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# taz.de -- Kinotipp der Woche: Film zur Debatte
> Zur Berlinale lädt die Woche der Kritik internationale Gäste zu
> Fachgesprächen über Vorlieben, Nischen. Dazu gibt es eine ganze Reihe
> Arthouse-Filme.
Bild: Kunstfilmklassiker: VALIE EXPORTs „Ein perfektes Paar oder die Unzucht …
Wohin entwickelt sich das Kino? Dieser Frage wird man neben der, welcher
Film im Wettbewerb unbedingt den Goldenen Bären bekommen sollte, auch auf
der Berlinale nachgehen. Aber sicherlich nicht so detailliert und
spezialistisch wie bei der seit 2015 parallel zum großen
Publikumsfilmfestival statt findenden [1][Woche der Kritik]. Acht Tage lang
werden dort hauptsächlich im Kino Hackesche Höfe Filmschaffende aus aller
Welt auf Panels sitzen und teilweise ziemlich eigenwillige Themenfelder
diskursiv bearbeiten. Dazu werden vor allem aktuelle Filme, aber auch
welche aus dem Archiv gezeigt, allesamt Independentproduktionen und
Arthouse-Ware der eher sperrigen Art.
Debattiert wird wirklich über alles nur Erdenkbare, teils über
Naheliegendes, aber auch ganz schön Entlegenes. An einem Abend geht es
somit über surrealistische Motive im Film, was ja immer wieder neu ein
ergiebiges Diskussionsthema sein kann. Oder über das sogenannte
„Mitternachtskino“, also Genrefilme aller Art, worunter sich so mancher
Schmuddel, aber auch diverse Kultstreifen subsumieren lassen.
Aber wenn dann beispielsweise eine Debatte über „Träume von Räumen“
angekündigt wird, kann man sich schon fragen, was einen hier bitteschön zu
erwarten hat. Wenn in diesem Rahmen eine Plauderei „über den Sinn für das
Miteinander und Gegeneinander, dort wo Säugetiere und andere Lebewesen auf
Gegenstände und Gebäude treffen: in Städten, im Kinosaal und darüber hinaus
– bis hin zu Orten, die nur in Filmen existieren“ versprochen wird, dann
liest sich das ganz schön verwurschtelt und weitgehend unkonkret. Da kann
man nur hoffen, dass die geladenen Filmschaffenden, von denen sich wegen
der Berlinale dankenswerterweise eh ziemlich viele in der Stadt befinden,
das Beste aus dieser Diskurs-Vorgabe machen werden.
## Final Girls und feministische Videokunst
Aber dass spannende Gäste für die vielen Podien gewonnen werden konnten,
das lässt sich wirklich sagen. Gleich bei der Eröffnungsveranstaltung, die
als einzige nicht in den [2][Hackeschen Höfen], sondern in der [3][Akademie
der Künste] statt findet, wird beispielsweise die großartige französische
Filmemacherin Claire Denis mit dabei sein, ein echter Regie-Star. Sie wird
vielleicht von ihren eigenen Erfahrungen am Set erzählen, wenn sich darüber
unterhalten wird, wie sich toxische Bedingungen bei der Produktion von
Filmen noch besser als bislang vermeiden lassen.
Sara Neidorf vom [4][Final Girls Berlin Film Festival] wird außerdem an
einem Abend etwas über ihre Beziehung zum Horrorfilm berichten. Und Elke
Lehrenkrauss, die mit „Lovemobil“ für einen unvergessenen Skandal sorgte,
weil sie die Produktion für den WDR als Dokumentarfilm deklarierte, obwohl
sie in wesentlichen Teilen gescripted war, wird über Männlichkeitsbilder im
Film referieren.
Das begleitende Filmprogramm ist dann so vielfältig und bunt wie
hoffentlich die Diskussionen. Valie Exports feministischer
Kunstfilmklassiker „Lust – Ein perfektes Paar oder die Unzucht wechselt
ihre Haut“ (1986) etwa wird gezeigt, oder als Beispiel für einen modernen
Mitternachtskinofilm „The Fifth Thoracic Vertebra“ (2022) von Syeyoung
Park. Wobei dieser wirklich kein neuer Arthouse-Horror-Hit ist, sondern
eine eher anstrengende Low-Budget-Produktion, für die sich Netflix auf der
Suche nach dem neuesten Knaller aus Südkorea bestimmt nicht interessieren
wird.
15 Feb 2023
## LINKS
[1] https://wochederkritik.de/de_DE/
[2] https://www.hoefekino.de/#default
[3] https://www.adk.de/de/programm/?we_objectID=64870
[4] /Kinotipp-der-Woche/!5887154
## AUTOREN
Andreas Hartmann
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