Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Spitzenspiel in der Frauen-Bundesliga: Mit Hand und Fuß
> Der FC Bayern München ist nach einem 1:0-Sieg über den aktuellen Meister
> VfL Wolfsburg seinem vierten Titel ein entscheidendes Stück näher
> gekommen.
Bild: Attacke über den Flügel: Lina Magull vom FC Bayern schlägt eine Flanke
Dunkle Wolken zogen am Samstagabend übers Stadion auf dem Bayern-Campus im
Norden Münchens, kurz nach dem Anpfiff des Spitzenspiels zwischen den
Frauen des FC Bayern und dem VfL Wolfsburg wechselten sich Nieselregen und
Sonnenschein in schneller Folge ab. Was dazu führte, dass sich ein
prächtiger Regenbogen übers Stadion spannte. Die Spielerinnen auf dem Platz
nahmen das Naturschauspiel natürlich nicht wahr, dafür ging es um viel zu
viel.
Auf dem Rasen entwickelte sich schnell ein dramatischer und intensiver
Schlagabtausch zwischen den beiden Schwergewichten des deutschen
Frauenfußballs, den die Münchnerinnen am Ende mit 1:0 für sich entscheiden
konnten. [1][Der FC Bayern] zog sechs Spieltage vorm Ende an den Rivalinnen
aus der Autostadt vorbei und setzte sich mit einem Punkt Vorsprung an die
Tabellenspitze. Die Meisterschaft scheint nun greifbar für die Mannschaft
von Trainer Alexander Straus. „Das Spiel war beste [2][Werbung für den
deutschen Frauenfußball]. Beide Teams haben auf sehr hohem Niveau agiert.
Am Ende haben wir verdient gewonnen, weil wir die bessere Kontrolle über
das Spiel hatten. Für uns ist es ein ganz wichtiger Sieg“, sagte der
Norweger.
Aus der Bayern-Kabine dröhnte Partymusik. Dennoch waren alle bemüht, die
Fragen nach einer Vorentscheidung in der Meisterschaft abzuwehren. „Die
Chancen sind jetzt besser, als sie noch heute Morgen waren. Aber es ist
noch nicht vorbei, das muss uns klar sein“, sagte Straus. „Es ist, wie es
ist. Jetzt sind wir die Jäger“, nahm Wolfsburgs Trainer Tommy Stroot den
Rollentausch an. Verdient war der Sieg für die Bayern vor allem aufgrund
einer starken ersten Halbzeit.
Nach einer Viertelstunde parierte die VfL-Torhüterin Merle Frohms einen
Schuss von Sydney Lohmann, wenige Minuten später hämmerte Georgia Stanway
den Ball an die Latte. Nach einer halben Stunde retteten wieder Frohms und
das Aluminium. Die Nationaltorhüterin lenkte einen Kopfball von Lohmann an
die Latte, Dominique Janssen klärte in höchster Not auf der Linie. War der
Ball drin oder nicht? Selbst die TV-Bilder konnten nach Abpfiff die
Situation nicht auflösen.
## Entscheidender Elfmeter
Vielleicht hätte die Szene eine Diskussion über den Einsatz technischer
Hilfsmittel wie der Torlinientechnologie in der Frauen-Bundesliga
ausgelöst, wenn das Spiel torlos geendet hätte. Aber in der 83. Spielminute
zeigte Schiri Fabienne Michel auf den Elfmeterpunkt, nachdem Lena Lattwein
einen Schuss von Bayerns Abwehrchefin Glódís Viggósdóttir aus kurzer
Distanz mit dem Arm abgewehrt hatte. Stanway schnappte sich die Kugel und
verwandelte den Elfmeter eiskalt. „Ich wusste, dass ich das Vertrauen der
Mädels und des Trainers hatte. Jetzt stehen wir oben und der Druck liegt
bei uns“, sagte die englische Europameisterin.
