Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Parteiübergreifender Bürgerschaftsantrag: Bremen soll Queere bess…
> Die Bremer Bürgerschaftsfraktionen von SPD, Grünen und Linken fordern,
> die Interessen queerer Menschen in der Altenpflege besser zu
> berücksichtigen.
Bild: Ein seltenes Bild: Pflegebedürftige in einer WG für homosexuelle Senior…
Bremen taz | Queersensibel soll die Altenpflege im Land Bremen nach dem
Willen der RGR-Fraktionen in der Bürgerschaft werden. In einem gemeinsamen
Antrag fordern SPD, Grüne und die Linke unter anderem, dass zusammen mit
den Bildungsträger*innen für die Pflegeausbildung, dem Bremer
Rat&Tat-Zentrum sowie dem Verein Trans*Recht die Weiterbildungsangebote
für Pflegekräfte verbessert werden.
Bremen hat in diesem Feld schon erste Schritte unternommen. Das [1][Thema
der queersensiblen Pflege] ist seit Ende 2019 in mehreren Lernfeldern des
Lehrplans zur Pflegeausbildung verankert. Eine Broschüre des
Rat&Tat-Zentrums und der Senatorin für Soziales, Jugend, Integration und
Sport gibt zudem Pflegenden Informationen über die Bedürfnisse queerer
pflegebedürftiger Menschen und Handlungsempfehlungen.
In dem Antrag bemängeln die Fraktionen dennoch, dass es an Fachkenntnissen
und Sensibilität für das Thema fehlt. Queere alte Menschen seien meist
besonders pflegebedürftig, da sie oft keine Kinder hätten, die sich um sie
kümmern könnten, und in vielen Fällen von ihren biologischen Familien wenig
bis keine Unterstützung erführen. Viele outeten sich nicht und zögen sich
aus Angst vor Diskriminierung immer mehr zurück. Auch deswegen wollen die
Parteien die Interessen queerer Pflegebedürftiger institutionell
festschreiben.
„Es fängt damit an, dass Pflegekräfte für das Thema sensibilisiert werden,
trans Menschen nicht misgendert werden und geklärt ist, wer Schwule und
Lesben pflegt. Solche Maßnahmen können die Heilung und Genesung deutlich
beeinflussen“, sagt Maja Tegeler, Sprecherin für Queer der Linksfraktion
und Mitglied der Gesundheitsdeputation.
In dem Antrag fordern die Fraktionen vom Senat ein Konzept, wie in
Pflegeeinrichtungen speziell auf die Bedürfnisse queerer Menschen
eingegangen werden kann. Das Rat&Tat-Zentrum entwickelte eine
[2][Checkliste für Pflegeeinrichtungen], anhand derer diese herausfinden
können, wie queersensibel sie schon arbeiten. Aber es brauche feste Regeln
und Kennzeichnungen für Einrichtungen, an denen sich Außenstehende
orientieren können, so der Antrag.
Ein Beispiel kann das [3][Qualitätssiegel „Lebensort Vielfalt“] sein, das
vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert
wird und auf das sich das Rat&Tat-Zentrum mit seiner Checkliste stützt.
„Das Qualitätssiegel ist ein Modell, das wir uns auch für Bremen vorstellen
können“, sagt Tegeler. Bisher sind mit diesem Siegel deutschlandweit aber
erst elf Einrichtungen ausgezeichnet, allein sechs davon befinden sich in
Berlin und Umgebung. Eine Einrichtung in Bremen oder dem Rest des Nordens
mit diesem Siegel gibt es nicht.
Eine Verpflichtung zur Zertifizierung von Pflegeeinrichtungen könne aber
keine Lösung sein, meint Tegeler. „Das geht nicht von heute auf morgen. Die
Pflegekräfte müssen erst weitergebildet werden. Vielmehr müssen wir es vor
allem schon in der Ausbildung verankern.“
In Hamburg hatte die dort oppositionelle Bürgerschaftsfraktion der Linken
im August vergangenen Jahres [4][einen ähnlichen Antrag eingebracht]. Dort
wurde der Antrag an den Gesundheitsausschuss überwiesen, wo er bisher noch
nicht wieder auf der Tagesordnung stand.
In Bremen will man sichergehen, dass der Senat die Forderungen auch
umsetzt. Innerhalb des ersten Jahres nach Beschluss in der zuständigen
Deputation für Soziales, Jugend und Integration soll er Bericht über die
Umsetzung erstatten.
Die Antragsteller*innen hoffen, dass sie ihren Antrag noch diese
Legislaturperiode in der Bürgerschaft beschließen können. Doch die Zeit
wird knapp. Im März wird es wahrscheinlich nichts mehr, die Tagesordnung
für die Sitzung ist so voll, dass der Antrag wohl nicht mehr behandelt
werden kann. Wieder auf die Tagesordnung käme er im April. Dann aber muss
er angesichts der vielen Themen, die vor dem Ende der Legislaturperiode
noch beschlossen werden sollen, eventuell ohne Debatte abgestimmt werden.
22 Mar 2023
## LINKS
[1] /Umgang-mit-LSBTIQ-in-der-Altenpflege/!5641640
[2] https://www.ratundtat-bremen.de/PDF-Archiv/Downloads-Beratung/Queere_Perspe…
[3] https://schwulenberatungberlin.de/qualitaetssiegel-lebensort-vielfalt/
[4] https://www.aerztezeitung.de/Nachrichten/Hamburger-Linke-will-Foerderprogra…
## AUTOREN
Stina Reichardt
## TAGS
Schwerpunkt LGBTQIA
Queer
Altenpflege
Bremen
Pflege
Bremen
Bremen
Alten- und Pflegeheime
Alten- und Pflegeheime
## ARTIKEL ZUM THEMA
Bremen-Bürgerschaftswahl 2023: Was kommt nach Rot-Grün-Rot?
In Bremen wird am 14. Mai das Landesparlament neu gewählt. Die rot-rot-grün
Koalition hat funktioniert. Aber kann sie weiter regieren? Alle Grafiken
zur Wahl.
Bremen will Rainbow City werden: Echtes Anliegen oder Queerwashing?
Als Rainbow City will sich Bremen für queere Rechte einsetzen.
Aktivist*innen befürchten, das Ansinnen könne nach der Wahl verpuffen.
Umgang mit LSBTIQ in der Altenpflege: Auch im Alter fehlt Diverses
Hannover gibt mit einer Broschüre Führungskräften in der Altenpflege
Methoden an die Hand, Angestellte für Unterschiedlichkeiten zu
sensibilisieren.
Petition für lesbisches Hausprojekt: Ein Zuhause für alte Lesben
Ältere Lesben wurden lange Zeit ihres Lebens diskriminiert, in regulären
Altersheimen vereinsamen sie. Ein Verein plant das erste Wohnprojekt.
Schwule Omas und Opas: Pflege ohne Tabu
In Berlin wurde eine Station für pflegebedürftige Schwule und Lesben
eröffnet. Ein Novum in Europa. Diese Lebensentwürfe sollen in der Pflege
nicht tabuisiert werden.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.