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# taz.de -- Reinigungskräfte beschäftigen: Hilfe beim Putzen, ein Traum!
> Unsere Autorin fordert, dass Alleinerziehende Anspruch auf eine vom Staat
> bezahlte Reinigungskraft bekommen sollten. Nichts daran wäre verwerflich.
Bild: Naturgemäß haben Reinigungskräfte mit Dreck zu tun, aber Putzen ist de…
Hätte ich mehr Geld, würde ich eine Reinigungskraft beschäftigen.
Selbstverständlich vorher aufräumen, aber jede zweite oder gar jede Woche
jemand, der beim Putzen hilft: ein Traum. Wir kommen kaum hinterher. Dabei
sind wir zu zweit und machen halbe-halbe. Trotzdem sind die Fenster
dreckig, über den Backofen will ich gar nicht reden und wann haben wir das
letzte Mal den Flur gewischt?
Ich finde, Alleinerziehende sollten auf Antrag wöchentlich eine
[1][Reinigungskraft vom Staat gestellt bekommen]. Wer soll das alles
alleine schaffen, ohne ständig am Rande des Burn-outs zu stehen? Es wäre
nichts anderes als eine gesundheitliche Präventionsmaßnahme. Doch eine
Reinigungskraft zu beschäftigen, ist ein kontroverses Thema. Oft höre ich
Menschen sagen, so würde doch nur die eigene Drecksarbeit für ein paar Euro
bei anderen abgeladen, um selbst Reichtum oder Selbstverwirklichung zu
scheffeln. Und ja, das gibt es.
Meine Mutter hat geputzt, meine Oma auch. Da gab es gute Kund*innen, aber
auch Leute, die in Gutsherrenmanier ihre dreckigen Unterhosen haben liegen
lassen. Von Bremsstreifen in der Kloschüssel hat mir meine Oma nicht nur
einmal erzählt. Eine Zumutung. [2][Ein Stundenlohn, der nicht mindestens um
die 20 Euro liegt, ist übrigens auch eine Zumutung].
Naturgemäß haben Reinigungskräfte mit Dreck zu tun, aber Putzen ist deshalb
keine Drecksarbeit. Bevor ich zur taz gegangen bin, habe ich viele Jahre
lang als Kellnerin gearbeitet. Der Großteil des Jobs war Putzen. Die
Tische, das Geschirr, das Klo (hallo Bremsstreifen), die Aschenbecher, die
Küche, Essensreste aus dem Geschirrspüler kratzen, den Boden fegen, den
Müll wegbringen und Croissantstücke, die Kinder mit viel Ausdauer in die
Ritzen der Tischplatte gedrückt haben, wieder rauspulen. Es gibt schönere
Dinge – aber ich habe lieber hinter dem Tresen geputzt als Leute bedient.
Es hat meine Rechnungen bezahlt und bei der taz hat es Jahre gedauert, bis
ich ähnlich verdient habe.
## Wenn wir nicht arbeiten, putzen wir
Dass eine Familie von ihrem Haushaltseinkommen oft nicht mehr leben kann,
ist ein kapitalistisches Problem. Dass wir die ganze Woche arbeiten müssen,
um die Miete zu bezahlen, auch. Und wenn wir nicht arbeiten, dann putzen
wir und haben ein schlechtes Gewissen, weil wir mit den Kindern spielen
sollten. Wenn wir nicht arbeiten, putzen oder spielen, müssen wir
Arzttermine einhalten, Haare schneiden oder neue Garnituren Kleidung
ranschaffen, weil die Kinder wachsen und der Frühling kommt.
An eine Reinigungskraft wird ein strukturelles Problem weitergegeben. Wie
an viele Dienstleistungskräfte: Paket- und Lebensmittellieferant*innen,
Babysitter*innen und der Großteil der Tourismusindustrie leben davon,
dass wir Zeit oder Erholung brauchen. Das System ist kaputt, politische
Maßnahmen könnten helfen. Was nicht hilft, ist Eltern, meist Mütter, dafür
zu kritisieren, dass sie diese Probleme nicht eigenhändig lösen können.
1 Mar 2023
## LINKS
[1] /Zuschuss-fuer-Haushaltshilfen/!5825098
[2] /Ausbeutung-von-Hausangestellten/!5865636
## AUTOREN
Saskia Hödl
## TAGS
Familie
Kolumne Kinderspiel
Alleinerziehende
Haushalt
Putzen
Kolumne Das bisschen Haushalt
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Elterngeld
Mindestlohn
Schwerpunkt #metoo
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