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# taz.de -- +++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: Wasserstand des Dnipro sinkt
> Während die Großoffensive der Ukraine läuft, sinkt in Cherson das Wasser.
> Russland schließt derweil Vertrag mit einer tschetschenischen
> Privatarmee.
Bild: Obwohl das Wasser gesunken ist, steht es immer noch hoch: Rettungskräfte…
## Ukraine meldet sinkenden Wasserstand
Mehrere Tage nach der Zerstörung des [1][Kachowka-Staudamms ist der
Wasserstand des Dnipro im überflutetem] südukrainischen Kriegsgebiet
Cherson nach Behördenangaben weiter gesunken. Demnach lag er am
Montagmorgen in der Gebietshauptstadt Cherson bei rund 3,29 Meter, wie der
Chef der dortigen Militärverwaltung Oleksandr Prokudin auf Telegram
berichtete.
In der Region soll der durchschnittliche Wasserstand des Flusses inzwischen
um zwei Meter auf etwa 3,60 Meter gesunken sein, wie der ukrainische
Rettungsstab zur Bekämpfung der Folgen der Dammzerstörung am Montag auf
Telegram mitteilte. In Folge der Damm-Zerstörung stieg das Wasser an
manchen Orten, so beispielsweise in der nahe gelegenen Stadt Nowa Kachowka,
um mehr als zehn Meter, wie russische Medien berichteten.
Laut Rettungsstab [2][hat der Kachowka-Stausee seit der Zerstörung des
Damms 72 Prozent seines Wassers verloren]. Die abgeflossene Wassermenge von
14,4 Kubikkilometer entspricht etwa einem Drittel des Bodensees. Auf der
ukrainisch kontrollierten Nordseite des Dnipros sollen dadurch noch 32
Siedlungen mit rund 3 800 Gebäuden unter Wasser stehen, wie der ukrainische
staatliche Notfalldienst DSNS am Montag vermeldete. 14 weitere Siedlungen
sind demnach auf der russisch besetzten Flussseite betroffen. (dpa)
Russland will mit tschetschenischer Privatarmee arbeiten
Das russische Verteidigungsministerium hat mit der in der Ukraine
kämpfenden [3][tschetschenischen Achmat-Gruppe] einen Vertrag geschlossen,
der alle paramilitärischen Einheiten unter seine Kontrolle bringen soll.
Der Vertrag sei unterzeichnet worden, teilte das Ministerium am Montag mit.
Damit folgte die oft als Privatarmee von Ramsan Kadyrow, dem Machthaber in
Tschetschenien, bezeichnete Achmat-Einheit einer Anweisung der russischen
Regierung. Dagegen hatte der Chef der für das russische [4][Militär immens
wichtigen Wagner-Söldner, Jewgeni Prigoschin], einen Tag zuvor eine
Unterschrift verwehrt.
Die russische Regierung versucht, alle sogenannten Freiwilligeneinheiten
bis zum 1. Juli unter die Kontrolle von Verteidigungsminister Sergej
Schoigu zu bringen. Im Gegenzug sollen alle ihrer Kämpfer die gleichen
Vorteile und Schutzmaßnahmen wie die regulären russischen Soldaten
erhalten. Dazu gehört auch eine staatliche Unterstützung für sie und ihre
Familien, sollten sie im Kampf verletzt oder getötet werden.
Prigoschin, der im ständigen Streit mit Schoigu und Generalstabschef Waleri
Gerassimow liegt und beiden mehrfach öffentlich Inkompetenz vorgehalten
hat, lehnte am Sonntag die Unterzeichnung eines solchen Vertrags ab.
Schoigu könne militärische Formationen nicht richtig verwalten, kritisierte
er. Prigoschin hat der Militärführung auch wiederholt vorgeworfen, seine
Einheiten würden absichtlich nicht ausreichend mit Munition und Waffen
versorgt.
Kadyrow verzichtete dagegen jüngst auf Kritik am Verteidigungsministerium.