„Es ist natürlich bitter, so ein Spiel durch so einen blöden Handelfmeter
zu verlieren“, haderte die Wolfsburger Verteidigerin Kathrin Hendrich. Dass
die Wölfinnen nach ihrem 1:0-Sieg im Hinspiel des Viertelfinales der
Champions League bei Paris Saint-Germain einen Tag weniger Pause als die
Bayern-Frauen hatten und zudem zweimal auswärts antreten mussten, wollte
die Nationalspielerin aber nicht als Entschuldigung gelten lassen.
„So etwas darf bei so entscheidenden Spielen keine Rolle spielen. Wir
wissen, dass solche englischen Wochen anstrengend sind, darauf bereiten wir
uns das ganze Jahr vor. Das darf keine Ausrede sein“, sagte Hendrich.
Vielmehr biss sich der ansonsten so brandgefährliche Angriff des VfL um Ewa
Pajor und Alexandra Popp an der starken Bayern-Defensive immer wieder die
Zähne aus.
Nun haben die Bayern im Ringen um die Vorherrschaft alle Trümpfe in der
Hand. Entschieden ist der Kampf aber noch nicht. Sollten die Bayern-Frauen
ihren 1:0-Vorsprung am Mittwoch in London gegen Arsenal verteidigen können
und Wolfsburg einen Tag später gegen Paris nachziehen, würden sich die
Rivalinnen im Halbfinale der Champions League wiedersehen. Sicher kommt es
am 15. April zur Neuauflage des Spitzenspiels, dann empfangen die Bayern
den VfL im Halbfinale des DFB-Pokals. Gespielt wird auf dem Bayern-Campus.
Doch der Klassiker hätte eine größere Bühne als das nur 2.500 Zuschauer
fassende Stadion verdient. Daran ändert der schönste Regenbogen nichts.
26 Mar 2023
## LINKS
[1] https://fcbayern.com/frauen/de
[2] https://www.soccerdonna.de/#
## AUTOREN
Christian Stüwe
## TAGS
VfL Wolfsburg
Frauenfußball
FC Bayern München
Kolumne Replay
Frauenfußball
Kolumne Press-Schlag
Fußball
Frauenfußball
Trikot
Kolumne Erste Frauen
DFB Team Frauen
## ARTIKEL ZUM THEMA
Spielszene des Spieltags: Lässig und glücklich
Georgia Stanway vom FC Bayern hat in der Partie gegen den 1. FC Köln eine
außergewöhnliche Idee. Warum einfach spielen, wenn es auch schön geht?
DFB-Pokal der Frauen: Bayern Nullfünf
Der VfL Wolfsburg schlägt München im Halbfinale des DFB-Pokals deutlich.
Und das sogar ohne drei Stammspielerinnen.
Frauen-WM und TV-Rechte: Gegen die gut geölte Maschine
Noch immer hat kein deutscher Sender die Frauen-WM-Rechte gekauft. Das ist
ein Problem – und trotzdem ist das Zögern richtig.
Wolfsburgs Fußball-Frauen: Lob der Konkurrenz
International läuft es, doch um die Meisterschaft müssen Wolfsburgs
Fußballerinnen bangen – da hilft auch ein 8:0 gegen Werder Bremen nichts.
Trainerinnen im Frauenfußball: Chancen nur im Nachbarland
Deutsche Trainerinnen sind im Schweizer Frauenfußball gefragt. Vier
Erstligisten vertrauen auf deren Expertise. Deutsche Klubs bevorzugen
Männer.
Kulturgeschichte der Trikotwerbung: Bezahlte Botschaften auf der Brust
Vor 50 Jahren lief Eintracht Braunschweig erstmals mit Trikotwerbung auf.
Seither leben Sponsoren und der Fußball bestens voneinander.
Frauenfußballerin aus Kenia in Bremen: Die Ersten in der Kälte
Migrantische Fußballerinnen kommen in den Pioniererzählungen des
Frauenfußballs kaum vor. Dabei haben sie wie etwa Doreen Nabwire Großes
geleistet.
Marozsán über Rücktritt im DFB-Team: „Das macht mich müde“
Deutschlands beste Fußballerin Dzsenifer Marozsán erklärt, warum sie ihre
DFB-Karriere beendet und wie mühsam der Kampf um bessere Bedingungen ist.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.