# taz.de -- Papst besucht Südsudan: Ökumenischer Friedensruf | |
> Zum Abschluss seiner Afrikareise besucht Papst Franziskus das aktuell | |
> gefährlichste Land der Welt. Ihn begleiten die Leiter der anglikanischen | |
> Kirche. | |
Bild: Ein Priester hält eine Hostienschale mit einem Papstfoto während der Me… | |
Berlin taz | Nicht eine Million Menschen wie in Kongos Hauptstadt Kinshasa | |
am Mittwoch, aber immerhin 100.000 brachte Papst Franziskus am Sonntag auf | |
der zweiten und letzten Station seiner Afrikareise in Südsudans Hauptstadt | |
Juba zusammen. | |
In Kinshasa war die Papstmesse auf den Todestag des Demokratiehelden | |
Etienne Tshisekedi gefallen; in Juba fand sie im Mausoleum für den | |
Befreiungshelden [1][John Garang] statt, ohne dessen jahrzehntelangen Kampf | |
an der Spitze der Guerillabewegung SPLA (Sudan People’s Liberation Army) | |
das christliche Südsudan niemals die Freiheit erlangt hätte. | |
Garang war kurz nach der Unterzeichnung eines Autonomieabkommens im Jahr | |
2005 bei einem [2][Flugzeugabsturz] ums Leben gekommen, und die SPLA hat | |
sich davon nie erholt. Südsudan, seit 2011 [3][unabhängig], bleibt bis | |
heute ein [4][Bürgerkriegsland], zusammengehalten vor allem durch seine | |
christliche Identität in Abgrenzung vom muslimischen Sudan. | |
Fast die komplette Bevölkerung ist zum Überleben auf humanitäre Hilfe | |
angewiesen. In der UN-Rangliste der gefährlichsten Länder der Welt für | |
humanitäre Helfer belegt Südsudan aktuell den ersten Platz, noch vor | |
Afghanistan und Syrien. Erst am Donnerstag, einen Tag vor Eintreffen des | |
Papstes, starben vier lokale Mitarbeiter des Roten Kreuzes in der Stadt | |
[5][Kajo-Keji]. | |
„Sie wurden aus ihren Häusern geholt und kaltblütig ermordet“, [6][erklä… | |
die Organisation]. Das Massaker forderte nach Behördenangaben mindestens 21 | |
Tote. Als Täter gelten bewaffnete Viehhirten der Bor-Volksgruppe, die | |
Kajo-Keji überfielen, um sich für einen Angriff der Rebellengruppe NAS | |
(National Salvation Front) zu rächen. | |
## „Ändert eure Herzen!“ | |
John Garangs Witwe [7][Rebecca Nyandeng De Mabior] klagte angesichts | |
dessen, Südsudan habe wohl die Werte Garangs vergessen. „Er starb für euch. | |
Aber so wie jetzt die Menschen sterben, ist er wohl umsonst gestorben. | |
Ändert eure Herzen!“, [8][rief sie] am Samstag bei einem Gottesdienst in | |
der Kathedrale von Juba. Von dort aus zogen viele Gläubige auf das Gelände | |
des Garang-Mausoleums weiter, um dort auf den Papstauftritt am nächsten Tag | |
zu warten. | |
„Schluss mit Blutvergießen, Konflikten, Gewalt und gegenseitigen | |
Anschuldigungen!“, hatte der Papst bereits am Donnerstag nach seiner | |
Ankunft in Juba in einer [9][Rede im Präsidentenpalast] gefordert. Wie zwei | |
Tage zuvor im Kongo redete er auch im Südsudan den Machthabern ins | |
Gewissen. | |
„Der Prozess des Friedens und der Versöhnung erfordert einen Neuanfang“, | |
mahnte der Papst. „Zukünftige Generationen werden die Erinnerung an eure | |
Namen ehren oder löschen, je nachdem, was ihr jetzt tut.“ | |
Nach Südsudan reiste das Oberhaupt der katholischen Kirche gemeinsam mit | |
den englischen und schottischen Oberhäuptern der anglikanischen Kirche. Die | |
drei Christenführer traten gemeinsam auf, bei Treffen mit | |
Kriegsvertriebenen am Samstag und auch beim großen Abschlussgottesdienst am | |
Sonntag. | |
„Auch wenn unser Herz für das erlittene Unrecht blutet, sollten wir uns ein | |
für alle Mal weigern, Böses mit Bösem zu vergelten“, sagte Franziskus in | |
seiner Predigt. | |
Der anglikanische Erzbischof von Canterbury, John Welby, wurde direkter: | |
„Ich bitte darum, dass auf jeder Ebene, vom Präsidenten bis zum kleinsten | |
Kind, die Menschen die Gnade Gottes finden und sich wandeln, dass es | |
Frieden gibt und eine gute Regierung, dass niemand Geld stiehlt, dass | |
niemand für Vieh den Nachbarn tötet“, [10][predigte der Engländer]. „Wenn | |
Südsudan Frieden findet, dann findet die Welt Hoffnung. Die Frauen im | |
Kongo, die Flüchtlinge in Myanmar, die Soldaten in der Ukraine, sie werden | |
jubeln, wenn ihr Frieden findet.“ | |
5 Feb 2023 | |
## LINKS | |
[1] /!653969/ | |
[2] /!566952/ | |
[3] /Aufbau-im-Suedsudan/!5117014 | |
[4] /Fluechtlinge-im-Suedsudan/!5049644 | |
[5] /!1356350/ | |
[6] https://twitter.com/SSRCS/status/1621541467188518912 | |
[7] https://en.wikipedia.org/wiki/Rebecca_Nyandeng_De_Mabior | |
[8] https://www.sudanspost.com/vp-rebecca-nyandeng-says-husband-died-in-vain-as… | |
[9] https://twitter.com/AwangBoi/status/1621804527325249537 | |
[10] https://www.archbishopofcanterbury.org/speaking-writing/archbishop-justin-… | |
## AUTOREN | |
Dominic Johnson | |
## TAGS | |
Südsudan | |
Papst Franziskus | |
Katholische Kirche | |
Schwerpunkt Krieg in Sudan | |
Schwerpunkt Demokratische Republik Kongo | |
Papst Franziskus | |
Schwerpunkt Demokratische Republik Kongo | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Konflikt in Südsudan: Trügerische Ruhe in Juba | |
Am Haus des Ex-Geheimdienstchefs liefern sich Soldaten mit dessen | |
Sicherheitskräften Gefechte. Die Szenen erinnern an den Beginn des | |
Bürgerkrieges 2013. | |
Papst Franziskus in Kinshasa: Wer, wenn nicht der Papst? | |
Papst Franziskus hat gegen die Ausbeutung Afrikas eine klare Ansage | |
gemacht. Er gewinnt damit eine Autorität, die er woanders längst nicht mehr | |
hat. | |
Papst Franziskus in Kongo: Der Papst der klaren Worte | |
Bei seinem Besuch in Kinshasa übt Papst Franziskus scharfe Kritik an den | |
Zuständen – und spendet den Menschen Trost. | |
Papst Franziskus auf Afrikareise: Kongo im Papstfieber | |
Das Oberhaupt des Vatikans besucht die Demokratische Republik Kongo. Die | |
katholische Kirche dort ist eine der aktivsten und mutigsten der Welt. |