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# taz.de -- ZDFneo-Serie „I don't work here“: Einfach mal zuhören
> Die ZDFneo-Serie „I don’t work here“ analysiert Generationenkonflikte u…
> Rassismus mit Humor. Die Botschaft: Zusammenleben kann Spaß machen.
Bild: Dawit wünscht sich zum Geburtstag Zweisamkeit, seine Frau hat seine Wün…
Dawit und Laura haben es nicht leicht. Das Paar, um das sich die neue
ZDFneo-Serie „I don’t work here“ dreht (hervorragend besetzt mit Akeem van
Flodrop und Sina Martens), ist Mitte 30 und in einen
[1][Mehrgenerationenhaushalt] mit Lauras Eltern eingezogen, dargestellt von
Gabriela Maria Schmeide und Peter Lohmeyer.
Dawit und Laura versuchen trotz Kindergartenkind romantische Zweisamkeit zu
genießen (und scheitern meistens), sie wollen in gutem Gleichgewicht
zwischen Nähe und Autonomie mit den Schwiegereltern leben (und geben
Schwiegermutter Heidi dann doch wieder den Haustürschlüssel zurück). Die
beiden taumeln in dieser Fernsehneuheit von einer Herausforderung in die
nächste.
Und damit nicht genug: Dawit ist Dawit und nicht Markus oder Stefan. Das
birgt Schwierigkeiten mit dem Dorfpolizisten, mit den Nachbarn, auf dem
Wohnungsmarkt. Manchmal zumindest. Oft allerdings geht es am Ende dann doch
um etwas völlig anderes – und Missverständnis reiht sich an
Missverständnis.
Die Serie ist inspiriert von der israelischen Comedy-Serie „Nevsu“, die
ebenfalls ironisch eine multikulturelle Familie und Vorurteile seziert. „I
don’t work here“ arbeitet mit scharfem Humor und viel Liebe zu den Figuren
[2][rassistischen Alltag] heraus. Darf man darüber lachen?, fragt man sich,
wenn Dennenesch Zoudé als Dawits Mutter Lemlem erst dann zu Geburtsfeiern
von Kollegen eingeladen wird, als sie sich selbst den Aliasnamen Stefanie
gibt. „Oh ja, bitte!“, antwortet „I don’t work here“. Der Humor
funktioniert. Er ist zeitgenössisch, leicht und so intuitiv, dass er
niemanden ausschließt. Das kann deutsches Fernsehen, und zwar auf einem
sehr hohen Niveau.
## „Dachtest du wohl!“
Hauptdarsteller Akeem van Flodrop erzählt im Gespräch mit der taz: „Das
Drehbuch war so hervorragend, dass ich schon während des Lesens laut lachen
musste. Und Arman [gemeint ist Regisseur Arman T. Riahi, Anm. d. Redaktion]
hat eine unfassbar schöne Gedankenwelt, in die man sich hineinfallen lassen
konnte. Ich freue mich außerdem sehr, dass verschiedene Lebensrealitäten
immer mehr [3][Einzug ins deutsche Fernsehen halten]. Langsam, sehr langsam
– aber es passiert!“
„I don’t work here“ malt jede Figur so vielschichtig, dass
Schuldzuweisungen schwierig werden. Denn es wird jeder Witz am Ende zu
etwas völlig anderem und ruft dem Zuschauenden belustigt zu: „Dachtest du
wohl!“: Wenn Dawit am Ende bei der Wohnungssuche sogar bevorzugt wird, weil
die Vermieterin genauso unter ihrer gluckenhaften Schwiegermutter gelitten
hat wie er, zum Beispiel. Oder wenn es dem rassistischen Dorfpolizisten am
Ende eigentlich um eine ausgeliehene Heckenschere und einen Kuss unter sehr
männlichen Männern geht, von dem niemand erfahren darf.
## Menschliche Antworten
Wer denkt, er habe die politische Dimension, die didaktische Intention
eines Witzes bei „I don’t work here“ verstanden, der irrt sich ein ums
andere Mal. Und genau das macht diese Serie zu einer, die absolut
überzeugt. Die Fragen, die „I don’t work here“ stellt, sind auf politisc…
Ebene, die Antworten auf menschlicher. Das ist der kostbare Schatz der
Serie, der sich nach und nach entfaltet: Gleichberechtigung,
Generationenkonflikte, Alltagsrassismus – es sind die ganz großen Themen,
die über allem schweben. Die Antwort aber lautet: Einfach machen, und zwar
mit möglichst viel Zuneigung und Verständnis für den anderen.
Van Flodrop drückt es so aus: „Letzten Endes geht es um die Frage, wie wir
miteinander leben wollen. Wir Deutschen sind sehr gut darin, darüber zu
sprechen, was wir jetzt anpacken, was jetzt ansteht. Aber an der Umsetzung
hapert es oft. Und die geschieht einfach dadurch, dass man in eine
Situation geschubst wird und dann mit ihr umgeht. Und in diesem
Miteinanderleben stellen sich viele Fragen überhaupt nicht. Man macht es
einfach, man ist einfach mittendrin. Ein echtes Zuhören, ein echtes
Hingucken, ein echtes Zusammenleben kann Spaß machen und ist gar nicht mit
viel Anstrengung verbunden.“
„I don’t work here“ zeigt genau dieses unangestrengte Zusammenleben, trotz
aller Reibungen. Und wen all diese Ausführungen noch nicht überzeugen
konnten: [4][Sebastian Hotz alias el Hotzo] hat auch einige Gastauftritte.
13 Apr 2023
## LINKS
[1] /Mehrgenerationenhaus-fuer-Homosexuelle/!5128469
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[3] /Thelma-Buabeng-ueber-deutsches-TV/!5755145
[4] /El-Hotzo-ueber-deutsche-Comedy/!5768940
## AUTOREN
Marie-Sofia Trautmann
## TAGS
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