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# taz.de -- Journalistin über Frauen in Sierra Leone: „Frauen haben immer me…
> In Sierra Leone wird gewählt. Vor allem für Frauen muss viel getan
> werden, sagt die Journalistin Aminata Finda Massaquoi.
Bild: Straßenszene mit Schülerinnen in Freetown, Sierra Leone
taz: Warum setzen Sie sich für Landrechte von Frauen ein?
Aminata Finda Massaquoi: Frauen sind bei Landfragen stets benachteiligt
worden. Mit dieser Situation bin ich im Distrikt Kone aufgewachsen.
Mittlerweile arbeiten zwar eine Reihe von Organisation zu Landrecht, haben
aber einen ganzheitlichen Ansatz. Wir wollen Frauen in den Mittelpunkt
stellen.
In einigen Regionen hatten diese lange nicht einmal das Recht, Land zu
besitzen.
Männer denken, dass sie mehr Rechte haben, etwa wenn es um Flächen geht,
die in Familienbesitz sind. Söhne denken, dass ihnen diese zustehen, weil
Töchter nach der Hochzeit die Familie verlassen. Sie sagen: Such' dir einen
Mann, der sich um dich kümmert. Wir Frauen haben das auch lange so
akzeptiert.
Seit wann ändert sich das?
Seit Ende des Bürgerkriegs (Anm. d. Red: 2002) haben sich zunehmend Frauen
zusammengeschlossen, um sich für ihre Rechte einzusetzen. Dabei ging es
bisher häufig um politische Teilhabe. Mittlerweile sind auch Landfragen in
den Fokus gerückt. Frauen sagen: Meine Brüder und ich haben dasselbe Blut.
Warum sollten sie besser gestellt sein?
2022 wurden zwei Gesetze zu Landrechten verabschiedet und Anfang des Jahres
ein neues Gleichstellungsgesetz. Wie bewerten Sie diese?
Prinzipiell sind sie gut. Unsere Forderungen wurden beachtet. Wichtig ist
nun, dass sie bekannt gemacht werden. Frauen müssen wissen, was die Gesetze
beinhalten. Sonst sind sie absolut nutzlos.
Wie machen Sie das?
Wir müssen sie treffen, mit ihnen sprechen und die Gesetze in kleinen
Schritten erklären. Viele Frauen können gar nicht lesen und sprechen kein
Englisch. Das heißt, dass wir die Inhalte in die jeweilige lokale Sprache
übersetzen müssen.
Alle drei Gesetze sind nicht einmal ein Jahr alt. Sehen Sie schon
Ergebnisse?
Frauen haben zunehmend mehr Wissen. Bereits vor der Verabschiedung haben
wir Frauen ins Parlament gebracht, damit sie Abgeordneten ihre Sichtweise
auf die Dinge erklären. Die Parlamentarier sollten aus erster Hand
erfahren, was es heißt, wenn man keinen Zugang zu Land hat. Zu den neuen
Gesetzen hat unser Netzwerk mehrere Informationsveranstaltungen mit mehr
als 300 Teilnehmerinnen organisiert.
Welche Inhalte sind aus Ihrer Sicht besonders positiv hervorzuheben?
In allen Komitees, die sich mit Landfragen befassen, müssen künftig
mindestens 30 Prozent Frauen vertreten sein. Das hat es noch nie gegeben.
Auch können Frauen ihr eigenes Land besitzen. Früher haben viele nach dem
Tod des Mannes den ganzen gemeinsamen Besitz verloren oder sollten ihren
Schwager heiraten. Unter diesen Bedingungen hatten viele große
Schwierigkeiten, ihre Kinder großzuziehen.
Werden Sie selbst davon Gebrauch machen und Land kaufen?
Noch habe ich das nicht versucht. Wenn ich das aber möchte und mir das
jemand verweigern sollte, werde ich auf meine Rechte pochen. Das ist unsere
Botschaft an alle Frauen: Wenn ihr Land möchtet, hat niemand das Recht,
euch das zu verweigern.
23 Jun 2023
## AUTOREN
Katrin Gänsler
## TAGS
Feminismus
Sierra Leone
Landgrabbing
Westafrika
Afrika
Verkehr
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Landgrabbing
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