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# taz.de -- Überproduktion von Wein in Bordeaux: Winzer wollen weniger Wein
> Im westfranzösischen Bordeaux demonstrieren Hunderte Landwirte für höhere
> Stilllegungsprämien und Staatshilfen. Das soll die Überproduktion
> stoppen.
Bild: Es wird zu viel von dem Gesöff angebaut
Paris taz | Schweren Herzens müssen in einer der renommiertesten
Weinregionen zahlreiche Produzenten einen Teil der Weinstöcke ausreißen und
verbrennen. Etwas anderes bleibt ihnen nicht übrig, weil sie in schier
unüberwindbaren finanziellen Schwierigkeiten stecken. Die Produktionskosten
sind gestiegen, aber der Umsatz sinkt, vor allem wegen eines
zurückgegangenen Alkoholkonsums in [1][Frankreich]. Was ein Plus für die
öffentliche Gesundheit ist, hat die Bordeaux-Weinbauern in eine schwere
Krise geführt.
Längst nicht alle von ihnen verdienen so viel Geld wie die (oft
prominenten) Besitzer der weltberühmten und sehr teuren Grands Crus, deren
Prestige ungebrochen ist. Laut den regionalen Behörden und den
Berufsverbänden stehen 1.320 Bordeaux-Weinbauern vor dem Konkurs. Ihre
finanziellen Engpässe können nicht kurzfristig überwunden werden, weil sie
die Konsequenz von Strukturproblemen sind. Die Region hat sich der
veränderten Nachfrage und dem internationalen Wettbewerb nicht rechtzeitig
angepasst.
Die Behörden bieten den betroffenen Weinbauern eine „technische und
finanzielle Hilfe bei der Diversifizierung der Aktivitäten“ an. Sie werden
also aufgefordert, ihre Weinproduktion einzustellen und allenfalls auf
ihrem Land etwas anderes anzubauen. Nun soll rund ein Zehntel der gesamten
Anbaufläche, das heißt etwa 15.000 Hektar, aus dem Verkehr gezogen werden.
Für das „freiwillige“ Ausreißen der Weinstöcke wird eine Prämie angebot…
Die meisten Betroffenen wären nicht grundsätzlich gegen diese radikale
Maßnahme, auch wenn sie es vorzögen, dass ihnen der Staat auf andere Weise
aus der Klemme helfen könnte: zum Beispiel mit einer Verlängerung der
Zahlungsfristen für öffentliche Anleihen und Abgaben.
Bei einer Kundgebung haben Hunderte Winzer am Donnerstag vor der Präfektur
in Bordeaux wie schon am 6. Dezember zudem eine attraktivere Prämie für die
freiwillige Rodung verlangt. 10.000 Euro pro Hektar halten sie für
angemessen. Der französische Staat aber zögert, diese Umstellung mit bis zu
150 Millionen zu finanzieren, und spielt den Ball an die EU in Brüssel
weiter.
27 Jan 2023
## LINKS
[1] /Schwerpunkt-Frankreich/!t5008088
## AUTOREN
Rudolf Balmer
## TAGS
Landwirtschaft
Schwerpunkt Frankreich
Wein
Wein
Genuss
Schwerpunkt Pestizide
Lesestück Recherche und Reportage
Landwirtschaft
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