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# taz.de -- Neue Unternehmensform gefordert: Wirtschaften jenseits von Profiten
> Wirtschaftsverbände wollen eine neue Unternehmensform. Damit sollen
> Gewinne im Unternehmen bleiben. Denn momentan kann das kompliziert
> werden.
Bild: Ecosia macht es vor. Christian Kroll, der Gründer der grünen Suchmaschi…
Berlin taz | Mehrere Wirtschaftsverbände setzen sich für eine neue
Unternehmensform ein, die ein Wirtschaften jenseits von reinen
Profitinteressen erleichtern würde: eine Gesellschaft mit gebundenem
Vermögen. Deren Kern soll laut den Verbänden folgender sein: „Gewinne
können weder offen noch verdeckt an die Gesellschafter ausgeschüttet
werden.“ Stattdessen würden sie reinvestiert oder gemeinnützig gespendet.
Vertreter:innen von rund 20 Verbänden haben das [1][am Montag
vorgestellte Papier] unterzeichnet, darunter der Bundesverband
mittelständische Wirtschaft (BVMW), der Bundesverband Deutsche Startups und
der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft.
„Die Rechtsform ist ein Betriebssystem, das von unterschiedlichen Seiten
genutzt werden kann, ähnlich wie die Genossenschaft“, sagt Armin
Steuernagel von der Stiftung Verantwortungseigentum bei der Vorstellung.
Jasmin Arbabian-Vogel vom Verband deutscher Unternehmerinnen hofft, dass
die neue Unternehmensform auch bei der Nachfolgefrage helfen könne, die
zahlreiche Unternehmer:innen umtreibe. Sie berichtete von einem Fall,
in dem ein scheidender Firmeninhaber die Nachfolgerin adoptierte, damit
diese die Firma übernehmen konnte, ohne das Kapital für einen Kauf
aufzubringen, was ihr nicht möglich gewesen wäre.
Frank-Grischa Feitsch vom BVMW befasst sich als Anwalt mit Fällen, in denen
Unternehmer:innen verhindern wollen, dass die Firma versilbert werde.
Derzeit würden in solchen Fällen rechtliche [2][Hilfskonstruktionen]
genutzt, etwa über Stiftungen. Doch diese Konstruktionen seien beratungs-
und somit kostenintensiv.
## Sinkende Einnahmen durch Erbschaftsteuer befürchtet
Ein prominentes Beispiel für eine Alternativkonstruktion ist die
Suchmaschine Ecosia, die den Gewinn in Aufforstungsprojekte investiert.
[3][Als GmbH gegründet, wurde sie von Gründer Christian Kroll vor wenigen
Jahren umgewandelt]. Eine Stiftung hält nun einen 1-Prozent-Anteil und
bestimmte Vetorechte. Die Kontrolle soll durch die neue Form immer bei
Menschen bleiben, die dem Unternehmen nahestehen und am operativen Geschäft
beteiligt sind.
Eigentlich könnte die Forderung ein Selbstläufer sein. Denn auch SPD, Grüne
und FDP haben in ihrem Koalitionsvertrag die Schaffung einer entsprechenden
Unternehmensform anvisiert. Dementsprechend äußerten sich
Vertreter:innen der drei Parteien bei der Vorstellung positiv. Dennoch
gibt es etwa in den Bundesländern Befürchtungen, dass durch die neue
Unternehmensform ihre Einnahmen aus der Erbschaftsteuer sinken könnten.
20 Jun 2023
## LINKS
[1] https://www.neue-rechtsform.de/verb%C3%A4nde-allianz/
[2] /Maerkisches-Landbrot-wird-Stiftung/!5819238
[3] /Nachhaltige-Unternehmen/!5618213
## AUTOREN
Svenja Bergt
## TAGS
Unternehmen
Verantwortung
Nachhaltigkeit
Postwachstumsökonomie
Erbschaftssteuer
Gemeinwohl
Stiftung
Start-Up
Netzpolitik
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