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# taz.de -- Tatort „Abbruchkante“ rund um Köln: Dorf soll weg, Leiche tauc…
> Apokalyptisches spielt sich ab, im Dorf Alt-Bützenich, das einem
> Braunkohletagebau weichen soll. Ein Arzt wird ermordet – und dabei bleibt
> es nicht.
Bild: Konrad Baumann (Jörn Hentschel) an der Abbruchkante seines Lebens
Das Ermittlungsgebiet für das [1][Kölner Duo Schenk (Dietmar Bär) und Max
Ballauf (Klaus Behrendt)] hat wahrlich etwas Apokalyptisches. Sie werden in
das fast vollkommen verlassene Dorf Alt-Bützenich, [2][das einem
Braunkohletagebau weichen soll], gerufen. Denn dort wurde der Arzt Dr.
Christian Franzen (Leopold von Verschuer) in seinem leerstehenden Haus
regelrecht hingerichtet. Die apokalyptische Gegend ist dabei nicht nur
Szene für den Krimi, sondern auch Thema.
Während viele Bewohner des Dorfes die Chance nutzten und in den
architektonischen Waschbetonalbtraum Neu-Bützenich umsiedelten, hielten
einige wenige im alten Dorf die Stellung. Und lagen damit nicht ganz
falsch, denn jetzt stellt sich heraus: Das alte Dorf soll doch nicht
weggebaggert werden. Es stellt sich die Frage: Cui bono, wem nutzt es?
Wenig glücklich war die Übersiedlung etwa für das alte Ehepaar Peter und
Inge Schnitzler (Peter Franke und Uta-Maria Schütze). Der inzwischen
getötete Arzt Franzen riet ihnen aufgrund ihres Alters mehrfach dazu, ihr
großes Haus mit Garten im alten Dorf aufzugeben, um im neuen Dorf
barrierefrei und mit nahen Einkaufsmöglichkeiten zu leben. Das alte Haus
würde er ihnen abnehmen und natürlich auch wiedergeben, sollte sich etwas
an der Braunkohlebedarfssituation ändern.
Doch der Arzt neigte zu Demenz und kann oder will sich später nicht mehr an
dieses Versprechen erinnern. Das Ehepaar sieht für sich keinen Ausweg mehr.
In schönsten Sonntagskleidern trinken sie einen mit tödlichen Medikamenten
versetzten Sekt. Doch ausgerechnet jetzt, kommt der Arzt einmal pünktlich
und rettet zumindest Peter das Leben. Das weckt bei ihm und seinem
Enkelsohn Yannik (Leonard Kunz) nicht gerade Sympathien für den Arzt.
## Barrikaden zum Selbstschutz
Auch Franzens deutlich jüngere Frau Betje (Lou Strenger) leidet unter ihm –
er ist ein Haustyrann aus dem Bilderbuch, lässt keine Möglichkeit aus, um
seiner Frau zu sagen, wie wertlos sie doch ist. Um ihren Schmerz zu
lindern, greift Betje nun immer öfter zu Alkohol und Diazepam. Und als wäre
das noch nicht genug an Tatverdächtigen und Motiven, gibt es da noch die
Familie Baumann: Konrad und Martina (Jörn Hentschel und Daniela Wutte)
gehören auch zu den Widerständlern.
Ihre Tochter Sarah war im Wald, als die Polizei ein Camp von
Umweltaktivisten räumen wollte. Leider fiel sie aus einem Baum, und da die
Aktivisten Barrikaden zum Selbstschutz aufgebaut hatten, konnte kein
Notarzt kommen, um sie zu retten. Wer hätte kommen können, war Doktor
Franzen. Doch da ihm das Treiben der Umweltschützer zuwider war, hatte er
keine Lust, einen Schritt in den Wald zu setzen.
Und so stehen Schenk und Ballauf in diesem durch den verlassenen Tagebau
sehr eindrucksvoll in Szene gesetzten „Tatort“ vor der großen Aufgabe, in
einem Haufen von Motiven das richtige zu finden und die verschworene
Dorfgemeinschaft zu durchschauen.
Kritik [3][an der streitbaren Klimapolitik und den rücksichtslosen
Wirtschaftsinteressen] einiger Menschen wird nicht direkt formuliert: Die
brachialen Aufnahmen von Straßen, die im tagebaulichen Nichts enden,
sprechen für sich und bedürfen keiner weiteren Erklärung. Und auch
menschlich ist hier viel zu sehen. Was macht es mit Menschen, wenn ihr
Zuhause wegen fossilen Brennstoffen weggenommen wird? Es sind große Fragen,
die hier gestellt werden, und die von jedem Einheimischen anders
beantwortet werden.
26 Mar 2023
## LINKS
[1] /Tatort-aus-Koeln/!5901678
[2] /Hydrogeologe-ueber-Luetzerath-Papier/!5907904
[3] /Luetzerath/!t5896252
## AUTOREN
Almuth Müller
## TAGS
Wochenendkrimi
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Tatort
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Lützerath
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Schwerpunkt Klimawandel
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