# taz.de -- Verwaltungsgericht Trient urteilt über Bärin: JJ4 darf weiterleben | |
> Ein Gericht in Norditalien verbietet erneut, die „Problembärin“ JJ4 zu | |
> töten. Das Tier hatte Anfang April einen Jogger umgebracht. | |
Bild: „Problembärin“ JJ4 darf leben, hier ihre erleichterte Mutter Jurka | |
ROM taz | Die „Problembärin“ [1][JJ4] wird vorerst nicht umgebracht. Am | |
Freitag räumte ihr das Verwaltungsgericht Trient eine weitere Gnadenfrist | |
bis zum 27. Juni ein und setzte den von der norditalienischen Provinz | |
Trentino gefällten Entscheid zur Tötung des Tiers aus. | |
Das Gericht begründete die einstweilige Verfügung damit, dass die | |
Provinzregierung die Gefährlichkeit des Braunbären zwar in ihrem Beschluss | |
behauptet, jedoch nicht umfassend begründet habe; „ernsthafte Prüfungen“, | |
die eine Tötung rechtfertigen könnten, seien nicht erfolgt. | |
Zum Abschuss sollte JJ4, auch Gaja genannt, freigegeben werden, weil sie am | |
5. April in dem Alpental Val di Sole einen 26-jährigen Jogger angefallen | |
und tödlich verletzt hatte. Am 17. April wurde die Bärin, eine Schwester | |
des 2006 in Bayern getöteten „Problembären“ Bruno, dann eingefangen und in | |
ein Wildgehege gebracht. Als sie in die Falle tappte, war sie mit drei | |
Jungtieren unterwegs, die sie 15 Monate vorher zur Welt gebracht hatte – | |
und ihr mütterlicher Schutzinstinkt dürfte auch ihren Angriff auf den | |
Jogger erklären. | |
Schon am 22. April hatte das Verwaltungsgericht Trient den Abschussbefehl | |
der Provinzregierung suspendiert, während das Umweltministerium in Rom sich | |
auf die Suche nach Wildgehegen machte, die womöglich zur Aufnahme von JJ4 | |
bereit waren. In Trient gingen in der Folge sowohl die | |
Befürworter*innen eines Abschusses – unter dem „Slogan „Zuerst wir, | |
dann die großen Fleischfresser“ – als auch die Tierschützer*innen auf | |
die Straße. Sie werfen der Provinzregierung vor, sie habe nichts getan, um | |
die örtliche Bevölkerung über korrektes Verhalten gegenüber den Bären | |
aufzuklären oder auch den Bären vorbehaltene Wildpfade einzurichten. | |
## Bärin hatte bereits vor drei Jahren Menschen angefallen | |
Im Trentino leben mittlerweile bis zu 120 Braunbären; angesiedelt wurden | |
sie vor gut 25 Jahren, als einige Exemplare aus Slowenien in die | |
italienische Alpenregion gebracht wurden. Die 17-jährige JJ4 hatte schon im | |
Jahr 2020 zwei Männer angefallen; auch damals verhinderte das | |
Verwaltungsgericht den Abschuss des Tieres, verfügte aber, dass es mit | |
einem elektronischen Halsband ausgestattet wurde, um seinen Standort peilen | |
zu können; dieses Halsband war jedoch schon Monate vor ihrem tödlichen | |
Überfall auf den Jogger außer Funktion. | |
26 May 2023 | |
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## AUTOREN | |
Michael Braun | |
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