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# taz.de -- US-Außenminister beendet China-Besuch: In Kernfragen bleiben beide…
> US-Außenminister Blinken hat viele Stunden mit Chinas Führung gesprochen.
> In der Taiwan-Frage sieht Peking keine Chance für Kompromisse.
Bild: Außenminister Anthony Blinken und Präsident Xi Jinping in Peking
Peking taz | Am Ende traf er ihn doch noch: US-Außenminister [1][Antony
Blinken] wurde am Montagnachmittag von Chinas Staatschef Xi Jinping in der
Großen Halle des Volkes empfangen. Die choreografierte Optik ließ keinen
Zweifel daran, wer hier das Sagen hat: Herrscher Xi nahm am mittigen Ende
des riesigen Tisches Platz, zu seinen Seiten platzierte er die chinesischen
und US-amerikanischen Außenpolitiker.
Doch allein dass das Treffen überhaupt zustande kam, ist als positives
Zeichen zu werten. Denn aus protokollarischen Gründen wäre es eigentlich
nicht angebracht, dass Chinas Staatschef einen Außenminister persönlich
willkommen heißt. Doch Konventionen zählen längst nur mehr wenig angesichts
der angespannten Lage zwischen den zwei Weltmächten, die gefühlt nur wenige
Schritte vor einer militärischen Auseinandersetzung zu stehen scheinen.
„Ich hoffe, dass Außenminister Blinken durch seinen Besuch einen positiven
Beitrag zur Stabilisierung der Beziehungen zwischen China und den USA
leisten kann“, sagte Xi in einer ersten, eher vage formulierten
Stellungnahme. Zudem sprach der 70-Jährige von „Fortschritten in bestimmten
Fragen“, ohne diese jedoch konkret zu benennen. Seine Kernbotschaft, auf
den Punkt gebracht, lautete: Die zwei Weltmächte müssen unbedingt
miteinander auskommen, daran führe kein Weg vorbei. Das sei man allein
schon der internationalen Staatengemeinschaft schuldig.
Wie ernst die Lage ist, wurde wenige Stunden zuvor beim morgendlichen
Gespräch zwischen Blinken und Wang Yi deutlich. Chinas führender
Außenpolitiker machte dabei seinem Ruf als diplomatischer „Wolfskrieger“
erneut alle Ehre.
## Jede Investition in den chinesischen Markt birgt Risiken
Seinem Gast aus Washington hielt der 69-jährige Chinese eine Standpauke,
die es in sich hatte: Die USA würden eine „falsche Politik“ verfolgen,
seien die „eigentliche Ursache“ für den historischen Tiefpunkt in den
bilateralen Beziehungen und müssten nun „tief reflektieren“, um eine
„strategische Überraschung“ zu verhindern. Sämtliche Schuld liegt in der
chinesischen Sichtweise ausschließlich bei den USA, alle Anschuldigungen
aus Washington hingegen seien bloß Lügen und Schmierereien. „[2][Es ist
notwendig, sich zwischen Kooperation oder Konflikt zu entscheiden]“, ließ
dies Wang wie eine Warnung klingen.
Doch das US-Außenministerium ließ sich zu keiner Emotionalität hinreißen.
Blinken war sichtlich bemüht, die frostige Atmosphäre des Gesprächs nicht
allzu sehr zu betonen. Demnach habe es sich um „offene und produktive
Diskussionen“ gehandelt. Zudem sprach Blinken davon, wie wichtig offene
Kommunikationskanäle seien, damit „der Wettbewerb nicht in Konflikt“
ausartet.
Doch bei den zentralen Streitthemen sind die Fronten extrem verhärtet. Das
gilt insbesondere bei der [3][Taiwan]-Frage, die den Zündstoff für einen
potenziellen Weltkrieg bereithält. Dabei handele es sich laut Wang Yi um
eine „innere Angelegenheit“ Chinas, man sehe „keinen Raum für Kompromiss…
Solche Worte sollten auch in den Chefetagen internationaler Unternehmen
ernst genommen werden. Denn im Klartext bedeutet dies: Jede Investition in
den chinesischen Markt steht unter dem Damoklesschwert immenser
geopolitischer Risiken.
Immerhin dürften die jetzigen Gespräche dafür sorgen, dass die anhaltende
Eskalationsspirale zwischen Peking und Washington zumindest vorübergehend
pausiert. Denn in den kommenden Monaten wird wohl der ein oder andere
Kommunikationskanal wieder geöffnet werden, ja möglicherweise auch ein
Gipfeltreffen zwischen US-Präsident Joe Biden und Xi angesetzt.
19 Jun 2023
## LINKS
[1] /US-Aussenminister-besucht-China/!5941387
[2] /Nach-Spionageballon-ueber-USA/!5913451
[3] /China-uebt-Blockade-Taiwans/!5924944
## AUTOREN
Fabian Kretschmer
## TAGS
Antony Blinken
USA
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Xi Jinping
Taiwan
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USA
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
USA
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