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# taz.de -- Ärger mit Möwen: Die Mistviecher
> Sie stoßen auf Fischbrötchen herab, schielen gierig aufs Abendessen und
> verschonen selbst Finger nicht. Wie wehrt man sich bloß gegen Möwen?
Bild: Rettet das Fischbrötchen! Möwen sind Allesfresser – und klauen Mensch…
Wenn es ums Teilen geht, verstehe ich keinen Spaß. Vor allem nicht, wenn es
um das Teilen von Essen geht. Da habe ich mich bereits energisch gegen
meine drei verfressenen Geschwister durchgesetzt und später gegen meine
jeweiligen Freunde, die es aus irgendeinem Grund für normal hielten, einen
Teil meiner Portion auf dem Teller für sich zu beanspruchen.
Gegen sie alle habe ich meine Pommes, meine Spaghetti Bolognese und meine
Sushi-Röllchen erfolgreich verteidigt. Wenn es sein musste, unter Einsatz
physischer oder psychischer Gewalt. Deshalb dachte ich auch lange, ich sei
unbesiegbar. Bis ich letztes Jahr auf Sylt meinen Endgegner kennengelernt
habe, Pardon, meine Endgegnerin: die Möwe.
Ich hatte mich gerade auf einen Mauervorsprung gesetzt, vor mir der Sand,
das in der Sonne glitzernde Meer und eines dieser leckeren Fischbrötchen
in der Hand – ein Moment, den ich monatelang herbeigesehnt hatte –, da
schießt in irrem Tempo eine Möwe herab und schnappt sich das Brötchen.
Meinen Finger hat sie zwar nur gestreift, aber weh tat es trotzdem.
Noch schmerzhafter war allerdings der Verlust des Fischbrötchens. Ehrlich,
Möwe: Als gäbe es nicht genug Fische im Meer, direkt vor deinem Schnabel!
Ich dachte an den Clownfisch-Papa von „Findet Nemo“ und wünschte mir, dass
auch zu mir ein Pelikan geflogen kommt und mich vor den gefräßigen Möwen
rettet.
## Bis zu 18 Tüten Chips pro Tag
Dieses Jahr traf ich sie wieder, beziehungsweise eine ihrer Verwandten, in
Porto. Ich war gerade im Begriff, mein erstes selbst gekochtes Abendessen
des Urlaubs zu mir zu nehmen, auf meinem Balkon, mit Blick auf die Stadt,
da sehe ich aus dem Augenwinkel, wie mich eine Möwe taxiert. Bei der Suche
nach einem Ferienapartment war ein Balkon für mich unverhandelbar. Die
Pasta aß ich dann drinnen.
Forscher:innen haben übrigens kürzlich [1][bei einem Experiment]
herausgefunden, dass Möwen, die wie wir Allesfresser sind, sich gerne an
den Essensgewohnheiten von Menschen orientieren. So bedienten sich die
Testvögel am liebsten an der Tüte Chips, die zuvor von einer menschlichen
Hand angesteuert worden war. Wir Menschen als zweckdienliche Vorkoster also
– Prost Mahlzeit.
Einem anderen Zeitungsbericht zufolge kann es dabei durchaus vorkommen,
dass so eine fresslustige Möwe [2][bis zu 18 Tüten Chips] pro Tag stibitzt.
Aber auch sämtliche andere Speisen, die wir Menschen auf der
Strandpromenade oder an einem anderen salzwassernahen Ort zu uns nehmen,
sind gern gesehene Leckerbissen.
Ein britischer Zoo machte gerade erst damit auf sich aufmerksam, dass er
[3][menschliche Vogelscheuchen] einstellen wollte, die in voluminösen
Adlerkostümen die Möwen in die Flucht schlagen sollen.
Vielleicht leihe ich mir vor meinem nächsten Urlaub etwas Ähnliches im
Kostümfundus aus. Dann werde ich am Strand zwar nicht richtig braun, dafür
kann ich dann dort wenigstens in Ruhe essen.
28 Jun 2023
## LINKS
[1] https://www.theguardian.com/science/2023/may/24/gulls-choose-what-to-eat-by…
[2] https://www.mirror.co.uk/news/uk-news/brazen-seagull-swipes-18-bags-27476216
[3] https://www.bbc.com/news/uk-england-lancashire-65358665
## AUTOREN
Anna Fastabend
## TAGS
Picknick
Sommer
Essen
Vögel
Zoo
Lesestück Recherche und Reportage
Wildtiere
Film
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