Sein Kommandeur Apty Alaudinow, der an der Vertragsunterzeichnung teilnahm,
sagte, die Einheit habe in den vergangenen 15 Monaten zehntausende
Freiwillige vorbereitet und in die Ukraine geschickt. Nach der
Unterzeichnung wurde er auf der Website des Verteidigungsministeriums mit
den Worten zitiert: „Ich denke, das ist eine sehr gute Sache.“ (rtr)
## Sicherheitsstrategie für Deutschland angekündigt
Kanzler [5][Olaf Scholz] wird am Mittwoch zusammen mit vier Ministerinnen
und Ministern die Nationale Sicherheitsstrategie vorstellen. Diese werde am
Mittwoch im Bundeskabinett beschlossen, sagt ein Regierungssprecher. Scholz
werde zusammen mit Außenministerin Annalena Baerbock, Finanzminister
Christian Lindner, Verteidigungsminister Boris Pistorius und
Innenministerin Nancy Faeser auftreten, sagt ein Sprecher der
Bundespressekonferenz. Nach Angaben des Außenministeriums werden zunächst
Scholz, Baerbock und Lindner die Strategie vorstellen. (rtr)
## Rund 25 Gefechte rund um Bachmut
Die Ukraine berichtet von schweren Kämpfen und ersten kleineren Erfolgen im
Zuge [6][ihrer Gegenoffensive]. In der Nacht habe es rund 25 Gefechte mit
russischen Truppen in der Nähe von Bachmut im Osten gegeben, teilte der
ukrainische Generalstab am Montagmorgen mit. Auch weiter südlich in der
Nähe von Awdijwka und Marjinka sei es zu Kämpfen gekommen.
Die drei Ortschaften liegen in der ostukrainischen Oblast Donezk. Auch bei
Bilohoriwka in der Oblast Luhansk hätten sich ukrainische und russische
Einheiten Gefechte geliefert. Die russische Führung äußerte sich zunächst
nicht dazu. Unabhängig überprüfen lassen sich solche Mitteilungen über das
Kampfgeschehen nicht.
Während das ukrainische Militär in der vergangenen Woche weitgehend
Stillschweigen über seine Gegenoffensive bewahrt hatte, meldete es nun
Erfolge auf dem Schlachtfeld. „In der vergangenen Woche erlitten die
russischen Invasoren in Richtung Bachmut erhebliche Verluste“, erklärte der
Generalstab.
Vize-Verteidigungsministerin Hanna Maljar veröffentlichte am Montag ein
Foto, das nach ihren Angaben Soldaten zeigt, wie sie die ukrainische Flagge
im Dorf Storoschewe in [7][Donezk] hissen. Maljar dankte in ihrem Post der
35. Separaten Marinebrigade dafür, dass sie Storoschewe befreit hätten. Der
Gouverneur der Oblast Donezk teilte mit, am Sonntag seien durch russischen
Beschuss in der Region Awdijiwka ein Zivilist getötet und zwei weitere
verletzt worden.
Am Sonntag hatte die Ukraine erklärt, ihre Truppen seien auf drei Dörfer in
Donezk vorgerückt: Blahodatne, Neskuchne und Makariwka. Ein Sprecher des
ukrainischen Militärs sagte im Fernsehen, bei der Rückeroberung des Dorfes
Blahodatne handele es sich um die ersten, örtlich begrenzten Erfolge der
jüngsten Gegenangriffe. Es war das erste Mal, seit diese Gegenangriffe in
den vergangenen Tagen gestartet wurden, dass die Befreiung eines Ortes von
russischer Besatzung bekanntgegeben wurde. Die Ukraine hat sich zum Stand
der seit langem erwarteten, großangelegten Gegenoffensive bedeckt gehalten.
Einige bekannte russische Militärblogger teilten mit, dass die ukrainischen
Streitkräfte zwar die Ortschaften Blahodatne und Neskuchne eingenommen
hätten, die Kämpfe um Makariwka jedoch weitergingen. Der russische
Präsident Wladimir Putin hatte am Freitag erklärt, die Ukraine habe es
nicht geschafft, die russische Verteidigung zu durchbrechen. Das
Verteidigungsministerium in Moskau hatte am Sonntag mitgeteilt, die
russischen Truppen hätten mehrere Leopard-Kampfpanzer und andere Ausrüstung
zerstört, die die Ukraine vom Westen erhalten hatte. (rtr)
## Ukraine will Details zu F-16 am Donnerstag klären
Die Ukraine hofft auf weitere militärische Unterstützung des Westens und
insbesondere [8][auf Kampfjets vom US-Typ F-16]. Der ukrainische
Verteidigungsminister Olexij Resnikow sagte, die Regierung in Kyjiw wolle
Einzelheiten der sogenannten Flugzeugkoalition mit ihren Verbündeten beim
nächsten Treffen der Verteidigungskontaktgruppe am 15. Juni in Brüssel
besprechen.
„Zu diesem Zeitpunkt sprechen wir über die Ausbildung von Piloten … und
unseren Technikern und Ingenieuren“, erklärte er nach Militärangaben.
