugandas | |
| Regierung bekämpft. 42 Teenager wurden bei lebendigem Leibe verbrannt und | |
| etwa 20 weitere verschleppt, vermutlich zum Zwangsdienst bei der ADF in | |
| Kongos Wäldern. | |
| Der Angriff erfolgte genau 25 Jahre nach einem ADF-Angriff auf eine | |
| technische Hochschule im Westen Ugandas, bei dem rund 80 Teenager | |
| verbrannten. Die ADF hat bereits im vorletzten Jahr in Kampala Bomben | |
| hochgehen lassen. | |
| Islamistische Dschihadisten bekämpfen Museveni seit dem ersten Tag seiner | |
| Machtergreifung 1986. Damals hatte er sich die Solidarität mit den | |
| schwarzen Nationalisten in Südsudan, die für die Befreiung Südsudans von | |
| der islamisch-fundamentalistischen Regierung in Sudans Hauptstadt Khartum | |
| kämpften, auf die Fahnen geschrieben. Ugandas militärische Unterstützung | |
| war entscheidend für den Erfolg der Unabhängigkeitskämpfer Südsudans. | |
| Khartum unterstützte im Gegenzug mehr als zwei Jahrzehnte lang die | |
| christlich-fundamentalistische LRA (Lord’s Resistance Army) von Joseph Kony | |
| in Norduganda und die islamisch-fundamentalistische ADF im Ostkongo. | |
| ## Merkwürdige Koalition | |
| Präsident Museveni sieht sich heute von zwei gegensätzlichen Seiten | |
| gleichzeitig in die Enge getrieben, die beide aus unterschiedlichen, | |
| eigentlich gegensätzlichen Gründen agieren. Eine von niemandem gewollte | |
| „Koalition der Böswilligen“ – Washington und die Dschihadisten – will | |
| Museveni mit ökonomischen und militärischen Mitteln in die Knie zwingen. | |
| Die USA wollen LGBTQ-Rechte durchsetzen, die Dschihadisten wollen Uganda | |
| für die militärische Allianz mit den USA bestrafen, bizarrerweise. | |
| Museveni hat neulich die Kader seiner Regierungspartei auf „Krieg“ und | |
| „Opfer“ eingeschworen, im Hinblick auf erwartete US-Sanktionen wegen der | |
| Homosexualitätsgesetzgebung. Zugleich sieht er sich von den Dschihadisten | |
| herausgefordert. Es brechen harte Zeiten an. | |
| Aus dem Englischen von Dominic Johnson | |
| 25 Jun 2023 | |
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| ## AUTOREN | |
| joachim buwembo | |
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