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# taz.de -- Zusammenarbeit von Menschen und Tieren: Mit Delfinen fischen gehen
> In Südbrasilien gibt es Fischer*innen, die mit Delfinen gemeinsam jagen.
> Biolog*innen haben untersucht, wie diese Zusammenarbeit funktioniert.
Bild: In Südbrasilien gehen Delfine eine Jagdgemeinschaft mit Fischern ein
Seit mindestens einem Jahrhundert fischen Menschen in Südbrasilien
gemeinsam mit Delfinen. Beide fangen [1][Meeräschen], und beide profitieren
von der Zusammenarbeit. Für Menschen ist diese Art zu jagen nicht nur
wichtig für die Nahrungsversorgung. Sie steigert auch ihr Wissen über die
Natur. Aber solche Traditionen sterben aus. Auch in Südbrasilien gibt es
immer weniger Fischer*innen, die mit den Delfinen zusammenarbeiten.
## Die Studie
Biolog*innen haben deswegen untersucht, wie genau die Zusammenarbeit
zwischen Menschen und Delfinen in Südbrasilien funktioniert, und [2][ihre
Ergebnisse im Fachmagazin PNAS] veröffentlicht. Dafür haben sie die
Fischer*innen mit GPS-Armbändern ausgestattet, die Delfine ebenfalls per
GPS und mit Kameras verfolgt und die Meeräschen mithilfe von Sonar
beobachtet. Dabei haben sie festgestellt, dass Fischer*innen ihre Netze
nicht so sehr dort auswerfen, wo Meeräschen sind. Sondern dort, wo sie
Delfine sehen. Das tun sie aus gutem Grund: Wenn Delfine da sind, ist es
17-mal so wahrscheinlich, dass die Fischer*innen Meeräschen fangen, und
sie fangen viermal so viel wie sonst, egal wie viele Meeräschen dort gerade
sind.
Mit Unterwasserkameras haben die Forscher*innen beobachtet, dass die
Delfine Gruppen von Meeräschen in Richtung der Fischer treiben und ihnen
dann einen Hinweis geben, indem sie nah ans Boot schwimmen und dann tief
abtauchen. Die Delfine, die gemeinsam mit Menschen fischen, haben eine um
13 Prozent höhere Überlebenswahrscheinlichkeit als Artgenossen, die es
nicht tun. Die Wissenschaftler*innen haben beobachtet, dass die
Delfine ihr Echolot häufiger benutzen und tiefer tauchen, wenn sie mit
Menschen zusammenarbeiten. Beides sorgt normalerweise für größeren Erfolg
bei der Jagd. Dazu kommt eine kleine Bezahlung: Die Fischer*innen
berichten, dass die Delfine häufig einige Fische aus den Netzen nehmen.
Die Forscher*innen haben aber auch festgestellt, dass es immer weniger
Delfine gibt, die mit den Fischer*innen zusammenarbeiten. Das liegt
wahrscheinlich daran, dass es wegen der [3][Überfischung] durch kleine und
industrielle Fischer*innen immer weniger Meeräschen gibt. Dadurch werden
die Möglichkeiten für die gemeinsame Jagd seltener, und Fischer*innen
mit weniger Erfahrung erkennen die Hinweise der Delfine schlechter.
## Was bringt’s?
Es gibt zwar theoretische Modellierungen zu Interaktionen zwischen Menschen
und wilden Tieren, aber wissenschaftlich beobachtet wurden sie bisher
selten. Die Ergebnisse der Forscher*innen sind auch für
Naturschützer*innen nützlich. Denn sie können in Regionen, in denen
Tiere und Menschen noch zusammenarbeiten, diese Traditionen fördern und die
Bedingungen für ihr Weiterbestehen schaffen. So profitieren die lokalen
Gemeinschaften und die Tiere gleichermaßen.
13 Feb 2023
## LINKS
[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Meer%C3%A4schen
[2] https://www.pnas.org/doi/10.1073/pnas.2207739120
[3] /Ueberfischung/!t5034461
## AUTOREN
Jonas Waack
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