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# taz.de -- Rentenreform in Frankreich: Wut auf Macrons Arroganz
> Bei den Streiks geht es längst nicht mehr nur um die Rentenreform. Der
> Protest richtet sich auch gegen die Selbstherrlichkeit des Präsidenten.
Bild: Entkoppelt vom Volk? Macron am 8. März in Paris
Die Rentenreform ist für Emmanuel Macrons zweite Amtszeit eine Art
Leuchtturm. Sie soll das Licht des Reformers ins Land hinaus senden, lautet
das Kalkül. 2017 war der Staatschef mit dem Anspruch angetreten, Frankreich
umzukrempeln. Aber durch Coronapandemie und Ukrainekrieg wurde der
Präsident in seinem Elan gebremst. Sein erstes Projekt einer Rentenreform,
das mehr Gleichheit in das ungerechte System bringen sollte, blieb 2019 auf
der Strecke.
Doch statt nun da weiterzumachen, wo er damals abbrechen musste, beschränkt
sich der Staatschef [1][auf eine Erhöhung des Renteneintrittsalters von 62
auf 64 Jahre]. Statt den Maschinenraum komplett umzubauen, tauscht er
lediglich einige Geräte aus. Und verbindet seine Maßnahmen auch noch mit
Geschenken an die Handwerker – [2][in diesem Fall die konservative
Opposition], die ihm helfen soll, sein Vorhaben durchs Parlament zu
bringen.
Den Sinn der Rentenreform können die Französinnen und Franzosen hinter all
den Winkelzügen kaum noch erkennen. Vor allem, weil Macrons Zugeständnisse
an die Konservativen kaum noch etwas von dem Geld übrig lassen, das die
Reform in die Rentenkassen spülen soll. Und die oberlehrerhaften
Rechnungen, mit denen der frühere Investmentbanker die finanzielle
Notwendigkeit seines Vorhabens belegen will, [3][gehen am neuen Verhältnis
zur Arbeit vorbei], das die Französinnen und Franzosen während der Pandemie
entwickelten. Und über das sie nun auch diskutieren wollen. Nicht nur über
Beitragsjahre und Berufsgruppen.
## Es geht ihm um Gesichtswahrung
Doch der Staatschef, der sich immer stärker vom Volk entkoppelt, ergreift
diese Gelegenheit nicht. Ihm geht es nur noch um Gesichtswahrung. Macron
hat seinen Landsleuten den Sinn seiner Reform nie wirklich erklärt. Zwar
gelobte der 45-Jährige bei seiner Wiederwahl einen neuen Führungsstil, der
aus mehr Dialog bestehen sollte. Geredet hat er seither aber mit kaum
jemandem – schon gar nicht mit den Gewerkschaften, die seit Jahren darum
werben, endlich wieder ernst genommen zu werden.
Die Arbeitnehmervertreterinnen und -vertreter werden den Protest gegen die
sozial ungerechte Rentenreform, die rund 70 Prozent der Französinnen und
Franzosen ablehnen, deshalb fortsetzen. Ihr Widerstand richtet sich längst
nicht mehr nur gegen die Rente mit 64. Er richtet sich auch gegen einen
Präsidenten, der diese Reform selbstherrlich und ohne wirkliche
Notwendigkeit begonnen hat. Und der sie nun vor allem für sich selbst zu
Ende bringen will.
8 Mar 2023
## LINKS
[1] /Protest-gegen-Rentenreform-in-Frankreich/!5920775
[2] /Rentenreform-in-Frankreich/!5919537
[3] https://www.spiegel.de/kultur/literatur/annie-ernaux-spricht-ueber-ihre-bue…
## AUTOREN
Christine Longin
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