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# taz.de -- Energiequelle mit Potenzial: Abwärme oft ungenutzt
> Die gestiegenen Energiepreise rücken Abwärme als Energiequelle ins
> Blickfeld. Für die effiziente Nutzung fehlen jedoch Daten und Wärmenetze.
Bild: Energie von Rechenzentren fließt in Abwärme, die meist ungenutzt verpuf…
Freiburg taz | Gesagt ist es immer schnell: Wir müssen industrielle Abwärme
besser nutzen. Doch in der Praxis ist das nicht so leicht – vor allem, weil
es an Wärmenetzen fehlt und an den Informationen darüber, wo überhaupt
Abwärme anfällt. Jetzt soll unter anderem ein neues Energieeffizienzgesetz
Fortschritte bringen. Ein erster Entwurf liegt vor – [1][allerdings hat
sich die Regierung bisher nicht geeinigt], die Ressortabstimmung steht noch
aus.
Die Mengen an Abwärme in Deutschland sind erheblich. Die Deutsche
Energieagentur (Dena) bezifferte das Energieeinsparpotenzial durch die
Nutzung industrieller Abwärme einmal auf 450 Petajoule. Das sind 125
Milliarden Kilowattstunden im Temperaturbereich ab 60 Grad Celsius – und
entspricht dem Heizwert von 12 Milliarden Litern Öl. Im Jahr 2015
errechnete die Dena daraus ein Einsparpotenzial von etwa 5 Milliarden Euro.
Heute ist [2][angesichts gestiegener Energiepreise] mit entsprechend
höheren Einsparmöglichkeiten zu rechnen.
Deshalb denken Politik, Wirtschaft und Wissenschaft vermehrt darüber nach,
wie die industrielle Abwärme besser genutzt werden kann. Ein komplexes
Unterfangen: Zum einen fehlt es an Daten, auf deren Grundlage die Erzeuger
der Abwärme und potenzielle Abnehmer zusammenfinden können. Zum anderen
gibt es vielerorts nicht genug Wärmenetze. Seit 2018 sank die Trassenlänge
der deutschen Fernwärmenetze nach Zahlen des Energieeffizienzverbandes AGFW
sogar geringfügig – nachdem sie zuvor zwei Jahrzehnte lang leicht
angestiegen war.
Einzelne Bundesländer wollen nun gegensteuern und Daten erheben.
Baden-Württemberg geht voran: Das Land hat bereits vor zwei Jahren die 103
größten Städte verpflichtet – das sind jene mit mehr als 20.000 Einwohnern
–, alle relevanten Wärmedaten zusammenzutragen. Bis Ende 2023 müssen die
Städte einen Plan dafür entwickeln, wie der gesamte Wärmesektor bis 2050
klimaneutral werden kann. Für das Jahr 2030 sind Zwischenziele zu
definieren. Außerdem sollen alle relevanten Abwärmequellen erfasst werden.
## Energieeffizienzgesetz soll IT-Branche in die Pflicht nehmen
Nun ist natürlich nicht jede Abwärme wirtschaftlich verwertbar; sei es,
weil das Temperaturniveau zu gering ist, oder weil sich in vertretbarer
Entfernung der Wärmequelle schlicht kein Abnehmer findet. Daher lässt sich
die Nutzung von Abwärme kaum vorschreiben. Martin Pehnt, Wissenschaftlicher
Geschäftsführer des Instituts für Energie- und Umweltforschung Heidelberg
(ifeu), schlägt vor: „Produzenten von industrieller Abwärme könnten unter
bestimmten Bedingungen verpflichtet werden, diese zu marktgerechtem Preis
anzubieten.“ Damit würde immerhin das Angebot offenkundig – und zumindest
in einem Teil der Fälle könnten sich Abnehmer finden.
Deutlicher denn je wird das Dilemma der Abwärmenutzung im neuen
Energieeffizienzgesetz. Dieses soll explizit die IT-Branche verpflichten,
die Abwärme ihrer Server nutzbar zu machen. So sollen die Betreiber großer,
neuer Rechenzentren sicherstellen, dass ab dem Jahr 2025 bereits 30 Prozent
und ab 2027 sogar 40 Prozent der Abwärme genutzt wird.
Schließlich produzieren deutsche [3][Rechenzentren mit ihrem
Stromverbrauch] von aktuell 17 Milliarden Kilowattstunden pro Jahr
entsprechende Mengen an Abwärme. Der Digitalverband Bitkom verweist darauf,
dass die überwiegende Mehrheit der Rechenzentren schon jetzt bereitwillig
ihre Abwärme abgebe – es mangele jedoch auch hier an Abnehmern und
Wärmenetzen.
Deshalb fordert auch die Deutsche Unternehmensinitiative Energieeffizienz
(Deneff) „transparente öffentliche Wärmeregister und eine stringente
Wärmeleitplanung“. Nur so könne man die Abnahme von Abwärme in Zukunft
sicherstellen.
27 Jan 2023
## LINKS
[1] /Energieverbrauch-senken/!5908880
[2] /Entlastung-wegen-Energiepreisen/!5907697
[3] /Strom--und-Gasknappheit-in-Irland/!5902451
## AUTOREN
Bernward Janzing
## TAGS
Schwerpunkt Klimawandel
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