Präsident Wolodimir Selenski dringt seit langem auf die Lieferung von
F-16-Kampfflugzeugen und argumentiert, dies wäre ein sicheres Signal der
Welt, dass die russische Invasion mit einer Niederlage enden würde. (rtr)
## IAEA besorgt über Wasserstand des Stausees beim AKW
Die Internationale Atomenergiebehörde IAEA dringt nach der Zerstörung des
Kachowka-Staudamms auf einen breiteren Zugang zur Umgebung des
Kernkraftwerks Saporischschja. Der Wasserstand des Damms sei am Wochenende
zwar etwa einen Tag lang stabil gewesen, erklärt IAEA-Chef Rafael Grossi.
„An anderen Stellen des riesigen Stausees sinkt der Pegel jedoch weiter,
was zu einer möglichen Differenz von etwa zwei Metern führt.“ Die Höhe des
Wasserspiegels sei ein wichtiger Parameter für die weitere
Funktionsfähigkeit der Wasserpumpen. Das Wasser aus dem Stausee wird
IAEA-Angaben zufolge zur Kühlung der sechs Reaktoren der Anlage und zur
Lagerung abgebrannter Brennelemente verwendet.
Angesicht von Diskrepanzen bei den gemeldeten Daten zur Wasserhöhe im
ukrainischen Kachowka-Stausee hat die Atomenergiebehörde IAEA gefordert,
selbst Messungen vor Ort vornehmen zu können. Ständig im Atomkraftwerk von
Saporischschja präsente IAEA-Inspekteure müssten Zugang zu dem Stausee
erhalten, um klären zu können, warum es „bedeutende Unterschiede“ bei den
Messungen verschiedener Einrichtungen gebe, erklärte die Atomenergiebehörde
am Sonntag. Er hoffe, dass seine Mitarbeiter „sehr bald“ Zugang bekämen, um
die Lage unabhängig bewerten zu können, betonte IAEA-Generaldirektor Rafael
Grossi.
Laut IAEA gab die Verwaltung eines nahe dem AKW Saporischschja gelegenen
Heizkraftwerks die Wasserhöhe im Stausee am Sonntag mit 11,27 Metern an,
gegenüber fast 17 Metern vor dem Dammbruch. Von anderen an den Stausee
grenzenden Orten würden jedoch weiter zurückgehende Pegelstände gemeldet,
betonte die Atomenergiebehörde. Der Unterschied liege bei bis zu zwei
Metern gegenüber der in Saporischschja gemeldeten Wasserhöhe.
[9][Die Reaktoren des von Russland besetzten Atomkraftwerks Saporischschja
sind seit Monaten abgeschaltet]. Der Brennstoff in den Reaktorkernen und in
den Lagerbecken muss jedoch ständig gekühlt werden, um eine Kernschmelze
und die Freisetzung von Radioaktivität in die Umwelt zu verhindern.
(rtr/afp)
## Selenski: Internationale Ermittlungen zu Dammbruch laufen
Laut dem ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski laufen bereits
internationale Ermittlungen zur [10][Zerstörung des Kachowka-Staudamms].
„Vertreter des Internationalen Strafgerichtshofs haben die Region Cherson
in den vergangenen Tagen besucht“, erklärt Selenski in seiner abendlichen
Videoansprache. Gleich am Tag des Dammbruchs habe der Generalstaatsanwalt
eine entsprechende Anfrage an den Internationalen Strafgerichtshof (ICC)
gesandt. „Die Arbeit hat bereits begonnen.“
Es sei wichtig, dass die internationalen Rechtsexperten die Folgen der
Katastrophe untersuchten. Dazu gehöre auch der Beschuss von
Überschwemmungsgebieten. Laut der Ukraine sind bei einem russischen Angriff
auf ein Rettungsboot drei Menschen getötet worden. Russland weist Vorwürfe
zurück, Zivilisten ins Visier zu nehmen. (rtr)
12 Jun 2023
## LINKS
[1] /Kachowka-Staudamm-nach-der-Zerstoerung/!5936399
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[3] /Tschetschenien-und-der-Ukraine-Krieg/!5842003
[4] /Wagner-Soeldnertruppe-aus-Russland/!5922453
[5] /Georgiens-Regierungschef-in-Berlin/!5937219
[6] /Aktuelle-Lage-in-der-Ukraine/!5939743
[7] /Ukrainische-Ostfront/!5937368
[8] /Waffen-fuer-die-Ukraine/!5935789
[9] /Lage-am-AKW-Saporischschja/!5930075
[10] /Cherson-nach-Zerstoerung-des-Staudamms/!5936184
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