| # taz.de -- Nach Corona-Impfungen: Kaum Klagen wegen Impfschäden | |
| > Zwei Anwaltskanzleien wollen knapp 200 Fälle von | |
| > Corona-Impfnebenwirkungen vor Gericht bringen. Möglicherweise muss der | |
| > Staat zahlen. | |
| Bild: Eine von rund 183 Millionen Corona-Impfungen in Deutschland | |
| Freiburg taz | Bisher wurden in Deutschland rund 183 Millionen | |
| Corona-Impfungen durchgeführt. Doch die Zahl der möglicherweise | |
| nachweisbaren Impfschäden ist eher gering. Zwei spezialisierte | |
| Anwaltskanzleien haben nach intensiver [1][Prüfung nur 185 Fälle | |
| identifiziert], die sie vor Gericht bringen wollen. | |
| Die Düsseldorfer Kanzlei Rogert & Ulbrich hatte nach eigenen Angaben rund | |
| 3.000 Anfragen, aus denen 810 Mandate resultierten, doch am Ende landeten | |
| nur 135 Verfahren vor Gericht. Ähnlich ist die Bilanz des Wiesbadener | |
| Anwalts Joachim Cäsar Preller. Auch er lehnte Hunderte Anfragen als | |
| aussichtslos ab und brachte nur 50 Klagen vor Gericht. | |
| Es handelt sich dabei um Verfahren gegen alle Hersteller von | |
| Corona-Impfstoffen. Eine erste Verhandlung gegen Biontech sollte eigentlich | |
| Ende April am Landgericht Frankfurt am Main stattfinden. Der Termin wurde | |
| nun verschoben. Es geht um den Fall einer Frau, die für ihren Herzschaden | |
| die [2][vorherige Covidimpfung] von Biontech verantwortlich macht. | |
| Normalerweise müssen Kläger, die sich durch ein Produkt geschädigt fühlen, | |
| ein Verschulden (das heißt Vorsatz oder Fahrlässigkeit) des Herstellers | |
| nachweisen und dass dieses Verschulden den Schaden verursacht hat. Im | |
| Arzneimittelgesetz, das auch für Impfstoffe gilt, gelten jedoch deutliche | |
| Erleichterungen für die Kläger. So müssen sie im Rahmen einer | |
| Gefährdungshaftung kein Verschulden nachweisen, es genügt die Annahme von | |
| Kausalität. Und auch diese Verursachung des Schadens wird in geeigneten | |
| Fällen vermutet. | |
| ## Möglich, dass der Staat den Schaden ersetzt | |
| Dennoch sind Klagen gegen Impfstoffhersteller kein Selbstläufer. Laut | |
| Gesetz müssen die Nebenwirkungen „über ein vertretbares Maß hinausgehen“. | |
| Hier werden Nutzen und Risiken abgewogen. Gegen die massiven Folgen einer | |
| Krebs-Chemotherapie kann deshalb nicht erfolgreich geklagt werden. Auch die | |
| Kausalitätsvermutung kann vom Hersteller widerlegt werden, wenn andere | |
| Ursachen in Betracht kommen. Schließlich gibt ja durchaus eine statistische | |
| Wahrscheinlichkeit, dass auch coronageimpfte Menschen anschließend an ganz | |
| anderen Leiden erkranken oder gar sterben – ohne dass dies eine Folge der | |
| Impfung ist. | |
| Wohl nur eine geringe Rolle spielen Haftungserleichterungen, die den | |
| Impfstoffherstellern im Mai 2020 durch eine Verordnung des damaligen | |
| Gesundheitsministers Jens Spahn (CDU) eingeräumt wurden. Die für Kläger | |
| günstige Gefährdungshaftung entfällt demnach nur, wenn der Schaden auf | |
| bestimmte staatlich angeordnete Vereinfachungen beim Inverkehrbringen der | |
| Impfstoffe zurückzuführen ist. | |
| Doch selbst wenn ein Impfstoffhersteller am Ende zu Schadensersatz | |
| verurteilt wird, kann es gut sein, dass letztlich der Staat den Schaden | |
| ersetzt, weil dies wohl in den geheimen Beschaffungsverträgen von EU und | |
| Herstellern so vereinbart wurde. | |
| Sollten die Hürden für einen Schadensersatz-Anspruch gegen den Hersteller | |
| am Ende doch zu hoch sein, könnte ein direkter Anspruch gegen den Staat | |
| bestehen. Wer einen Impfschaden erleidet, hat Anrecht auf eine | |
| Beschädigtenrente nach dem Bundesversorgungsgesetz. | |
| Hier wird allerdings kein voller Erwerbsausfall ersetzt und es gibt auch | |
| kein Schmerzensgeld, sondern maximal 854 Euro pro Monat. Und auch hier | |
| kommt es auf die Kausalität an. Laut FAZ sind in 13 von 16 Bundesländern | |
| 6.600 Anträge auf Versorgungsleistungen eingegangen, doch nur in 284 Fällen | |
| wurden Corona-Impfschäden anerkannt. | |
| 11 Apr 2023 | |
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| ## AUTOREN | |
| Christian Rath | |
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