# taz.de -- Tourismus in Berlin: Ach, wie schön ist Spandau! | |
> Der Tourismus erreicht zunehmend auch den Berliner Stadtrand. Die Grünen | |
> fordern schnelle Umsetzung des passgenauen Hotelentwicklungskonzepts | |
Bild: Altstadt Spandau an der Mündung von Havel und Spree | |
BERLIN taz | Vielleicht ist es der schillernde Begriff „Freiheit“. | |
Vielleicht aber auch die Nähe zum Sophienwerder, zur Zitadelle oder zur | |
nahe gelegenen Altstadt. Wer im Select Hotel Spiegelturm an diesem | |
Wochenende ein Doppelzimmer buchen will, geht leer aus. Das Hotel an der | |
Spandauer Freiheit 5 ist ausgebucht. | |
Spandau? Ausgebucht? In einem Hotel, in dem das Doppelzimmer zwischen 88 | |
und 195 Euro kostet? Der Tourismus ist zurück in Berlin, und zunehmend | |
erreicht er auch den Stadtrand. Das geht aus der [1][Antwort auf eine | |
Kleine Anfrage des grünen Abgeordneten Julian Schwarze] hervor, die der taz | |
vorliegt. | |
Alleine in Spandau sind demnach seit 2022 2.473 neue Hotelbetten genehmigt | |
worden. In Treptow-Köpenick wurde die Genehmigung von 1.739 Betten | |
beantragt und in Lichtenberg 1.140. Gleichzeitig wurden in | |
Charlottenburg-Wilmersdorf, Zentrum des alten Tourismus im Westteil der | |
Stadt, null neue Betten genehmigt und gebaut. | |
Klappt die Touristenlenkung in Berlin nun endlich? Weg von den Hotspots des | |
Overtourismus hin in die Außenbezirke, die auch was abhaben wollen vom | |
Kuchen? | |
Nicht ganz, meint Schwarze, stadtentwicklungspolitischer Sprecher der | |
Grünen. Für Friedrichshain-Kreuzberg gebe es keine Zahlen. „Das kann damit | |
zu tun haben, dass dort keine Flächen mehr zur Verfügung stehen.“ Zur | |
Datenerhebung hatte die Senatswirtschaftsverwaltung alle zwölf Bezirke | |
angeschrieben. Dass es in den angesagten Vierteln auch weiter Overtourismus | |
geben wird, zeigen die Zahlen aus Neukölln. Dort wurden seit 2022 1.703 | |
neue Betten genehmigt, davon alleine 1.442 im Neubau des Estrel. | |
Schwarze verweist in diesem Zusammenhang auf das Tourismuskonzept des alten | |
Senats, das eine berlinweite Steuerung von neuen Hotelstandorten vorsehe. | |
Das müsse der Senat nun schnell mit einem passgenauen | |
Hotelentwicklungskonzept umsetzen. „Einen Wildwuchs darf es nicht mehr | |
geben.“ Neue Hotels müssten sich an der Stadtverträglichkeit und der Zahl | |
bereits bestehender Betriebe orientieren. Bereits geplante Standorte | |
gehörten auf den Prüfstand. „Denn die Flächen können wir sinnvoller | |
nutzen“, so Schwarze. „Zum Beispiel für bezahlbare Wohnungen und neue | |
Schulen oder Kitas.“ | |
Besonders eilig scheinen es die Verantwortlichen aber nicht zu haben. Der | |
nächste runde Tisch Tourismus, zu dem der Regierende Bürgermeister und der | |
Hotel- und Gaststättenverband Dehoga einladen, tagt erst im Herbst. Geht es | |
nach den Grünen, soll dann auch darüber diskutiert werden, inwiefern | |
Hostels und Hotels zu Unterkünften für Geflüchtete umgenutzt werden. | |
In der Spandauer Freiheit 11 ist dies bereits der Fall. In einem Großhostel | |
[2][sind seit November 2022 Flüchtlinge aus der Ukraine untergebracht.] | |
Schwarze würde sich mehr solcher Umnutzungen wünschen. „Bevor leere Hostels | |
zu Büros umgebaut werden, sollten sie als Wohnraum genutzt werden.“ Und zur | |
Unterbringung für Geflüchtete. „Das ist besser, als [3][neue | |
Containerdörfer] zu bauen.“ | |
22 Jun 2023 | |
## LINKS | |
[1] https://pardok.parlament-berlin.de/starweb/adis/citat/VT/19/SchrAnfr/S19-15… | |
[2] https://www.berlin.de/laf/ueber-uns/pressemitteilungen/2022/pressemitteilun… | |
[3] /Unterbringungskrise-in-Berlin/!5918032 | |
## AUTOREN | |
Uwe Rada | |
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Katrin Lompscher | |
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