# taz.de -- Emmanuel Macrons Rentenreform: Wider die eigene Vernunft | |
> Noch 2019 hat sich Macron gegen eine Erhöhung des Rentenalters | |
> ausgesprochen. Nun will er von den guten Argumenten von einst nichts mehr | |
> wissen. | |
Bild: Protest gegen Macrons Rentenreform am 7. Februar in Nantes | |
Nicht immer war Emmanuel Macron für eine [1][Erhöhung des gesetzlichen | |
Rentenalters von 62 auf 64 Jahre]. Noch vor drei Jahren hat er sich im | |
Gegenteil mit guten Gründen dagegen ausgesprochen. Heute möchte er dazu | |
lieber nicht zitiert werden – jetzt, wo seine Regierung mit der | |
Rentenreform in der Bredouille ist. Natürlich scheuen sich die | |
Gegner*innen der von Premierministerin Elisabeth Borne im Parlament | |
verteidigten Reform nicht, diese Argumente nun wieder hervorzuholen. | |
Aus zwei Gründen hielt es Macron 2019 nicht für ratsam, von den | |
Erwerbstätigen in Frankreich zu verlangen, für eine volle Altersrente zwei | |
Jahre länger zu arbeiten. Diese Maßnahme, so Macron damals, wäre politisch | |
unklug und provozierend: „Sie ist zu direkt, und ich habe versprochen, das | |
nicht zu tun. (Außerdem) wollen wir eine viel umfassendere, tiefer | |
greifende Reform mit der Schaffung eines Punktesystems.“ Die Idee mit einem | |
(undurchschaubaren) Punktesystem zur individuellen Rentenberechnung stieß | |
auf so viel Ablehnung, dass sie rasch aufgegeben wurde. | |
## Kosten bloß verschoben | |
Macrons zweiter Einwand gegen ein höheres Rentenalter bleibt aktuell: | |
„Solange wir in unserem Land das Problem der Arbeitslosigkeit nicht gelöst | |
haben, wäre es, ehrlich gesagt, geradezu heuchlerisch, die Altersgrenze | |
nach oben zu verschieben.“ Stellensuchende über 50 [2][haben es besonders | |
schwer, Arbeit zu finden]. Sie werden auf dem französischen Arbeitsmarkt | |
noch mehr diskriminiert als anderswo. Von den 60- bis 64-Jährigen waren | |
2021 gerade noch 38 Prozent berufstätig. De facto würde darum mit der | |
Erhöhung des Rentenalters die Zahl der ältesten Langzeitarbeitslosen und | |
der Langzeit-Krankgeschriebenen erhöht und somit Kosten bloß verschoben. | |
Was Macron 2019 wusste, will Macron 2023 nicht mehr wissen. Da er seit | |
seiner Wiederwahl zum Regieren keine Mehrheit mehr hat und die | |
Unterstützung der Konservativen benötigt, übernimmt er kurzerhand deren | |
ideologische Forderung „Die Franzosen müssen länger arbeiten!“, ohne sich | |
um die Langzeitfolgen für die Betroffenen zu scheren. | |
7 Feb 2023 | |
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## AUTOREN | |
Rudolf Balmer | |
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