# taz.de -- Wissenschaftsbeziehungen zu Russland: Heimlich weiter kooperiert? | |
> Der Medizinprofessor Axel Haverich soll ein Forschungsprojekt in Russland | |
> angestrebt haben. Die Medizinische Hochschule Hannover prüft das nun. | |
Bild: Herzensthema Herzmedizin: Axel Haverich von der Medizinischen Hochschule … | |
HAMBURG taz | Schmerzhaft, aber leider nötig: So war vor einem knappen Jahr | |
die sehr einhellige Meinung [1][in der deutschen Wissenschaftsszene,] als | |
nach dem russischen Überfall auf die Ukraine jegliche Kooperationen mit der | |
russischen Wissenschaft eingefroren wurden. Das Bundesministerium für | |
Bildung und Forschung (BMBF) beendete Kooperationen und gemeinsame | |
Forschungsprogramme, Wissenschaftsorganisationen, wie etwa die Leopoldina, | |
erklärten, ihre institutionellen Beziehungen zu Russland gestoppt zu haben. | |
Und auch die Medizinische Hochschule Hannover (MHH) teilte ihren | |
Mitarbeitenden mit, dass die aktiven Kooperationen zu unterbrechen und | |
keine neuen zu schließen sind. Doch ein Professor ausgerechnet aus | |
Hannover, ausgerechnet aus dem Bekanntenkreis von Ex-Kanzler Gerhard | |
Schröder (SPD), soll sich an die Direktive seines Arbeitgebers nicht | |
gehalten haben. | |
[2][Wie am Montag die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) berichtete,] | |
soll sich der Herzchirurg Axel Haverich in Russland um eine | |
Forschungsförderung von mehr als einer Million Euro beworben und diese | |
Mitte vergangenen Jahres auch zugesagt bekommen haben. Die MHH wie auch das | |
niedersächsische Wissenschaftsministerium, das ebenfalls Kooperationen | |
untersagt hatte, erfuhren davon erst durch die FAZ. | |
Aufmerksam geworden ist die FAZ auf Haverich, weil sich die Universität St. | |
Petersburg in einer Mitteilung darüber gefreut hatte, drei der begehrten | |
„Mega-Grants“ gewonnen zu haben. Diese russischen Auszeichnungen honorieren | |
anvisierte Forschungsprojekte und statten sie mit Preisgeld in | |
Millionenhöhe aus. Haverich werde in Russland ein Labor zur Erforschung von | |
Arteriosklerose aufbauen, hieß es. | |
## Langjährige Verbindung mit Russland | |
Der 69-jährige Haverich ist ein vielfach ausgezeichneter Chirurg und | |
Spezialist für Herztransplantationen. Schon sein Medizinstudium absolvierte | |
er an der MHH, seit 1996 ist er Direktor der dortigen Klinik für Herz-, | |
Thorax-, Transplantations- und Gefäßchirurgie. | |
Auch von langer Dauer sind Haverichs Kontakte nach Russland: Involviert war | |
er 1996 an der Herz-OP des russischen Präsidenten Boris Jelzin, 2018 | |
erhielt er eine Auszeichnung der russischen Akademie der Wissenschaften, | |
auch publizierte Haverich gemeinsam mit russischen | |
Wissenschaftler:innen Aufsätze – und tat das der FAZ zufolge auch noch | |
nach Beginn des russischen Angriffskriegs. | |
Zwar erklärte Haverich, dass er die Zusammenarbeit abgelehnt habe. Ob das | |
stimmt, zieht der Bericht aber in Frage. Da er aber kommenden Monat in | |
Rente gehe, würde er, so Haverich, dann vielleicht als externer Berater das | |
Forschungsprojekt betreuen. Die MHH jedenfalls erklärte bereits, die | |
Vorwürfe prüfen zu wollen. | |
Mit Haverich steht nun ein weiterer Hannoveraner wegen seiner Verbindung | |
nach Russland in der Kritik. Ex-Kanzler Schröder, zu dem Haverich ebenso | |
wie zum Ministerpräsidenten Stephan Weil einen guten Draht haben soll, ist | |
da mittlerweile nur der bekannteste Hannoveraner, bei dem ein Umdenken | |
[3][nach dem russischen Überfall kaum stattgefunden hat.] | |
15 Feb 2023 | |
## LINKS | |
[1] /Wissenschafts-Kooperationen-mit-Russland/!5843102 | |
[2] https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/russland-und-der-professor-aus-h… | |
[3] /Gerhard-Schroeder-verklagt-Bundestag/!5874175 | |
## AUTOREN | |
André Zuschlag | |
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