# taz.de -- Kinderhospiz in Berlin: Das Leben feiern | |
> Am 10. Februar ist Kinderhospiztag. Das Hospiz Berliner Herz lud in seine | |
> Einrichtung ein, um über die Zukunft der Hospizarbeit zu sprechen. | |
Bild: Nah und liebevoll: Im Kinderhospiz wird die ganze Familie eingebunden (Ki… | |
BERLIN taz | „In Deutschland sind rund 50.000 Kinder lebensverkürzt | |
erkrankt. 3.000 allein in Berlin, Tendenz steigend“, erklärt Sabine | |
Sebayang, Leitung der Abteilung Humanistischer Hospize. Der Verband | |
eröffnete 2015 den stationären Kinderhospizdienst „Berliner Herz“. | |
Die Einrichtung lud anlässlich des Kinderhospiztages, der am Freitag | |
begangen wird, zum Thema „Welche Zukunft hat die Kinderhospiz?“ in die | |
Räumlichkeiten ein. | |
Das Hospiz möchte mit der weit verbreiteten Vorstellung als Sterbeort | |
brechen, meint Sebayang. Der Tod sei immer da, aber es wäre viel wichtiger, | |
das Leben zu feiern und die Familien bestmöglich zu unterstützen. Die | |
lebensbejahende Einstellung findet sich in der Architektur des „Berliner | |
Herz“ im Zentrum Friedrichshains wieder. | |
Jedes Zimmer ist in einem anderen Pastellton gestrichen, eine offene Küche | |
und ein Aquarium stehen im Essbereich. Jedes Zimmer hat einen Zugang zur | |
ruhigen Terrasse, im geräumigen Bad gibt es Licht- und Wassertherapie. | |
## Versorgung für die ganze Familie | |
Kathi Bertolini von der Pflegedienstleitung führt mit einer FFP2-Maske mit | |
bunten Schmetterlingen durch das Gebäude. „Hier befinden sich momentan acht | |
Kinder, damit sind wir voll belegt“, erzählt sie. Die meisten Kinder kommen | |
regelmäßig wieder, für mehrere Wochen. | |
Dafür werden die Zimmer mit Fotos und Willkommensgrüßen eingerichtet, aber | |
auch mit allen nötigen Dingen, die schwerkranke Kinder brauchen: Geräte zum | |
Inhalieren und Beatmen, Rollstühle. | |
Ein Team aus 25 Palliativärzt*innen, Therapeut*innen, Pfleger*innen und | |
Ehrenamtlichen ist hier für die Kinder im Einsatz. Auch die Eltern und | |
Geschwister sollen im Hospiznetzwerk versorgt sein, zum Beispiel mit einem | |
Sorgentelefon oder Theaterspielen, betont Sebayang. „Das Angebot ist | |
deutschlandweit einzigartig“, meint Franziska Kopitzsch vom Bundesverband | |
Kinderhospiz. | |
Die Krankenkassen übernehmen nur die Unterbringung. [1][Um den Kindern und | |
Familien das Leben aber angenehm zu machen, braucht es mehr], dafür müssten | |
Spendengelder herhalten. „Ich schätze am meisten die Verlässlichkeit der | |
Betreuung meines Kindes, selbst während Corona“, sagt die Mutter eines | |
schwerkranken Kindes. | |
## „Weder sexy noch hoffungsvoll“ | |
[2][Wie viele andere Bereiche der Pflege] seien die Kinderhospize chronisch | |
unterversorgt, schildert Kopitzsch. Das merke man vor allem auf dem Land – | |
in Brandenburg müssten Eltern mit ihren schwerkranken Kindern etwa 120 | |
Kilometer weit fahren. Auch werden die Kinder wegen des medizinischen | |
Fortschritts immer älter. | |
„Mit 27 fallen sie aber aus dem Kinderpflege-System.“ Der Bundesverband | |
fordert deshalb bessere Regelungen bei den Kranken und Pflegekassen, mehr | |
Barrierefreiheit und eine bessere Finanzierung von dringend benötigten | |
Hilfsmitteln wie Treppenlifts. | |
[3][Für eine gesellschaftliche Teilhabe sei aber das Umdenken aller | |
wichtig], betont Kopitzsch: „Hospizarbeit ist weder sexy noch | |
hoffnungsvoll. Aber wegen unserer Behandlung geht es den Kindern besser.“ | |
9 Feb 2023 | |
## LINKS | |
[1] /Arbeit-im-Hospiz/!5683945 | |
[2] /Sozialpolitik-in-Berlin/!5910991 | |
[3] /Falsche-Bilder-vom-Sterben/!5786266 | |
## AUTOREN | |
Ann-Kathrin Leclère | |
## TAGS | |
Hospiz | |
Tod | |
Pflege | |
Krankenkassen | |
Jugendhilfe | |
Lesestück Recherche und Reportage | |
Hospiz | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Sozialpolitik in Berlin: Die Jugendhilfe kollabiert | |
Mitarbeiter*innen der Jugendhilfe machen mit einer besonderen Aktion | |
vor dem Roten Rathaus auf ihre prekären Arbeitsbedingungen aufmerksam. | |
Interkulturelle Hospize in Deutschland: Am Ende ein Stückchen Heimat | |
Das Hospiz Ipek bei Berlin ist interkulturell ausgerichtet. Solche Orte für | |
Menschen mit Migrationsgeschichte gibt es erst seit wenigen Jahren. | |
Arbeit im Hospiz: Kinder trauern anders | |
Katharina Kreuschner begleitet Familien, deren Kinder wohl bald sterben | |
werden. Wegen der Coronakrise fehlt eines besonders: der persönliche | |
Kontakt. |