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# taz.de -- Video von Enthauptung eines Ukrainers: „Übersteigt die Taten von…
> Das Video über die mutmaßliche Enthauptung eines Ukrainers sorgt für
> breites Entsetzen. Auch Russland verspricht eine Untersuchung des Falls.
Bild: Wolodimir Selenski, Präsident der Ukraine, äußert sich zum Video
Charkiw taz | Ein Mann liegt auf dem Boden. „Es tut weh“, sagt er – es si…
seine letzten Worte. Dann trennt ihm ein Maskierter mit einem Messer den
Kopf ab. Im Hintergrund sind Schreie zu hören. Ein anderer Mann sagt über
Funk oder Telefon: „Jungs, wir sind bei der Arbeit … schneide schon … was,
noch nie einen Kopf abgetrennt?“ Das Video zeigt die Enthauptung eines
Mannes mit ukrainischen Hoheitszeichen. Die maskierten Uniformierten sind
als russische Besatzungsgruppen erkennbar. Von wann das Video stammt, ist
unklar. Sehr grüne Blätter im Hintergrund lassen aber vermuten, dass es
eher zu sommerlicher Jahreszeit aufgenommen wurde. Seit Dienstag geistert
das Video durch verschiedene Telegram-Kanäle und hat seither für breites
Entsetzen gesorgt.
„Ich habe seit Jahren, vor allem aber [1][seit dem 24. Februar 2022] viel
mit Menschenrechtsverletzungen von russischen Militärs, mit
Vergewaltigungen, Gewalt und Morden zu tun. Aber dieses Video hat sogar
mich schockiert“, berichtet Tamila Bespala, Rechtsanwältin der
Menschenrechtsgruppe Charkiw, gegenüber der taz. „Und das ist erneut ein
Beweis dafür, dass wir es mit einem Genozid zu tun haben.“
Der ukrainische Präsident äußerte sich ebenfalls zu dem Video. Das sei
leider kein Einzelfall, kommentierte Wolodimir Selenski. „Wir hatten das in
Butscha. Wir hatten so etwas tausende Male. Wir vergessen nichts. Wir
werden den Mördern nicht verzeihen.“ Auch Menschenrechtsanwältin Bespala
sagt: Was in Butscha und Irpen passiert sei, sei bekannt. „Doch das Ausmaß
an Vergewaltigungen und Folter, was wir aus den Orten im Gebiet Charkiw
wissen, die einige Monate besetzt waren, übersteigt noch um einiges die
Verbrechen von Butscha und Irpin“, sagt sie.
Kein Wunder also, dass derartige Verbrechen den Hass auf Russland und die
Russen in der Ukraine weiter schüren. Die Hinrichtung zeige, so der
ukrainische Journalist Denis Kasanki auf gordonua.com, dass die russischen
Militärs „Abschaum der menschlichen Rasse“ seien.
Vor dem Hintergrund des Videos forderte der ukrainische Außenminister
Dmytro Kuleba den Ausschluss Russlands aus den Vereinten Nationen. Nun
werde man das Enthaupten von Gefangenen nicht mehr mit der islamistischen
Terrormiliz IS, sondern mit der russischen Besatzungsarmee assoziieren,
sagte Ilja Baravanow vom russischen Dienst der BBC. Und für Petr
Andrjuschenko, Berater des Bürgermeisters von Mariupol, ist klar, dass es
nun gelte, „die russische Pseudokultur vollständig zu vernichten“.
Auch Russland äußerte sich: „Das ist in der Tat ein schreckliches
Filmmaterial“, erklärte Dmitri Peskow, Sprecher von Kremlchef Wladimir
Putin. Aber man müsse zunächst prüfen, ob das Material echt sei. Am
Donnerstag kündigte die russische Staatsanwaltschaft denn auch eine
Untersuchung an. Das Video sei an Untersuchungsbehörden weitergeleitet
worden, um die „Echtheit des Inhalts“ zu prüfen und eine „angemessene“
Schlussfolgerung“ ziehen zu können, teilte die Generalstaatsanwaltschaft
via Telegram mit. Die vorläufige Untersuchung kann in ein formelles
Ermittlungsverfahren münden, zwangsläufig ist dies aber nicht.
## Russlands Ankündigung ist ungewöhnlich
Die Ankündigung Russlands ist ungewöhnlich. Üblicherweise weist die
Regierung alle Anschuldigungen zu Kriegsverbrechen in der Ukraine zurück.
Ein kleines Hoffnungszeichen sieht auch Tamila Bespala. „Wir arbeiten mit
Menschenrechtlern in Russland eng zusammen. Und von diesen haben wir
gehört, dass in Russland Militärs wegen Menschenrechtsverletzungen an
Ukrainern verurteilt worden sind“, sagt sie. „Ich glaube, die haben
begriffen, dass sie sich früher oder später für derartige Verbrechen
verantworten müssen. Und da sicherten sie sich im Vorfeld schon mit
derartigen Urteilen ab.“
Doch derartige Verbrechen, so Bespala, geschehen in einem gewissen Kontext.
Ohne Befehl oder zumindest stillschweigende Einwilligung wären diese
Hinrichtung und andere Verbrechen nicht möglich gewesen. „Bestraft werden
müssen die Auftraggeber und die, die derartige Verbrechen erlaubt haben“,
fordert Bespala, die im Auftrag der Menschenrechtsgruppe Charkiw
Kriegsverbrechen dokumentiert und diese dem internationalen Gerichtshof in
Den Haag übermittelt.
Dabei ist das jüngst bekannt gewordene Video nicht die einzige Aufnahme von
Misshandlungen und Hinrichtungen ukrainischer Militärs. Ende Juli
vergangenen Jahres, so die Novaya Gazeta, kursierte im Internet ein Video
von der brutalen Misshandlung eines Soldaten, dessen Uniform der
ukrainischen ähnelte. Es zeigt einen Mann mit einem „Z“, dem Symbol der
russischen Besatzungstruppen, der dem Gefangenen mit einem Teppichmesser
die Genitalien abschneidet. In einem anderen Video, so das Blatt, wird
einem Gefangenen in den Kopf geschossen.
Erst Ende März hatte die UN-Kommission zur Überwachung der Menschenrechte
sowohl der russischen als auch der ukrainischen Seite [2][die Exekution von
Kriegsgefangenen vorgeworfen].
13 Apr 2023
## LINKS
[1] /Schwerpunkt-Krieg-in-der-Ukraine/!t5008150
[2] https://ukraine.un.org/en/224744-un-human-rights-ukraine-released-reports-t…
## AUTOREN
Bernhard Clasen
## TAGS
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
Kriegsverbrechen
Ukraine
Enthauptung
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